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Erfolg der chinesischen KI DeepSeekKapital ist nicht alles

Raoul Spada
Kommentar von Raoul Spada

Der Erfolg von DeepSeek zeigt: Auch Europa ist bei der KI-Entwicklung weiter im Rennen. Die Überbewertung der US-Tech-Giganten macht sie verwundbar.

Das chinesische DeepSeek sorgt an den Börsen weltweit für Turbulenzen Foto: Issei Kato/reuters

D ie Aufregung ist groß. Der plötzliche KI-Erfolg des chinesischen Unternehmens DeepSeek schlägt ähnlich stark in die prall aufgeblasenen Marktbewertungen von Tech-Unternehmen ein, wie es vor zwei Jahren schon ChatGPT tat. Die neu entwickelte künstliche Intelligenz „DeepSeek-R1“ kommt überraschend ganz ohne Hochleistungschips aus den USA aus. Bislang waren viele davon ausgegangen, dass die Chips amerikanischer Unternehmen für das Training von KI-Modellen unerlässlich seien. Die wahnwitzig hohen Kursstürze nehmen Trump, Musk und Zuckerberg das Monopol auf die ganz großen KI-Schlagzeilen.

Aber selbst wenn ein vergleichsweise kleines Unternehmen mit augenscheinlich geringem finanziellen Aufwand eine KI entwickeln kann, die mit OpenAI und Co mithalten kann, bleiben leistungsstarke Mikrochips und große Rechenzentren bedeutend. Doch der Erfolg von DeepSeek beweist, dass China, die EU und auch Deutschland bei der KI-Entwicklung weiter im Rennen sind. Nicht nur der Digitalverband Bitkom und die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer zeigten sich nach dem Überraschungserfolg auch gleich zuversichtlich.

Auch Digitalminister Volker Wissing weist auf die Bedeutung der Nachricht für Deutschland hin: Die USA würden zwar viel Kapital mobilisieren können, um Dinge schnell auf den Markt zu bringen. „Aber Forschung und Entwicklung, das können wir auch im Bereich von künstlicher Intelligenz genauso gut.“

Wette auf die Zukunft

Er hat damit recht, dass absolut nichts gegen den Erfolg einer deutschen oder europäischen KI spricht. Er hat aber auch recht damit, im gleichen Atemzug das verfügbare Kapital in den USA zu erwähnen. Nur dank der grotesken Überbewertung der US-Unternehmen am Aktienmarkt können diese so erfolgreich und so perfekt zerstörerisch handeln, wie sie es gerade tun. Die hohen Kurse sind eine Wette darauf, dass die Tech-Konzerne mit künstlicher Intelligenz noch besser darin werden, unser Handeln vorherzusagen und damit noch mächtiger werden, als sie es heute schon sind.

Nichts spricht gegen KI-Förderung, Forschung und Modellprojekte am laufenden Band. Viel wichtiger ist aber, dass die EU und Deutschland ihre angemessen strengen Regeln gegen die Tech-Unternehmen endlich konsequent durchsetzen. Auf die nächste Bundesregierung kommt eine riesige Aufgabe zu: Sie darf nicht vor den Erpressungsversuchen einer freidrehenden US-Regierung einknicken. Denn diese werden kommen. Eine unvorbereitete Regierung könnte geneigt sein, ihnen leichtfertig nachzugeben.

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Raoul Spada
Jahrgang 1992, ist stellv. Ressortleiter, Themenchef und SEO im Online-Ressort der taz.
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7 Kommentare

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  • Seltsam, gleichwohl wir fast nix zum Thema vorweisen können werden hier "strenge Regeln" als Hauptaufgabe gesehen.



    Unternehmerisch fatal dieser Ansatz.

    • @Tom Farmer:

      Es geht bei den Reglungen um KI allgemein und nicht nur um die eigenen Entwicklungen. Unregulierte KI ist unter Umständen fatal für die Gesellschaft.

    • @Tom Farmer:

      Das ist halt typisch deutsch. Erst definieren wir die Gesetze, dann fangen wir an zu entwickeln.

  • > Viel wichtiger ist aber, dass die EU und Deutschland ihre angemessen strengen Regeln gegen die Tech-Unternehmen endlich konsequent durchsetzen.



    Wie soll das Ihrer Meinung nach gehen? Entweder wir koppeln nach dem Vorbild Chinas und Nordkoreas das geschlossene deutsche Internet vom Rest der Welt ab, oder ausländische Konzerne mit ausländischem Recht, auf die weder Deutschland noch die EU irgendeinen Zugriff haben, können alles mitlesen.



    Die eigentlichen Täter sind ganz andere. Die Bundesbahn, Nahverkehrsbetriebe, viele andere (halb-)staatliche Betriebe und die Hersteller von all dem Geraffel, das ohne "Klaut" nicht funktionieren mag, machen es unmöglich, ohne Taschenspion und lückenlose Datenspur ihre Dienste zu nutzen. Behörden, die für Pflichtleistungen, denen sich der Bürger nicht entziehen kann wie Ausweispapiere, Gebühren verlangen, weigern sich, wie hier in der Taz berichtet, Geld anzunehmen.



    Ich wollte noch mehr schreiben, aber ÖR-Medien und Tageszeitungen haben offenbar aufgehört, über das Nachladen von Schnüffelskripten Stasimeldungen an etliche Datensammler zu machen. Die Taz war in dieser Hinsicht schon immer vorbildlich, schön, daß andere endlich nachziehen.

  • In den USA dominieren Firmen wie OpenAI (ChatGPT), Google, IBM, Meta und Microsoft, während in China Unternehmen wie Baidu und das Start-up DeepSeek führend sind.

    Wir in Europa hingegen haben keine solche Firmen, aber die führende Rolle in der Regulierung – man merkt selbst, wohin dies führt.

  • "Viel wichtiger ist aber, dass die EU und Deutschland ihre angemessen strengen Regeln gegen die Tech-Unternehmen endlich konsequent durchsetzen"



    das passt nicht so ganz ins Bild. Das mag gegen den Wildwuchs der US-Unternehmen helfen und zur Durchsetzung europ. Rechts, aber für den Aufbau bzw. die Entwicklung europ. KI-Start-up`s hilft das nicht.

  • Ich wünschte Sie hätten Recht. China ist im Rennen weil es (1) viel Mathe-Talent hat, (2) viel Hardware-Talent und (3) Milliarden investiert werden. Millionen langen hier nicht, dann dies waren nur die Kosten für das finale KI-Training, nachdem alles andere erforscht (etc) war.

    Die EU hat Talente, aber kein Geld. Hier wird fast nichts investiert. Für den gleichen Job gibt es hier 100 K Euro, aber in den USA 300K Euro. Wohin gehen also die Spitzen-Talente aus aller Welt?

    Mark Andressen, berühmter USA VC lacht im Interview:



    "We brain-drain Europe, haha"