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Enquete zu WirtschaftswachstumDarf's ein bisschen weniger sein?

Der Unternehmer Harald Rossol will nicht, dass seine Firma wächst. Wie wichtig ist Wirtschaftswachstum? Das nimmt ab Montag eine Enquetekommission unter die Lupe.

Bild: Jenzig71 / photocase.com

Diese Bremer Firma ist eine große Ausnahme. Harald Rossol, ihr Chef, sagt ganz erstaunliche Sachen. So bekennt er: "Wir wollen nicht wachsen." Sechs Beschäftigte in seinem Unternehmen für Informationstechnologie seien ihm genug. "Dabei bleibt es, obwohl wir locker Arbeit für mehr Leute hätten." Der 48-jährige Rossol beschränkt sich - und damit auch seine Gewinnaussichten.

Ein solcher Standpunkt bei einem Unternehmer ist ungewöhnlich. Würden die Vorstände von Daimler, Siemens oder auch Solarworld Ähnliches sagen, könnten sie sich einen neuen Job suchen. Die Aktien würden ins Bodenlose fallen, die Firmen würde von Konkurrenten geschluckt. Ein Konzern, die Wirtschaft, die ganze Gesellschaft kann ohne Wachstum nicht leben - das ist die Beschwörungsformel, die kaum jemand in Zweifel zieht.

Harald Rossol jedoch behauptet das Gegenteil. "Unser Umsatz wächst nicht, er bleibt stabil, und trotzdem geht es uns gut." Seit 1991 versorgt sein Bremer Betrieb b.r.m. vor allem mittelständische Firmen mit Computern und dem Know-how drum herum. Rossol bietet seinen Kunden auch an, den Energieverbrauch des Serverraums zu reduzieren, und er kümmert sich um die Entsorgung alter Bauteile. Die Berater sitzen in einem modernen Büro im alten Bremer Hafen. Ein Erfolgsmodell - mit einer Spur Lässigkeit. Damit wäre es vorbei, würde er die Zahl seiner Mitarbeiter verdoppeln oder verdreifachen, befürchtet Rossol. Dann hätte er jede Menge Managementaufgaben zu erledigen und könnte sich nicht mehr persönlich um die Kunden kümmern.

Neue Indikatoren

Die Zunahme der Wirtschaftsleistung ist eines der zentralen Prinzipien der Marktwirtschaft. Alljährlich soll der Wert der produzierten Güter und Dienstleistungen steigen. In den meisten Industrieländern gilt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) als wichtigster Maßstab des Wachstums. Das Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen gibt einfach den Gesamtwert der aus inländischer Herstellung stammenden Endprodukte an (abzüglich der Vorleistungsimporte). 2010 betrug es in Deutschland 2,5 Billionen Euro.

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Im BIP wird alles erfasst, die schönen Dinge ebenso wie die Kosten von Autounfällen und Krankheiten, alles steigert die Wirtschaftsleistung. Würde man die Schadens- und Reparaturkosten herausrechnen, fiele die Summe der Wirtschaftsleistung sehr viel geringer aus.

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In Deutschland hat Wachstum Gesetzesrang. 1967 wurde in der ersten großen Koalition das Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft beschlossen. Demnach ist die Regierung verpflichtet, für die angemessene und stetige Zunahme der Wirtschaftsleistung zu sorgen.

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Seit ungefähr der gleichen Zeit wird aber auch darüber diskutiert, dass das permanente Mengenwachstum die Aufnahmefähigkeit der Menschen, der Märkte und der Natur übersteigt. Als Beispiel dafür, dass das Wachstum destruktiv geworden ist, gilt der Klimawandel, verursacht durch die immer noch zunehmende Belastung der Atmosphäre mit Kohlendioxid aus der Verbrennung von Holz, Kohle, Gas und Öl.

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Im Auftrag des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy haben die Ökonomen Joseph Stiglitz, Amartya Sen und Jean-Paul Fitoussi deshalb Ansätze für einen neuen Wohlstandsindikator entwickelt - das Nettoinlandsprodukt. Dieses geht über den Mengenaspekt hinaus und schließt andere soziale und ökologische Entwicklungen ein.

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Einen Beitrag zu dieser Debatte sollen auch die Wissenschaftler der Enquetekommission des Bundestages leisten. Ihr Auftrag lautet, einen "ganzheitlichen Wohlstands- und Fortschrittsindikator zu entwickeln", der auch "die subjektiv von den Menschen erfahrene Lebensqualität und Zufriedenheit" einschließt.

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Die Vereinten Nationen verwenden seit Jahrzehnten bereits den "Index der menschlichen Entwicklung" (Human Development Index, HDI). Dieser bezieht auch soziale Größen ein wie Bildung, Gesundheit und Lebenserwartung. Deutschland stand darin 2010 auf dem zehnten Rang weltweit, während es beim BIP auf dem vierten Platz rangierte.

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Der Himalajastaat Bhutan misst inzwischen das "Bruttosozialglück" seiner Einwohner. Relevant sind unter anderem das persönliche Wohlbefinden, Gesundheit, Bildung, die Zufriedenheit mit der Staatsführung, der Lebensstandard und die ökologische Vielfalt. (taz)

Rossols Skepsis gegenüber betriebswirtschaftlichem Wachstum findet Reinhard Loske super. Vor einem Jahr hat der Bremer Umweltsenator von Bündnis90/Grüne die Enquetekommission des Bundestags mit initiiert, die am Montag ihre Arbeit aufnimmt. "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" steht als Überschrift über dem Vorhaben, das 17 Abgeordnete aller Bundestagsparteien und 17 Wissenschaftler von alternativ bis konservativ nun bereits seit einigen Jahren beschäftigt.

Es geht um zwei Punkte. Erstens: "Ist eine stabile Entwicklung Deutschlands auch ohne oder mit nur geringem Wachstum möglich?" Außerdem will man einen neuen Wohlstandsindikator entwickeln, der - anders als das Bruttoinlandsprodukt (BIP) - nicht nur den Geldwert der produzierten Güter und Dienstleistungen misst, sondern vielleicht auch die Zufriedenheit der Bürger.

"In unserer hoch effektiven Wirtschaft leiden immer mehr Menschen an Erschöpfung", beschreibt Loske ein Motiv der Enquetekommission. "Sie wünschen sich mehr Zeit statt mehr Arbeit oder Geld. Sie bezweifeln, dass der Zwang zum ewigen Mehr noch einen Sinn hat." Und es geht Loske um die Schäden, die unsere Ökonomie verursacht. Er glaubt nicht, dass wir Klimawandel und Umweltzerstörung stoppen könnten, wenn wir einfach Kohlekraftwerke durch Solaranlagen ersetzen: "Wir brauchen auch eine Veränderung der Kultur und der Lebensstile."

Diese Sicht ist sogar bei Bündnis90/Grünen umstritten - erst recht bei SPD, Union und FDP. Doch auch diese Parteien tragen die Enquetekommission mit. Warum? Sie haben festgestellt, dass sich die Stimmung in der Bevölkerung ändert. Das mag auch mit der Finanzkrise zu tun haben, in der die Wachstumsökonomie eine historische Niederlage erlitten hat. Ein Indikator der Akzeptanz wachstumskritischer Gedanken in breiten Bevölkerungskreisen ist der Erfolg des Buchs "Exit - Wohlstand ohne Wachstum" des eher konservativen Wissenschaftlers Meinhard Miegel.

Aber haben wir überhaupt eine Chance, auf Wachstum zu verzichten? Würde dann nicht unser ganzer Wohlstand verloren gehen? Der technische Fortschritt in Deutschland macht jedes Jahr 1 bis 2 Prozent der Beschäftigten überflüssig - weil mit besseren Maschinen und Computern weniger Leute die gleiche Menge herstellen können. Also muss die Wirtschaft wachsen, damit die zusätzliche Produktion auch zusätzliche Arbeitsplätze für das an anderer Stelle wegrationalisierte Personal schafft.

Ein anderes Beispiel für den vermeintlichen Wachstumszwang: Unternehmen müssen jedes Jahr mehr Geld erwirtschaften, weil ihre Kosten für Vorprodukte, für Treibstoff und Löhne steigen. Täten sie es nicht, würde ihr Gewinn dahinschmelzen, und sie würden bald von der Konkurrenz übernommen.

Diesen Druck spürt natürlich auch der Bremer Unternehmer Harald Rossol. Er reagiert aber nicht, indem er mehr Beschäftigte einstellt und seinen Umsatz in die Höhe treibt. "Wir tun alles, um unsere Arbeitsprozesse besser und effektiver zu machen", erklärt Rossol. So werden Rechnungen bei b.r.m. nicht mehr individuell verfasst, sondern das System spuckt sie am ersten Werktag jedes Monats automatisch aus. Dem Kostendruck von außen begegnet die Firma mit Kostensenkung im Innern. Sogar der Gewinn steigt dabei. Das muss nicht ewig so bleiben, aber zurzeit klappt es. Das zeigt: Auch in Unternehmen gibt es Möglichkeiten, anders mit dem Druck umzugehen - der behauptete Zwang zu Umsatz- und Mengenwachstum existiert nicht.

Wenn man also das Prinzip des ewigen Mehr gesamtgesellschaftlich infrage stellen wollte, was müsste man dann tun? Der Vorschlag Reinhard Loskes: zumindest den Zwang zum Wachstum reduzieren. "Wir sollten beispielsweise die Sozialbeiträge der Beschäftigten und Unternehmen verringern", sagt der Grüne. Das würde die Kosten der menschlichen Arbeit senken, und die Firmen hätten weniger Grund, Arbeitsplätze wegzurationalisieren. Damit nähme auch die Notwendigkeit ab, durch hohes Wachstum Ersatzjobs zu schaffen. Das Minus an Staatseinnahmen ließe sich dadurch ausgleichen, dass man statt der Arbeit den Energieverbrauch höher besteuert und damit die Verschwendung eindämmt.

Bleibt die Frage, ob Wachstum heute wirklich so wichtig ist, wie viele stets behaupten. Vielleicht ist Harald Rossols Bremer IT-Firma gar keine Ausnahme. Was ist mit den hunderttausenden Kleinfirmen, den Handwerksbetrieben, Friseurläden und Gemüsehändlern, die einen Großteil der Arbeitsplätze in diesem Land stellen? Die meisten wachsen nicht - und sie überleben doch. Wie sagte ein türkischer Gemüsehändler in Berlin-Kreuzberg, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte? "Mein Umsatz stagniert, mein Gewinn geht zurück." Trotzdem verkauft er zusammen mit seiner Frau seit Jahrzehnten die schmackhaftesten Pasten und Köfte - und er wird es wohl noch zwanzig Jahre tun. Wirtschaften ohne Wachstum ist vielleicht schon längst die Regel.

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12 Kommentare

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  • T
    Tobias

    Schön dass Herr Rossol erkannt hat, dass er sich mit dem Wachstum seiner Firma eine strukturelle Ineffizienz (s. http://wiki.nuevalandia.net/Strukturelle_Ineffizienz ) ins Haus holt. Daran haben sich ja schon viel Große (z.B. DaimlerChrysler) eine blutige Nase geholt...

     

    Trotzdem muß er deshalb nicht auf Wachstum verzichten. Mittels Peer-Prozeßorganisation (s. http://wiki.nuevalandia.net/Peer-Prozessorganisation ) braucht die Qualität und die Zeit für Kundenkontakte nicht leiden.

     

    Unabhängig davon ist es immer wieder schön zu lesen, daß vermehrt der Sinn des Wirtschaftswachstums in Frage gestellt wird ;-)

    In der Politik ist das Thema spätestens seit dem letzen NRW-Wahlkampf der Grünen angekommen (s. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,689237,00.html).

    Ein paar Gedanken zum Unsinn (und Unmöglichkeit) eines volkswirtschaftlichen exponentiellen Wachstums: http://wiki.nuevalandia.net/Wirtschaftswachstum

  • MM
    Michael M

    In den Diskussionen um Wirtschattswachstum wird oft gar nicht darüber nachgedacht, dass es ja auch einen Grund haben könnte, warum alle so auf Wachstum versessen sind.

    Es geht einfach nicht ohne. Stichwort: Liquiditätsfalle.

     

    @Roland Kahl

    Und daran ändert das Bandbreitenmodell auch nichts.

    Das Bandbreitenmodell hat aber auch Nachteile, wenn wir uns nur den Arbeitsmarkt ansehen, es wird unnötigerweise Arbeit generiert.

    Wichtig wäre jedoch, so viel Arbeit wie möglich durch Rationalisierung zu streichen und die übriggebliebene Arbeit auf so viele Hände wie möglich zu verteilen.

     

    Dies ist möglich durch eine Besteuerung von langer Arbeitszeit und einer Subventionierung von kurzer. Und indem man dieses Mittel über den Punkt der Vollbeschäftigung anwendet.

     

    @Sven: Yeah, weiter so!

     

     

    grüße,

     

    Michael M

  • RK
    Roland Kahl

    Guten Abend,

     

    ist Wirtschaft ohne Wachstum bei einem höheren Beschäftigungsgrad ohne "Rückschritt" möglich? Ja.

    Ist das auch umsetzbar und existieren hierzu Konzepte? Ja. In diesem Rahmen kann man natürlich nur ein nicht allzu umfangreiches Bild zeichnen, aber es ist hoffentlich zumindest ein Einstieg in die Thematik - es ist das sogenannte "Bandbreitenmodell.de"

     

    Kann man Arbeitslosigkeit und Niedriglöhne beseitigen? Das halten die angeblichen "Experten" für unmöglich, ist jedoch ganz simpel. Man kann den ökonomischen Mechanismus von Angebot und Nachfrage im Sinne der Menschen anwenden. Das heutige Überangebot an Arbeitskräften kann man in ein Überangebot an Arbeitsplätzen drehen. Dazu muß man bei den Arbeitgebern für eine zusätzliche Nachfrage nach Arbeitskräften sorgen.

    Wie erreicht man das?

     

    1. Die zusätzlichen Mitarbeiter müssen für alle Unternehmen existentiell wichtig sein.

    2. Was ist die Existenzgrundlage von Unternehmen? Ein möglichst hoher Umsatz/Marktanteil, um im Wettbewerb zu überleben.

    3. Wie erzielt man einen möglichst hohen Umsatz/Marktanteil? Vor allem durch möglichst niedrige Verkaufspreise.

    4. Wie kann der Gesetzgeber Einfluss auf die Verkaufspreise nehmen? Durch den Satz der Umsatzsteuer.

    5. Wie kann der Gesetzgeber also Einfluss auf die Zahl der Beschäftigten nehmen? Indem er den Satz der Umsatzsteuer jedes einzelnen Unternehmens mit dessen Beschäftigungsintensität (= Verhältnis von Mitarbeiterzahl zum Umsatz) verknüpft.

     

    An dieser Stelle wirkt ein weiteres marktwirtschaftliches Prinzip (aufgrund dessen übrigens der Sozialismus/Kommunismus nie funktionieren kann): Jeder (Unternehmer und Arbeitnehmer) sucht seinen persönlichen Vorteil. Dies liegt nicht nur in der menschlichen Natur - es ist auch der Motor jedes funktionierenden Wirtschaftssystems. Ohne Motivation geht nichts.

     

    Im Bandbreitenmodell sind die Unternehmer motiviert, weil sie eine enorm steigende Kaufkraft in bare Münze umsetzen können - steuerfrei. Manche nennen das Bandbreitenmodell daher auch das "Kaufkraftkonzept".

     

    Und die Arbeitnehmer sind motiviert, weil sie in einer entspannteren Arbeitswelt sehr viel mehr Nettogehalt verdienen können.

     

    Definition des Bandbreitenmodells

     

    Die Höhe des auf den Verkaufspreis aufzuschlagenden Umsatzsteuersatzes hängt ab vom Verhältnis der Inlandsarbeitnehmer zum Inlandsumsatz des verkaufenden Unternehmens.

     

    Dabei werden sämtliche privatwirtschaftlichen Arbeitsplätze finanziell belohnt. Je nachdem, wie viele Inlandsmitarbeiter im Verhältnis zum Inlandsumsatz ein Unternehmen beschäftigt, erhält es „Arbeitsplatzprämien“. Diese Prämien werden nicht ausbezahlt, sondern mit einer sehr hohen Umsatzsteuer verrechnet, wodurch der tatsächliche Satz der Umsatzsteuer auf einen niedrigen Wert sinken kann. Die Arbeitsplatzprämien kosten den Staat daher keinen Cent.

     

    Die Arbeitsplatz-Vernichtende Gesetzmäßigkeit wird also umgedreht, die besagt: Je weniger Mitarbeiter (im Verhältnis zum Umsatz) bezahlt werden, desto niedriger können die Verkaufspreise sein. Stattdessen lautet die Regel des Bandbreitenmodells (bis zu einer vordefinierten Grenze):

     

    Je mehr Inlands-Mitarbeiter (im Verhältnis zum Inlands-Umsatz) bezahlt werden, desto niedriger können die Inlands-Verkaufspreise sein.

     

    Weitere Antworten finden Sie unter

    http://www.bandbreitenmodell.de/faq.html

     

    http://www.bandbreitenmodell.de/umsatzsteuereinnahmen.html

     

    http://www.bandbreitenmodell.de/gesetze.html

     

    Ich finde es eine Diskussion wert - aus meiner Sicht das einzige Konzept, das unternehmerisches Gewinnstreben mit Beschäftigungsmaximierung verknüpft und Einkommen, egal ob selb- oder unselbständig, verschont und die Staatseinnahmen über eine klug differenzierte für jeden geltende Umsatzsteuer sicherstellt - und zwar so, daß es keine Verlierer gibt.

  • D
    DieFischeLaichen

    Entweder staatlich garantierte HÖCHSTPREISE oder staatlich garantierter bedingungsloser MINDESTLOHN!

     

    Wir könnten "Essen auf Rädern" einsparen und stattdessen einen Pizza/Döner-Lieferservice subventionieren. Wir könnten auch eine garantierte Versorgung mit Kinderleibspeisen wie Pommes, Hamburgern, Pommes, Spaghetti, Fischstäbchen (Haribo Schluckkröten) usw. einführen.

     

    Wir könnten aber auch unsere Brötchen Spaaren und in ein Schließfach bei einer Bank (für schlechte Zeiten) einlagern.

  • N
    Norbert

    Natürlich ist Wohlstand auch ohne oder nur mit sehr geringem Wachstum möglich.

    Dazu müßten aber erstmal einige Dinge abgeschafft werden.

    Zum Beispiel die Börsen mit ihren Spekulanten die in der Lage sind ganze Staaten in den Ruin zu treiben wie man ja jetzt aktuell erst erleben konnte.

    Unternehmen die auf Grund ihre Aktien leichte Beute für Übernahmen werden um dann zerschlagen zu werden um mehr Provit zu erzielen. Oder auch die künstlicher Verknappung von Güten wie Getreide, Oel und Energie.

    Grund falsch ist auch in vielen Bereichen eine Subvention, zum Beispiel um Fleisch billig nach Afrika zu exportieren und dort die heimischen Bauern das Überleben unmöglich zu machen.

    Oder jedes Jahr Millionen Tonnen Nahrungsmittel zu vernichten weil einfach zuviel Produziert wird.

    Zu viel produktion um Wachstum zu generieren gerade bei Lebensmittel ist mehr als verwerflich.

