piwik no script img

Erfolgreiche Volksabstimmung in ParisMehr Grün auf den Straßen

Eine Volksabstimmung fordert mehr Grünzonen und weniger Autos in Paris. Die Wahlbeteiligung war gering, Bürgermeisterin Hidalgo unbeeindruckt.

Verkehrsberuhigtes Seineufer Foto: imago

Paris taz | In einer Bür­ge­r*in­nen­be­fra­gung haben sich 66 Prozent der an der Abstimmung Teilnehmenden für 500 zusätzliche autofreie und bepflanzte Straßen in Paris ausgesprochen. Die Hauptstadt soll damit fußgängerfreundlicher werden. Das Ergebnis der Konsultation möchte die Bürgermeisterin Anne Hidalgo als Zustimmung zu ihrem verkehrspolitischen Programm werten.

Es war bereits die dritte Befragung in diesem Stil. Und wie bei den früheren Anlässen war die Beteiligung beschämend niedrig. Nur gerade 56.000 von 1,4 Millionen Stimmberechtigten über 16 Jahren, das heißt 4 Prozent, bemühten sich in eines der 200 Wahllokale.

Ist dies zu wenig, um von einer demokratischen Willenskundgebung zu sprechen? Hidalgos kommunalpolitische Erzfeindin, die derzeitige Kulturministerin Rachida Dati, höhnte: „Die sehr schwache Beteiligung belegt das Scheitern dieser partizipativen Scheindemokratie.“

Immerhin gab die Stadtregierung aber allen, die sich für eine Ja- oder Nein-Stimme begeistern oder empören können, die Gelegenheit, mit ihren Stimmzetteln mitzureden.

Au­to­fah­re­r*in­nen sind sauer auf Hidalgo

Die Sozialistin Hidalgo regiert Paris seit zehn Jahren an der Spitze einer rot-grünen Koalition. Populär ist sie in bestimmten Bevölkerungskreisen schon lange nicht mehr. Die an ihren Motorfahrzeugen hängenden Au­to­mo­bi­lis­t*in­nen nehmen es ihr übel, dass sie zu Gunsten der Fahrräder und Fuß­gän­ge­r*in­nen immer mehr Platz verlieren und die erlaubte Höchstgeschwindigkeit im Zen­trum auf 30 km/h und auf 50 auf der Ringautobahn Périphérique gesenkt wurde.

In einem Jahr finden in ganz Frankreich Kommunalwahlen statt und Hidalgo hat bereits angekündigt, dass sie nicht für ein drittes Mandat antreten will. Ihre umweltpolitischen Zielsetzungen möchte sie aber vorher, ungeachtet der scharfen Attacken der konservativen Opposition, bis zum Schluss weiterverfolgen.

Die demokratische Mitsprache soll dabei fortgesetzt werden: In jedem der 20 Stadtbezirke (Arrondissements) werden nun Konsultationen stattfinden, bei denen festgelegt wird, in welchen Quartieren welche Straßen mit Bäumen und Blumenbeeten bepflanzt werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Warum "beschämend" gering. Die mangelnde Beteiligung kann auch aus einer- Weiter so - Stimmung kommen. Die, die stark gegen etwas sind, tun sich in der Regel schon kund....Dass Demokratie oft mit mässiger Beteiligung einhergeht ist ja nicht nur in Paris so. Aber 56.000 Stimmen dafür sind dann ja schon viele Befürworter*innen.

  • 96 % haben nicht an der Umfrage teilgenommen. Warum wohl?