Entscheidung der Evangelischen Kirche: Niederlage für Biobauern
Die Forderung nach einem Bonus für Ökohöfe bei der Vergabe von Land scheitert im Parlament der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Biosalat soweit das Auge reicht – die evangelische Kirche findet neben bio auch „nachhaltig“ ok. Was immer das heißen soll. Bild: dpa
BERLIN taz | Der Vorschlag zur Bevorzugung von Biobauern bei der Vergabe von kirchlichem Pachtland ist in der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland durchgefallen. Das Kirchenparlament erklärte am Mittwoch in Düsseldorf, dass Biobauern Vorrang haben sollten, aber auch „konventionelle Betriebe, die nachhaltig wirtschaften“. Da „nachhaltig“ ein extrem dehnbarer Begriff ist, dürfte er auf sehr viele Betriebe zutreffen – Ökohöfe hätten dann in der Praxis kaum einen Vorteil.
Die evangelischen Kirchengemeinden gehören zu den größten Landeigentümern in Deutschland. Laut Schätzungen verfügen sie über 330.000 Hektar – eine Fläche, größer als das Saarland. Wenn sie Bio- oder „bäuerliche“ Betriebe bevorzugten, könnten sie damit Vorbild etwa für die Katholische Kirche oder die staatliche Treuhandgesellschaft BVVG sein. Viele Biobauern beklagen aber, dass sie trotz hoher Preisgebote bei der Pachtvergabe gegenüber konventionellen „Agrarfabriken“ den Kürzeren zögen.
In der Diskussion in Düsseldorf stellte sich jedoch heraus: Ein klarer Biobonus, den der Vorbereitungsausschuss des Parlaments vorgesehen hatte, würde auf zu viel Widerstand stoßen. Die jetzt beschlossene Stellungnahme zu „Welternährung und nachhaltige Landwirtschaft“ beschränkt sich deshalb in erster Linie auf Forderungen an die EU und an Entwicklungsländer.
Vorrang für Nahrungsproduktion
Dort sollten Kleinbauern „gesicherten Zugang zu Land, Wasser, Saatgut, Dünger und Krediten“ haben. Unter anderem müsse die Nahrungsproduktion zur Versorgung lokaler Märkte – also nicht für den Export – Vorrang haben. Die EU wird aufgefordert, vom Ausbau ihrer exportorientierten Agrarproduktion Abstand zu nehmen und keine Billigprodukte auf den Märkten der Armen zu verkaufen.
„Die Kirche bewegt sich langsam, aber sie muss mehr Feuer unter dem Hintern bekommen“, sagte Michael Grolm, Landesvorsitzender der ökologisch orientierten Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) für Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt, über die Stellungnahme zum Kirchenland. Es sei fraglich, wie die Gemeinden die Pachtbedingung „nachhaltig wirtschaften“ interpretierten.
Grolm kritisiert, dass die Kirche sich zwar in Entwicklungsländern, aber nicht vor der eigenen Tür für Kleinbauern einsetze. Die AbL will am 21. November mit mindestens 15 Traktoren auf der Synode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland demonstrieren.
Leser*innenkommentare
Feigenblatt
Gast
Botulismus
ist eine hochgefährliche Krankheit mit verschiedenen Varianten.
Das kostet nur Tierleben und Menschenleben, aber rettet kein einziges.
http://de.wikipedia.org/wiki/Botulismus
Glyphosat ist ein Universalpestizid und geht eben nicht nur gegen spezifische Krankheitsverursacher vor.
Es greift ins Erbgut und in die Entwicklung von Föten und Neugeborenen ein.
Es gibt viel feiner wirksame Substanzgruppen und auch Licht spezifischer Wellenlänge kann
die Ausbreitung von Pilzen dramatisch eindämmen ohne Gentechnik, ohne Fungizide, preiswert und billig. Das ist echter Fortschritt, den die Menschheit braucht. Schädlingsfresser ohne Parasitenbefall und mit klar eingegrenzten Speisezettel sind
auch sehr nützlich und billiger als jeder Pestizidarbeiter.
Kupfer sollte man tatsächlich nicht einsetzen, weil es Nervenleiden verursachen kann.
