Erneut Messerattacken in Jerusalem: Angriffe auf Israelis
Mehrere Menschen wurden in Jerusalem Ziel von Messerangriffen. Bereits am Sonntag waren vier Israelis verletzt worden.
Beim ersten Anschlag am Morgen griff ein Palästinenser am Eingang zur historischen Altstadt einen Polizisten an. Sein Messer prallte an der kugelsicheren Weste des Beamten ab, der unverletzt blieb. Er zog seine Dienstwaffe und erschoss den Angreifer. Wenige Stunden später stach eine 16-jährige Palästinenserin vor der Zentrale der israelischen Polizei mit einem Messer auf einen Ordnungshüter ein. Dieser erlitt leichte Verletzungen. Kollegen eröffneten das Feuer auf die Attentäterin und verletzten sie schwer.
Zwei Palästinenser griffen kurz darauf in der jüdischen Siedlung Pisgat Seew im arabischen Osten von Jerusalem zwei junge Israelis mit Messern an. Einer von ihnen wurde schwer, der andere leicht verletzt. Die Attentäter flohen. Der eine wurde von einem Auto niedergestoßen und verletzt, der andere von Polizisten erschossen.
In der Nacht zum Montag raste ein Palästinenser in der nördlichen Küstenstadt Chadera mit seinem Wagen in eine Menschengruppe an einer Bushaltestelle. Anschließend stieg er aus und verletzte mit einem Messer vier der Wartenden, unter ihnen eine 19-Jährige, schwer. Der Attentäter wurde festgenommen.
Die Polizei nahm indes den Führer der Nordsektion der Islamischen Bewegung, Jussuf Abu Gama, fest. Die Behörde werfe ihm Aufhetzung zur tätlichen Gewalt vor, berichtete die Webseite jpost.com am Montag. Die Islamische Bewegung ist ein Ableger der ägyptischen Muslimbruderschaft, kann aber derzeit in Israel legal agieren.
Streit um Besuchs- und Gebetsrechte
Die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu macht die Propaganda und Agitation der Islamischen Bewegung sowie der weltlichen und religiösen Parlamentsabgeordneten der Vereinigten Arabischen Liste für die jüngste Welle von Terrorattacken und gewalttätigen Protesten in Israel und den palästinensischen Gebieten verantwortlich. Zuletzt hatte Netanjahu erklärt, ein Verbot der radikalen Nordsektion der Islamischen Bewegung prüfen zu lassen.
Tatsächlich befeuert der Streit um die Besuchs- und Gebetsrechte auf dem Plateau des Tempelbergs in der Jerusalemer Altstadt die jüngste Gewaltwelle. Die Stätte mit dem muslimischen Felsendom und der Al-Aksa-Moschee gilt sowohl Juden wie auch Muslimen als heilig. Beten dürfen dort nach geltenden Vereinbarungen aber nur Muslime.
Zur Zeit der jüdischen religiösen Feste im Vormonat durfte eine größere Zahl von Juden – unter ihnen auch Vertreter radikaler Strömungen und der ultra-rechte Landwirtschaftsminister Uri Ariel – das Tempelberg-Plateau besuchen. Palästinensische Politiker und Geistliche leiteten daraus die Schlussfolgerung ab, dass Israel den Status des Tempelberg-Plateaus zu ändern gedenkt.
Netanjahu bestritt dies allerdings. Seit Monatsbeginn fielen der Gewalt in Israel und den besetzten Gebieten vier Israelis und 26 Palästinenser zum Opfer. Zahlreiche Menschen wurden auf beiden Seiten verletzt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Autounfälle
Das Tötungsprivileg
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Verkehrsvorbild in den USA
Ein Tempolimit ist möglich, zeigt New York City
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich