Schwere Vorwürfe von US-Finanzminister: „Amazon hat Einzelhandel zerstört“
Trump mag Amazon ohnehin nicht, jetzt nimmt die US-Regierung den Online-Riesen richtig unter Beschuss. Amazon verteidigt sich gegen die Kritik.
Washington rtr | Die US-Regierung erhöht den Druck auf den Internet-Riesen Amazon. Der Online-Händler „hat den Einzelhandel in den Vereinigten Staaten zerstört“, sagte Finanzminister Steven Mnuchin am Mittwochabend dem Sender CNBC. Er sehe den Ergebnissen einer Prüfung des Justizministeriums zuversichtlich entgegen. Dieses untersucht, ob Tech-Giganten in den USA gegen wettbewerbsrechtliche Vorgaben verstoßen.
Namen von Unternehmen hatte das Ministerium nicht genannt – aber Mnuchin nannte Amazon im Zusammenhang mit der Untersuchung. „Ich habe keine andere Meinung, als dass es absolut richtig ist, dass der Justizminister diese Fragen untersucht, und ich freue mich darauf, seine Empfehlungen an den Präsidenten zu hören“, sagte er.
US-Präsident Donald Trump hatte sich immer wieder kritisch über Amazon geäußert. Unter anderem hat die Washington Post, die Amazon-Chef Jeff Bezos gehört, durch ihren kritische Berichterstattung seinen Zorn auf sich gezogen.
Amazon verteidigte sich gegen die Kritik. 90 Prozent aller Verkäufe in den USA würden noch immer in Läden getätigt. „Heute machen unabhängige Verkäufer mehr als 58 Prozent der physischen Brutto-Warenverkäufe bei Amazon aus, und ihre Verkäufe sind doppelt so schnell gewachsen wie unsere eigenen und erreichten 2018 insgesamt 160 Milliarden Dollar“, fügte ein Sprecher hinzu.
Mit Walmart erbitterter Kampf um Kunden
Der Online-Riese expandiert stark im US-Einzelhandel – und nicht nur dort. In den USA liefert sich Amazon unter anderem mit dem Handelsriesen Walmart einen erbitterten Kampf um Kunden. Amazon setzt dabei auch auf den klassischen Handel in Geschäften und hatte die US-Supermarktkette Whole Foods übernommen.
Das US-Justizministerium hatte erst am Dienstag eine umfangreiche Untersuchung der Wettbewerbspraktiken großer Technologie-Konzerne angekündigt. Sollten Gesetzesverstöße festgestellt werden, werde man „entsprechend handeln“, hatte das Ministerium erklärt. Geprüft werden solle, „ob und wie führende Online-Plattformen Marktmacht erlangt haben und sich an Praktiken beteiligen, die den Wettbewerb dämpfen, Innovationen erstickt oder anderweitig den Verbrauchern geschadet haben“.
Man werde Fragen zu dem Verhalten in den Bereichen Suche, soziale Medien und bei einigen Einzelhändlern nachgehen, hieß es. Die Technologieunternehmen sehen sich in den Vereinigten Staaten, aber auch in vielen anderen Ländern mit der Sorge von Wettbewerbern, Gesetzgebern und Verbraucherschützern konfrontiert, dass sie zu viel Macht haben und Anwendern und Konkurrenten schaden.
Trump hatte Amazon immer wieder ins Visier genommen. Die Washington Post verbreite falsche Nachrichten, sei ein Lobby-Instrument Bezos', ein Feind des amerikanischen Volkes und eine Schande für das Land. Amazon nutze zudem die US-Post als „Laufburschen“ für wenig Geld aus und müsse Steuern zahlen.
Leser*innenkommentare
Josef Hahn
Man könnte auch mal fragen, ob die Gesellschaft hätte kritischer sein müssen. Ist es denn immer nur der Anbieter schuld, wenn ein Angebot nicht gut ist? Oder fällt auf den Konsumenten auch die Pflicht, kritisch zu hinterfragen?
Heute stellt ihr euch die Bude voll mit Bezos Wanzen. In fünf Jahren guckt ihr wieder alle blöd... Da war's dann wieder "der Lauf der Zeiten"...