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Entwürfe für Rentner und ManagerDas Ringen um Gerechtigkeit

Die Volksparteien, gefesselt in einer großen Koalition, fahnden nach gerechten Entwürfen für Rentner und Manager - ohne großen Erfolg.

"Kein akuter Handlungsbedarf": Die CDU-Spitze will einen "Systembruch" bei der Rente verhindern

Auf die Vorschläge des jeweiligen Koalitionspartners waren CDU und SPD am Montag nicht gut zu sprechen. Um mehr soziale Gerechtigkeit geht es zwar vorgeblich beiden - der SPD mit ihrem Vorschlag, die Absetzbarkeit von Managergehältern zu beschränken, dem Düsseldorfer CDU-Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers mit der Idee, armen Rentnern mehr Geld zu zahlen. Doch die konkreten Vorschläge der jeweiligen Gegenseite behagten nicht. "Mit solch einem Windbeutel darf man sich nicht einlassen", schimpfte SPD-Finanzexperte Joachim Poß über Rüttgers. "Das ist ein durchsichtiges parteiaktisches Manöver", urteilte wiederum CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla über den SPD-Vorschlag zu den Managern.

So bringen sich die Kontrahenten in Stellung für die bevorstehenden Wahlkämpfe, in der Sache jedoch passiert vorerst - nichts. Das gilt für die Managergehälter, das gilt vor allem aber für die Rente, wo sich die Berliner Koalitionsspitzen in der Ablehnung des Rüttgers-Vorstoßes ungewohnt einig sind. Die SPD bleibt bei ihrem Mantra, dass ein gesetzlicher Mindestlohn der beste Schutz gegen künftige Hungerrenten sei. Bei den Vorschlägen des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten hingegen sei "völlig unklar, wer das finanziert und wer etwas davon hat", schimpfte am Montag Fraktionsvize Joachim Poß.

Die Berliner CDU-Spitze hingegen verteidigt weiter das "System". Das Parteipräsidium bekräftigte am Montag mehrheitlich die Linie, die CDU-Chefin Merkel in Interviews vorgegeben hatte: Einen "Systembruch" bei der Rente dürfe es nicht geben. Im Krieg der Parteiprogramme und Grundsatzbeschlüsse, den der NRW-Landesverband vorige Woche entfesselt hatte, zog Pofalla gestern ein bislang gänzlich unbeachtetes Dokument hervor: das neue Grundsatzprogramm, das die Partei erst vor einem knappen halben Jahr auf ihrem Parteitag in Hannover beschlossen hatte. Dort heißt es, die gesetzliche Rente müsse "auch künftig einen spürbaren Bezug zur Beitragsleistung aufweisen" und dürfe "ein bestimmtes Sicherungsniveau nicht unterschreiten". Und dann im Konjunktiv: "Die gesetzliche Rentenversicherung geriete in eine Legitimationskrise, wenn sie nur noch Leistungen erbringen würde, die in anderen Sicherungssystem beitragsfrei erbracht werden können."

Mit Letzterem argumentiert zwar auch Rüttgers - dass die in Zukunft rasch wachsende Zahl von Grundsicherungsempfängern nicht weiß, wozu sie überhaupt Beiträge bezahlt hat. Umfragen zufolge sehen darin fast 80 Prozent der Bundesbürger ein Problem. Den Lösungsvorschlägen des Düsseldorfer Ministerpräsidenten, sofern sie überhaupt konkret zu erkennen sind, mag die Berliner CDU-Spitze dennoch nicht folgen. Eine Wiedereinführung der "Rente nach Mindesteinkommen", die NRW-Minister Laumann verlangt? "Der falsche Weg", findet Pofalla, schließlich hätten in den Neunzigerjahren die beiden Volksparteien diese einvernehmlich abgeschafft. Das Problem einer bedarfsunabhängigen Aufstockung kleiner Renten besteht generell darin, dass die staatlichen Altersbezüge oft nicht das einzige Einkommen sind. Man müsse aufpassen, "dass man nicht denjenigen zusätzliches Geld beschert, die ohnehin haben", sagt selbst der CDU-Bundestagsabgeordnete und Rentenexperte Peter Weiß - der bei den kleinen Renten gleichwohl Handlungsbedarf sieht.

