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Eröffnung der Skisprung-SaisonHoffen auf den Leistungssprung

Markus Eisenbichler will in dieser Saison zu den besten drei Skispringern gehören. Am Wochenende startet der erste Weltcup in Wisla.

Viel Potential: Eisenbichler möchte seine guten Ergebnisse der Vorsaison toppen Foto: imago

Endlich ist sie für Markus Eisenbichler vorbei, die Sommerzeit. Wobei es keineswegs so ist, dass der Skispringer die warme Jahreszeit nicht auch genießen würde. Vom heimischen Siegsdorf zieht es den 28-Jährigen immer wieder auf die Berge. „Nach dem Training habe ich abends Zeit, dass ich schnell noch eine Wanderung mache oder zum Klettern gehe“, sagt er. Daran lässt er über die sozialen Medien seine Fans teilhaben.

Jetzt aber geht die Skisprung­saison wieder los. An diesem Wochenende beginnt sie mit dem ersten Weltcup im polnischen Wisla. „Skispringen ist das, was ich liebe“, sagt der Bayer über seine wahre Leidenschaft. Und so wie er das sagt, ist das nicht nur so dahingesagt, weil es sich gut anhört. Markus Eisenbichler ist so – bodenständig, geradeheraus, grundehrlich.

Natürlich hatte Eisenbichler in den vergangenen Monaten viele Einladungen bekommen. Schließlich hatte er bei den Weltmeisterschaften in Seefeld dreimal Gold gewonnen, hatte die Vierschanzentournee als Zweiter hinter Grand-Slam-Sieger Ryoyu Kobayashi beendet, hatte beim Saisonfinale beim Skifliegen in Planica seinen ersten Weltcupsieg errungen. Doch nur zu wenigen Empfängen ist er auch gegangen. „Wenn etwas gegen einen Termin gesprochen hat, dann habe ich abgesagt“, erzählt er. Ganz freiwillig ist er dagegen ins Altersheim im oberbayerischen Siegsdorf gegangen. Dorthin, wo auch seine Oma lebt.

Die ist einer seiner größten Fans. „Meine Oma fiebert immer vorm Fernseher mit. Die erzählt dann, wie begeistert alle sind. Die sagen: „Das ist einer von uns“, verrät der Skisprungweltmeister. Deshalb war es für ihn eine Selbstverständlichkeit sich einen Nachmittag zu den älteren Menschen zu setzen und ihnen aus seinem Leben als Profisportler zu erzählen. Im Gegenzug habe er auch viel mitgenommen. „Ich habe extrem fitte Leute mit 96 Jahren getroffen“, sagt er. Und er wird im selben Moment nachdenklich. „Aber man sieht auch Schicksale wie meinen ehemaligen Schulleiter, der noch nicht so alt ist, aber nach drei Schlaganfällen nicht mehr so fit ist.“

Der Fluch der Tournee

Nicht nur beim Besuch der Senioren, sondern auch im Vergleich zu so manchem Gleichaltrigen erkennt Markus Eisenbichler, dass er sich in einer privilegierten Situation befindet. „Viele, die mit mir in jungen Jahren mit dem Sport begonnen und genauso viel Freude daran hatten, haben es nicht so weit gebracht“, erzählt der Skispringer, der in der vergangenen Saison von den Fans bejubelt wurde. Deswegen gibt er ganz offen zu: „Ich freue mich, dass ich das machen kann, was ich mache.“

Dies will er in diesem Winter wieder besonders gut tun. „Die Top-3 sind das Ziel“, sagt er. In der vergangenen Saison war er im Weltcup-Ranking Siebter geworden, weil er zum Ende des Winters etwas die Form verloren hatte. Nun also die Top-3. Warum? „Die Tournee gewinnt man nur, wenn man konstant unter den besten drei platziert ist“, sagt er. „Die Tournee ist ein bisschen ein Fluch, letztes Jahr wäre es fast so weit gewesen. Mal schauen“, sagt der DSV-Adler. In seiner Einschätzung bekommt der 1,75 Meter große Springer Beistand von Stefan Horn­gacher. „Markus kann noch besser springen“, sagt der neue Bundestrainer, „im Training zeigt er immer wieder, dass er sich noch einmal weiterentwickelt hat.“

Diese nochmalige Leistungssteigerung benötigt das deutsche Team auch dringend. Denn nach Ex-Weltmeister Severin Freund, der punktuell wieder eingesetzt wird, hat sich im Sommer auch Olympiasieger Andreas Wellinger das Kreuzband gerissen.

Auch wenn der Bayer dies nicht wahrhaben will, trotz eines Richard Freitag, eines Stefan Leyhe und eines Karl Geiger ist Eisenbichler das Gesicht des deutschen Skispringens. „Wir haben kein Gesicht, wir sind ein gutes Team“, sagt er in aller Bescheidenheit, „ich war eben der Beste im Gesamtweltcup und bei der Weltmeisterschaft.“ Aber wenn er an dieser Position in die nächste Sommerzeit gehen würde, hätte Markus Eisenbichler auch nichts dagegen.

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