Tim Leuther
Bio ist eine Einschränkung auf Technologien die vor 1930 da waren und hat nur mittelbar was mit Nachhaltigkeit zu tun.
Bio verwenden auch Pestizide, aber eben nur Bio-Pestizide. Das ist im zweifel wie bei Salat (Bild) auch gerne mal Kupfer. In der konventionellen nimmt man kein Kupfer, man kann auf effektivere und Bodenschonende Alternativen zurückgreifen.
Bio an sich ist eigentlich eine abergläubische-esotherische Bewegung, die nur bedingt was mit Nachhaltigkeit und Ernährungssicherheit zu tun hat.
Gerade bei der Ernährungssicherheit steht eben das Manko der geringeren Erträge gegen Bio.
Viel wichtiger wäre es eine nachhaltige und Produktivere Alternative zu entwickeln - ohne die Scheuklappen die die Ablehnung bestimmter Technologien mit sich bringt.
Samuel
Gast
Also eigentlich ist Nachhaltigkeit ganz einfach zu definieren: Nachhaltig ist etwas, wenn es sich selbst nicht die Grundlagen zerstört und somit, bei gleichbleibenden Rahmenbedingungen unendlich (in menschlichen Maßstäben) fortgeführt werden kann. Ein System, dass sich auch an sich ändernde Rahmenbedingungen anpassen kann, wird als resilient bezeichnet.
Die Förderung möglichst nachhaltiger (oder noch besser resilienter) Betriebe halte ich deshalb für sehr sinnvoll, auch wenn das wohl eher heißen wird, dass nur sehr wenige Landwirte davon profitieren, denn einen Landwirtschaftlichen Betrieb nachhaltig zu führen ist auch bei Biobetrieben eine große Herausforderung!
feigenblatt
Gast
Die Kirche ist schon seit Jahrzehnten zu nicht mehr so viel sinnvollen zu gebrauchen!
Da gibt es schon zig Berichte
über Glyphosat und Mißbildungen
in der Tiermast bei Schwein und Rind, Unfruchtbarkeit und
Krüppelgeburten bei Menschen beispielsweise in Argentinien und Brasilien.
Da ist bereits heute bekannt
dass verfaulte Böden ein Hort
der hochgiftigen Botunlinusbakterien sind, die v.a. Monokulturen befallen
und ebenfalls Fehlgeburten und einen qualvollen Tod bewirken.
Nur dieses eine Mal müßte sich die Kirche gegen den Profit und für das Leben(pflanzliches!, tierisches!!, und menschliches!!!) Leben einsetzen, aber der Profit und
die Denke der Agrarlobby geht vor. Es wird eher mit der Machtelite angebandelt, als für die biblischen Werte einzustehen! Ein Verrat am Ethos des Christentums!
Das Wissen der alten Mönchen um Landwirtschaft wird bei allem Luxus-, Bildungs-und Machthabitus dem Verfall preisgegeben. Mit derart wenig
ethischen Profil wird ein Neustart der Kirche wahrlich schwer!
Tim Leuther
@feigenblatt Die Anzahl an Fehlgeburten ist mit dem Einsatz dieser ganzen Bösen Sachen aber gesunken. Das kann man auch nicht leugnen.
lisa
Gast
Was haben die Kirchen mit ökologischer Landwirtschaft zu tun? Wenn Herrschaft über Menschen dabei herausspringt, sind sie die Generalvertreter der Schöpfung, gegen Abtreibung und für Billiglöhne. Wenn nicht, ist denen die Natur doch völlig Banane.
vøid
Das wäre eigentlich DIE Chance für die Kirchen gewesen, sich für für ökologische Landwirtschaft stark zu machen.
Und sowas wird auch noch vom Staat finanziert...
Friderike Graebert
na klar, dennd er Staat fördert ja auch nachhaltig :-) die konventionelle Landwirtschaft.
Die macht ja nachhaltig viel Gewinn mit dem nachhaltigen Einsatz v on Pestiziden, Düngemitteln und bals auch genteschnisch nachaltigem Saatgut.
Mich wundert das nicht.