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Equal Pay im FußballIn einer anderen Liga

Frauenfußballerinnen haben mit ihren Forderungen nach gleicher Bezahlung die repräsentativ-symbolische Ebene erklommen. Und jetzt?

Perfekter Luftstand: Sollte es für Einlagen wie diese von Alyssa Naeher (Chicago) nicht mehr Geld geben? Foto: Rick Bowmer/ap

D as eine ist ein Erfolg, der durch die Weltpresse geht. Das andere wird nur in ein paar Fachblättern vermeldet. Das US-Fußball-Nationalteam der Frauen hat sich mit dem Verband auf Equal Pay geeinigt, die Spielerinnen erhalten Prämien (plus Nachzahlungen) in derselben Höhe wie ihre männlichen Kollegen. Die zweite Meldung lautet: Mit „Delta Air Lines“ konnte die National Women’s Soccer League (NWSL) der USA einen neuen Sponsor gewinnen.

Die erste Meldung bezieht sich auf die Auswahl, und da es um nationale Repräsentanz geht, kann man den Fußballverband ruhig für so etwas wie einen Staat halten. Der Verband und seine Aushängeschilder, die Nationalteams, stellen schließlich die internationale Wettbewerbsfähigkeit sicher, und damit übernehmen sie eine klassische Staatsaufgabe.

Das Geld aber wird vor allem in den Ligen verdient. Angestellt sind die Spielerinnen bei der NWSL beziehungsweise bei Klubs. Die Prämien, die es etwa für einen Titelgewinn gibt, stellen nur so etwas wie Boni dar, zusätzliche Einnahmen.

Nehmen wir das Beispiel Deutschland: Für die letzte Frauen-WM 2019 hatte der DFB eine Titelprämie von 75.000 Euro pro Spielerin ausgelobt. Für die WM der Männer 2018 waren jeweils 375.000 Euro versprochen worden, das Fünffache. Dass die Frauen im Viertelfinale ausschieden, die Männer schon in der Vorrunde, hat mit der Prämienregelung genauso wenig zu tun wie die letztlich erreichten TV-Quoten.

Prekäre Lage in unteren Ligen

Nach Zahlen von 2016 (also nicht mehr ganz neu, aber auch nicht ganz veraltet) beträgt das Jahresdurchschnittsgehalt von männlichen Profis in der Ersten Bundesliga etwa zwei Millionen Euro. Dass es enorme Schwankungen gibt zwischen einem Weltstar und dem nur sporadisch auflaufenden Reservespieler eines Abstiegskandidaten, dürfte offensichtlich sein. Doch gerade die Nationalspieler, denen die WM-Prämien winken, bewegen sich fast durch die Bank im Ü-zwei-Mille-Bereich.

In der Frauenbundesliga erhielten die Profis 2018 durchschnittlich 40.000 Euro pro Jahr. Um eine Ahnung davon zu bekommen, wie unterschiedlich die Ausübung desselben Berufs entlohnt wird, lohnt ein Blick in die unteren Männerligen: In der zweiten Liga gibt es durchschnittlich noch 350.000 Euro, in der dritten 111.000 Euro, also noch fast das Dreifache wie bei den besten Frauen, doch in der vierten, teils auch in der dritten Liga, wird nicht selten unter Mindestlohn bezahlt. Und von dem, was in der zweiten Frauen-Bundesliga gezahlt wird, kann keine Kickerin leben.

Wir haben also einerseits die Erfolge in Equal Pay, wie sie jetzt vom US-Nationalteam gefeiert werden, wie sie vorher schon in Norwegen und anderen Ländern durchgesetzt wurden und wie sie für den DFB durchaus auch möglich wären – und hoffentlich bald auch sind. Und wir haben andererseits den unglaublich großen Gender Pay Gap, der dort besteht, wo der Fußball wirklich als Beruf ausgeübt wird. Geht, lässt sich fragen, von den Nationalteams die Botschaft aus, dass die Liga mehr zahlen sollte? Oder ist es nicht vielmehr so, dass Positivmeldungen aus der Welt der Repräsentanz einer Nation die Misere kaschieren, die dort herrscht, wo das wirkliche Leben spielt?

Viel spricht für die letztgenannte Annahme. Um beim Vergleich von Staat und Gesellschaft zu bleiben: Es wäre, als konterte man die gut begründete Klage über materielle Schlechterstellung von Frauen mit dem saloppen Hinweis, eine Frau sei doch 16 Jahre lang Kanzlerin gewesen und dort angemessen bezahlt worden. Wir können den Ball drehen, wie wir wollen: Der Fußball zeigt uns immer viel vom wirklichen Leben.

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Martin Krauss
Jahrgang 1964, freier Mitarbeiter des taz-Sports seit 1989
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2 Kommentare

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  • Äpfel und Birnen.



    Die "Nationalschaften" können zur Repräsentation des Staates die gleiche Entlohnung bekommen.



    Die Vereine sind auch Wirtschaftsunternehmen, d.h. sie können nur wirtschaftllich sinnvolle Zahlungen leisten. Wenn die Frauen auch im Schnitt 2 Millionen bekämen, wären die Vereine halt nach knapp 7 Stunden pleite. Alternativ könnte man die Männer bei 40.000 deckeln, wäre ganz nett, aber dann würde kein halbwegs guter Mann mehr in D spielen. Ist halt dumm, dass man dem Publikum nicht vorschreiben kann, sich genauso für Frauenfussball zu interessieren. Dabei gäbe es eine Population von 50%, die dafür eine Ansprechpartnerin wäre.

  • Immer wieder dieses Herumreiten auf "Equal-Pay", dabei ist das doch nur ein lächerlicher Kampfbegriff.

    Ein Profisportler wird nicht für seine/ihre Leistung bezahlt, sondern nach Marktwert.

    Deshalb bekommt kein noch so guter männlicher Ski-Langläufer, Bodenturner oder Hammerwerfer auch nur annährend so viel Geld wie eine durchschnittliche Tennisspielerin.

    Frauenfußball generiert nun mal mangels öffentlichem Interesse deutlich weniger Geld als Männerfußball. Daß die US-Frauen jetzt mit ihren männlichen Kollegen gleichziehen können, liegt nur daran, daß Männerfußball in den USA die Massen nicht gerade begeistert. Möglicherweise hat der dort sehr populäre Frauenfußball schon immer mehr Geld generiert als die Männer.

    Aber global ist das anders.

    In Deutschland stellt der FC Bayern sowohl bei den Männern als auch den Frauen den Meister. Aber das öffentliche Interesse und damit das Geld ist sehr ungleich verteilt. Die Männer haben bei einem öffentlichen Training (vor Corona) mehr Zuschauer als die Damen bei einem Spitzenspiel.

    Und daran wird sich auch nichts ändern, wenn selbst fußballinteressierte Frauen lieber Männern zusehen als anderen Frauen.