Entferntes Mahnmal in Berlin: Bauzaun ersetzt Denkmal
Das Denkmal für die Opfer von Rassismus und Polizeigewalt am Kreuzberger Oranienplatz ist verschwunden. Ein Fehler des Bezirksamts?
Tatsächlich wurde das Denkmal nicht gestohlen. Nach viel Rätselraten und Verwirrung stellt sich nun heraus, dass der Sockel vom Straßen- und Grünflächenamt „vorübergehend gesichert und eingelagert“ wurde, bestätigt die Pressesprecherin des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg, Sara Lühmann, auf Anfrage der taz.
Warum der Sockel entfernt wurde, konnte das Bezirksamt allerdings nicht erklären. „Das Denkmal wird voraussichtlich bis kommenden Montag an Ort und Stelle wieder aufgestellt sein“, sagt Lühmann. Unklar ist, ob es sich um ein Missverständnis oder einen Fehler des Bezirksamtes handelte.
Durch einen Aufruf in den sozialen Medien konnten die Aktivist:innen von #woistunserdenkmal herausfinden, dass der Sockel in der Nacht zum oder am Morgen des 25. Januar verschwunden sein musste. Die ersten Hinweise darauf, dass das Denkmal entfernt worden war, erreichten die Gruppe am Donnerstag um 14 Uhr.
Genehmigung für das Denkmal
Das Denkmal erinnert seit drei Jahren an die Opfer von Rassismus und Polizeigewalt. Im September 2020 tauchte es plötzlich auf. Im Sommer zuvor war die Initiative #woistunserdenkmal von mehreren antirassistischen Gruppen gegründet worden, um Rassismus und Polizeigewalt öffentlich zu thematisieren. Nach Angaben der Aktivist:innen der Initiative wussten sie selbst nicht, woher der Sockel stammte oder wer ihn aufgestellt hatte.
Mittlerweile hat die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Friedrichshain-Kreuzberg beschlossen, das Mahnmal auf dem Oranienplatz als „Gedenkzeichen an seinem Ort und als solches anzuerkennen, es weder zu entfernen noch zu versetzen“, wie es im BVV-Beschluss heißt. „Wenn also etwas mit dem Denkmal nicht in Ordnung gewesen wäre, hätten sie sich an uns wenden müssen“, sagt Helene.
Dazu sagte Bezirkssprecherin Sara Lühmann: „Das Bezirksamt bedauert, dass hier keine Information im Vorfeld erfolgt ist.“ In Zukunft komme das Bezirksamt dem BVV-Beschluss nach und werde das Denkmal erhalten.
Nun bleibt abzuwarten, wie und wann das Denkmal zurückgebaut wird. „Ich frage mich, wie sie das machen wollen“, sagt Aktivistin Helene. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das unbeschadet abgebaut haben.“
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