Erpressungsversuch gegen Amazon-Chef: Trumps Feind ist unser Feind
Amazon-Chef Jeff Bezos wirft dem „National Enquirer“ Erpressung vor. Nicht das erste Mal, dass das Blatt versucht, Trump-Gegner mundtot zu machen.
Jeff Bezos wird laut eigenen Angaben vom us-amerikanischen Magazin National Enquirer erpresst. In der Nacht zu Freitag (deutscher Zeit) veröffentlichte der Amazon-Gründer E-Mails, in denen ihm gedroht wird, sehr intime Fotos zu veröffentlichen.
Worum es geht? Erstens: Um die erstaunliche Nähe von AMI – American Media Inc., die Muttergesellschaft hinter dem Enquirer – und dessen Chef David Pecker zu Saudi-Arabiens Herrschern, für die AMI sogar ein eigenes Hochglanz-Magazin in den USA auf den Markt brachte, Titel: The New Kingdom.
Zweitens: Um die Veröffentlichung intimer Textnachrichten von Bezos und dessen neuer Lebensgefährtin Lauren Sanchez vor einigen Wochen im – natürlich – Enquirer.
Drittens: Um das damit plötzlich gestiegene Interesse des Multimilliardärs Bezos für den Enquirer und das Leck, das die Nachrichten weitergab. Er setzte ein eigenes Team darauf an, sich den Enquirer und dessen Methoden mal etwas genauer anzuschauen – und im Zuge dessen wohl auch die Verbindung zwischen Saudi-Arabien und AMI. „Das scheint einen sensiblen Nerv getroffen zu haben“, schreibt Bezos. Denn wenn die von ihm veröffentlichten Mails echt sind, scheint AMI genau diese Untersuchungen – und deren Ergebnisse – unbedingt unterdrücken zu wollen. Denn AMI will, dass Bezos publik macht, dass er keine Belege dafür habe, dass die Berichterstattung von American Media „politisch motiviert oder von politischen Kräften beeinflusst“ sei. Dann würde der Enquirer auch von einer Veröffentlichung der Fotos absehen.
Viertens: Um die Freundschaft zwischen AMI-Chef Pecker und US-Präsident Donald Trump, für dessen Chancen auf die Präsidentschaft er schon einmal jemanden zum Schweigen bringen wollte.
Trump, Cohen, ein Playmate
Denn dass die Arbeit von American Media politisch motiviert ist oder von politischen Kräften beeinflusst wird, hat American Media mittlerweile selbst zugegeben – nicht im Zusammenhang mit Saudi-Arabien, sondern im Zuge der Verurteilung von Donald Trumps Ex-Anwalt Michael Cohen. In der damaligen Veröffentlichung der Staatsanwaltschaft steht, dass AMI zugegeben hat, 150.000 Dollar bezahlt zu haben, um in Absprache mit der Präsidentschaftskampagne eines Kandidaten sicherzustellen, dass eine Frau schädigende Anschuldigungen nicht vor der Wahl Ende 2016 veröffentlicht.
Der Präsidentschaftskandidat war Donald Trump. Die Frau war das ehemalige Playboy-Model Karen McDougal, mit der Trump einst eine Affäre gehabt haben soll. „Catch and Kill“, heißt das, was der Enquirer damals machte: Mc Dougal die Exklusivrechte an der Geschichte abkaufen („Catch“) und sie dann nicht veröffentlichen („Kill“).
Wohl ein Freundschaftsdienst – von Pecker für Trump.
Und Jeff Bezos , der nicht nur Chef von Amazon, sondern auch der Besitzer der Washington Post ist, gilt als natürlicher Feind des selben Präsidenten. „Es ist unvermeidbar, dass bestimmte mächtige Menschen, die von der Berichterstattung der Washington Post betroffen sind, fälschlicherweise den Schluss ziehen, dass ich ihr Feind sei“, schreibt Bezos dazu.
Alle beide gegen Bezos
Hinzu kommt, dass Jamal Khashoggi, der saudische Journalist, der im Oktober im Konsulat Saudi-Arabiens in Istanbul ermordet wurde, ein Autor der Washington Post war. Trump hielt damals zu den Saudis. Pecker hält zu Trump. Und wohl auch zu den Saudis. Und alle beide sind gegen Bezos.
Aber Pecker und AMI haben sich diesmal wohl den falschen Feind ausgesucht. „Wenn ich, in meiner Position, mich nicht gegen diese Art von Erpressung wehren kann, wer dann?“, schreibt Bezos. Und: „Natürlich will ich nicht, dass private Fotos veröffentlicht werden, aber ich will auch nicht mitspielen bei deren bekannter Praxis aus Erpressung, politischen Gefälligkeiten, politischen Attacken und Korruption.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen