Ermittlungen gegen Polizisten in Paris: Er sagte sieben Mal „Ich ersticke“
Im Januar starb der Lieferfahrer Cédric Chouviat bei einer Polizeikontrolle. Gegen die vier beteiligten Beamten läuft ein Untersuchungsverfahren.
Jetzt gibt es neue Einzelheiten, die den Fall in ein neues Licht stellen. Die Zeitung Le Monde und das Onlinemagazin Médiapart hatten Einblick in die Untersuchungsakten. Aufgrund der Transkription der sichergestellten Tonaufnahmen soll Cédric Chouviat zuletzt sieben Mal den Beamten gesagt haben: „Ich ersticke!“ Wie im Fall George Floyd in Minneapolis reagierten die Polizisten nicht auf diese Worte. Kurz darauf verlor Chouviat das Bewusstsein, die Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos.
Urteil gegen Polizist wegen Prügelattacke auf 62-Jährige
Die Videos von der Festnahme Cédric Chouviats dienen jetzt auch der Aufklärung. Gegen die vier Beamten, drei Männer und eine Frau, läuft ein Untersuchungsverfahren. Am Montag mussten sie sich einem Verhör durch die Ermittler der Polizeiinspektion stellen. Die Aufnahmen, von denen eine von der an der Aktion beteiligten Polizistin stammt, belegen laut den Medien auch, dass die Beamten den Lieferanten geschubst und verbal provoziert haben, damit sie ihm als Motiv für eine Festnahme „Widerstand“ oder „Beschimpfung“ anlasten könnten. Chouviat habe sie bloß als „Clowns“ und „Kasper“ bezeichnet und gesagt, sie sollten sich nicht lächerlich machen.
Unter dem Eindruck der weltweiten Solidarität mit George Floyd wollte Innenminister Christophe Castaner den Würgegriff in Frankreich gerade erst verbieten. Wegen Protests der Polizeiverbände und der rechten Opposition hatte der Minister das Verbot aber wieder zurückgenommen.
Derweil ist am Dienstag ein Polizist wegen einer Attacke auf eine Gelbwesten-Demonstrantin zu 18 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Das Straßburger Strafgericht sprach den Mann schuldig, eine 62-Jährige bei einer Kundgebung im Januar 2019 mit seinem Schlagstock traktiert zu haben. Der Polizist darf nun fünf Jahre lang keine Waffe tragen und gilt als vorbestraft.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Preiserhöhung bei der Deutschen Bahn
Kein Sparpreis, dafür schlechter Service
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Ansage der Außenministerin an Verbündete
Bravo, Baerbock!
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Housing First-Bilanz in Bremen
Auch wer spuckt, darf wohnen