Ermittlungen an der Wall Street: 26 Finanzfirmen im Visier des FBI
Die US-Bundespolizei wirft ein Auge auf die krisengeschüttelte Kreditbranche. Es gibt offenbar Hinweise auf Hypothekenbetrug. Und womöglich haben Bankiers durch Desinformation die Krise geschürt.
BERLIN taz Wegen des Verdachts auf Betrug ermittelt die US-Bundespolizei FBI gegen insgesamt 26 Finanzunternehmen, darunter vier Unternehmen im Zentrum der Finanzkrise der letzten Wochen: die Banken Lehman Brothers, Fannie Mae, Freddie Mac und der Versicherungskonzern AIG. Ermittelt wird gegen die Firmen insgesamt und ihre Geschäftsführer.
Geklärt werden soll, ob die Unternehmen beziehungsweise die einzelnen Manager durch Fehlinformationen zum finanziellen Desaster beigetragen hätten. Konkret geht es zum Beispiel um gestreute Gerüchte, Lehman Brothers und Bear Stearns hätten so hohe Abschreibungen hinnehmen müssen, dass ihnen der Kollaps drohe. Prompt verloren die Aktien der Unternehmen rasant ihren Wert, im Fall von Lehman Brothers um rund 70 Prozent - bis schließlich der Konkurs folgte. Das Gerücht war zum Selbstläufer geworden, zur klassischen "self-fulfilling prophecy". Das FBI will nun klären, ob und wenn ja von wem diese Falschinformationen gezielt gestreut wurden, in deren Folge die Unternehmen so rasant abstürzten.
Aber bei den polizeilichen Ermittlungen im Zuge der Finanzkrise geht es nicht nur um Falschinformationen. Als im Juni bereits Bundesermittler wegen Verschwörung und Versicherungsbetrug gegen zwei Bear-Stearns-Manager in Aktion traten, sagte Vizejustizminister Mark R. Filip, die Kreditkrise "umfasst eine Vielfalt von kriminellen Handlungen, die sich als verheerend für die amerikanischen Familien herausgestellt haben."
Neben den 26 größeren Verfahren ermittelt das FBI außerdem in rund 1.400 weiteren Fällen gegen kleinere Unternehmen und Einzelpersonen wegen des Verdachts des Kreditbetrugs. Dennoch, berichtet am Mittwoch die New York Times, sei das FBI unter starke Kritik geraten. Die Ermittlungen, so heißt es, müssten viel breiter angelegt werden und die Finanzkrise und ihre Ursachen insgesamt untersuchen. Justizminister Michael B. Mukasey, berichtet das Blatt weiter, habe Forderungen nach einer Sonderermittlungskommission wie 2002 nach dem Zusammenbruch des Energieunternehmens Enron wegen mannigfaltiger Bilanzfälschungen allerdings abgelehnt.
Leser*innenkommentare
Dr. Robb Kvasnak
Gast
Es mag trivial klingen, aber der Artikel weist einen Fehler auf: Hier in den USA haben wir kein Parlament sondern einen Kongress. Die Regeln und der Aufbau unseres Kongresses entsprechen nicht denen des Parlaments.
Andererseits, vielen Dank taz. Die Zeitungen hier in Südflorida haben nicht von den FBI-Untersuchungen berichtet!
Palgen
Gast
Also der nicht von Alzeimer heimgesuchte Beobachter erinnert sich dass 2001 ein Börsenkrach war, dann wurde mit Gerichten gedroht (schlussendlich wurde keiner denk ich verurteilt). Dann kam der 11/09 komisches Datum, weil es wie Faust aufs Auge an den pinochet Putsch erinnerte und an die unrühmliche Rolle der USA insbesondere eines H Kissinger.
Als dies alles nicht reichte musste Saddam den Kopf hinhalten!
Von Krise zu Krise schaufeln sich die USA ins Grab, retten kann sie keiner, denn wer durch das Geld lebt, wird durch das Geld sterben.
Viele Hunde sind des Hasens Tod.
Aber trotzdem wird jetzt versucht sich als mächtig aufzusielen, und zB in Georgien gezeigt wer Muskeln hat.
Der lachende Dritte: Volksrepublik China.
Ein Ameisenhaufen mit 1.3 Milliarden Schaufeln... aber leider mit A-Bomben versehen! Und jeder Tag frisst sich der Wurm tiefer und tiefer ins marode Gebälk, bis es zusammenfällt.
Die Ameise lächelt weiter...