piwik no script img

Ermittlungen im Todesfall Pablo NerudaSpur führt zur CIA

Der Literaturnobelpreisträger Pablo Neruda war für seine Liebesgedichte berühmt. Nun entspinnt sich 40 Jahre nach seinem Tod ein Polit-Krimi um seine mögliche Ermordung.

Pablo Nerudas Leiche wird für die Gerichtsmedizin exhumiert. Bild: dpa

SANTIAGO ap | Vierzig Jahre nach dem Tod des Dichters Pablo Neruda gibt es offenbar neue Indizien für seine Ermordung während der Militärdikatur in Chile. Ein Richter ordnete neue Ermittlungen an, um den möglichen Giftmörder Nerudas zu finden, wie am Samstag bekannt wurde. Nach Angaben eines Anwalts gibt es Hinweise auf die mögliche Verstrickung eines CIA-Doppelagenten.

Die Leiche des Literaturnobelpreisträgers war am 8. April exhumiert worden. Neruda starb 1973 wenige Tage nach dem Militärputsch gegen den linken chilenischen Präsidenten Salvador Allende, mit dem der Dichter befreundet gewesen war.

Offiziell wurde ein Krebsleiden als Todesursache angegeben. Doch glaubten Vertraute an einen Giftmord durch Unterstützer des Militärmachthabers Augusto Pinochet und erwirkten die Exhumierung.

Eduardo Contreras, ein mit dem Fall betrauter Anwalt, sprach von neuem Beweismaterial für die Giftmordthese. So habe der Arzt Sergio Draper ursprünglich angegeben, er sei zum Todeszeitpunkt am 23. September 1973 bei Neruda gewesen.

Nun habe Draper seine Aussage revidiert und erklärt, stattdessen sei ein anderer Arzt namens „Price“ bei dem Dichter gewesen. Dieser Price taucht in den Krankenhausakten nicht auf. Draper gibt nach Darstellung des Anwalts an, ihn nie wieder gesehen zu haben.

Die Beschreibung von Price als blond und blauäugig passe jedoch auf den CIA-Doppelagenten Michael Townley, der unter Pinochet mit der chilenischen Sicherheitspolizei zusammengearbeitet habe.

CIA-Mörder im Zeugenschutzprogramm

Townley wurde später in ein US-Zeugenschutzprogramm aufgenommen. Er hat zugegeben, Pinochet-Kritiker in Washington und Buenos Aires getötet zu haben.

Neruda hatte sich eigentlich nach dem Putsch aus Chile absetzen wollen. Kurz vor seiner Flucht ins Exil begab er sich jedoch wegen seines Krebsleidens in ein chilenisches Krankenhaus. Dort soll er eine Injektion bekommen haben. Anwalt Contreras sagte, es sei wichtig den Mann zu finden, der dies angeordnet habe.

Nach der Exhumierung hatten Rechtsmediziner mit umfangreichen Tests an Nerudas Leiche begonnen. Anfang Mai gaben sie als Zwischenergebnis bekannt, dass Nerudas Krebsleiden bereits weit fortgeschritten gewesen sei. Er habe bereits Metastasen gehabt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!