Offenkundig sind beide Berliner Koalitionsparteien entschlossen, die politisch hart erkämpften Einschnitte im Rentensystem nicht ohne weiteres wieder rückgängig zu machen. Vor allem aber wollen sie sich nicht erneut von Rüttgers vorführen lassen wie bei der Verlängerung des Arbeitslosengelds vor zwei Jahren. Kompromissbereitschaft deutete Pofalla allein bei der Frage an, ob die Höhe des finanziellen Bedarfs bei Empfängern der Grundsicherung im Alter überprüft werden müsse. Er sehe eine "gute Chance", bis zur Sitzung des Parteivorstands in der kommenden Woche einen entsprechenden Kompromiss zu finden, der eine Kontroverse auf dem Bundesparteitag Ende des Jahres erübrigen würde - anders als 2006, als sich Rüttgers mit seinem Vorschlag zum Arbeitslosengeld durchsetzte.

Einigkeit bestand laut Pofalla gestern aber auch darin, dass "kein akuter Handlungsbedarf" bestehe und "in dieser Legislaturperiode" nicht mehr mit einer Umsetzung etwaiger Beschlüsse zu rechnen sei.

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2 Kommentare

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  • WS
    wolfgang sukowsky

    Jürgen Rüttgers hat sich mal wieder als Leithund freiwillig vor den politischen CDU Schlitten gespannt und bekommt prompt die Schläge der Schlittenführerin Frau Merkel zu spüren. Von Frau Merkel ist bekannt, daß sie alle große politischen Pflanzen um sich herum langsam abtötet. Möglicherweise ist aber die Pflanze Rüttger resistent dagegen und wächst ihr mit den Jahren über den Kopf und nimmt ihr das Licht weg.

  • BK
    Bernd Kriebel

    Die Rentendebatte und der Mythos der Demografie

     

    Sinn, Rürup, Riester und ihre gut bezahlten Expertenkollegen, die ständig die „demografische Krise“ beschwören, müssen ihren Lebensabend nicht mit einer Rente zwischen 400 und 800 Euro bestreiten. Sie müssen auch nicht sinkende Löhne, weniger Sozialleistungen und Rentenkürzungen in Kauf nehmen.

    Beschäftigte mit niedrigeren Einkommen können sich eine zusätzliche private Vorsorge nicht leisten. Für viele ist dadurch die Altersarmut vorprogrammiert. Die Lüge von der demografischen Zeitbombe wird eingängig illustriert und durch die Politik und ihre von der Versicherungswirtschaft bezahlten Lobbyisten wie die Herren Sinn, Rürup und Riester verbreitet.

    Dass der demografische Wandel überhaupt nichts Neues ist, merkt scheinbar niemand. Vor 100 Jahren etwa kamen auf einen Rentner zwölf Erwerbsfähige, 1950 war dann das Verhältnis nur noch eins zu sieben. Wir haben bereits einen dramatischen demografischen Wandel hinter uns. Dass dieser unbemerkt blieb, resultiert im Wesentlichen daraus, dass die Beschäftigten in der gleichen Arbeitszeit immer mehr produziert haben und die Löhne gestiegen sind.

    So konnte bis zum Jahr 2000 den demografischen Veränderungen Rechnung getragen werden. Das von Unternehmern und Arbeitnehmern erwirtschaftete Bruttosozialprodukt war ausgeglichen.

    Im Jahr 2000 haben die Lobbyisten aus der Versicherungswirtschaft unter den Politikern und Bürgern eine Zukunftsangst verbreitet, indem sie nur die Alterspyramide und nicht das stetig steigende Bruttosozialprodukt betrachtet haben und so der Politik und dem Bürger einen entscheidenden Indikator bewusst verschwiegen. So ist im Jahr 2007 der Gewinn von Unternehmen um 35% gestiegen, während die Arbeitnehmer ein Minus von 4% und die Rentner ein Minus von 6% zu verbuchen.

    Noch wäre eine Rückkehr zum Adenauerschen Rentenmodell möglich. So macht einzig und allein die Versicherungsindustrie Kasse und der Bürger zahlt drauf. Dann sind wir neben Export- und Dumpinglohnweltmeister, auch bald Armutsweltmeister.