    Nur in einer Zeit, wo man den Menschen ihre Altersvorsorge beraubt und das Erspartes ihrer Kunden den Banken nur noch dazu dient hoch brisanten Geldgeschäften nach zu gehn kann man wohl nichts anderes erwarten.

  • S
    Sven

    Vielen Dank für diesen wunderbaren Artikel!

     

    Das Bezweifeln der Sinnhaftigkeit des ewigen Wirtschaftswachstums stellt zweifelsohne einen inhaltlichen Fortschritt in der politischen Diskussion dar. Ich möchte hier aber auf die wirkliche Ursache der Wachstumsideologie verweisen, die in dem Artikel leider vollkommen ausgeblendet wurde: unser auf Zins und Zinseszins basierendes Finanzsystem!

     

    Der Wachtstumszwang ist tatsächlich real, und nicht wie im Artikel behauptet nur vermeintlich, da unser (Euro-)Finanzsystem durch Zins und Zinseszins fortlaufend expandiert - und das sogar exponentiell! Insofern MUSS die Wirtschaft zwangsläufig mitwachsen, um die ständig steigenden Zinslasten der exponentiell steigenden Verschuldung (von Staat + Unternehmen + Privathaushalten) irgendwie aufbringen zu können. Eine stagnierende Wirtschaft bedeutet, dass das Anwachsen des Zinsdienstes zu 100% zulasten der Arbeitseinkommen geht, das die "Größe des Kuchens" ja nicht wächst, aus dem verteilt werden kann!

     

    Insofern ist gesamtwirtschaftliches Wachstum UNERLÄSSLICH, selbst wenn man lediglich das Ziel hat, die Einkommen aus Arbeit konstant zu halten bzw. langsamer sinken zu lassen als der Zinsdienst (= die gesamtwirtschaftliche Verschuldung) steigt!!

     

    Diese Zusammenhänge sind auf folgender Homepage wunderbar dargestell: http://www.wieeintabu.de/

     

    Da ewiges Wirtschaftswachstum aber weder möglich noch wünschenswert ist (angesichts der angesprochenen Probleme wie Klimawandel, begrenzter Leistungsfähigkeit des Menschen usw.), muss die Ideologie der Kapitalverzinsung in Frage gestellt werden! ERST DANN wird der Verzicht des Wirtschaftswachstums möglich!

     

    Auf Zinsen und Inflation ist jedoch unser Währungssystem (Euro) dringend angewiesen, da ohne diesen beiden "Instrumente" jeglicher Anreiz zum Verleih von Geld verloren ginge. Die Folge wäre die Hortung allen Geldes, welches nicht verkonsumiert wird. Dies würde aber mit einer dramatischen Kapital- und Kreditverknappung einhergehen, die Wirtschaft würde stark geschwächt und schließlich sogar zusammenbrechen.

     

    Die Lösung dieser Probleme ist deshalb in einer Geldreform zu suchen, die die Weitergabe von "überschüssigem" Geld (Sicherung des Geldumlaufs) auch OHNE Zins und Inflation sicherstellt! Die einfachste Variante hierfür wäre eine Wertminderung des Geldes mit der Zeit, also eine Art "Steuer auf Geldbesitz".

     

    Dass diese Idee in keinster Weise Hirngespinst ist, wurde bereits 1932 mitten in der Weltwirtschaftskrise mit dem "Experiment von Wörgl" eindrucksvoll bestätigt. Nachzulesen ist dies in der ZEIT: http://www.zeit.de/2010/52/Woergl

     

    Wir sollten also den Wachstumsverzicht im Zusammenhang mit Zinsverzicht und Geldreform diskutieren! Ansonsten werden leider alle Bemühungen um Nachhaltigkeit und Sicherung des Wohlstandes ohne Erfolg bleiben müssen - allein auf Grund der Mathematik!

     

    Historisch wurde das Problem der exponentiell aus dem Ruder laufenden Zinsen im günstigen Fall durch Geldentwertung/Währungsreform (z.B. Hyperinflation 1923) gelöst, im ungünstigeren jedoch durch Krieg und anderweitige Zerstörung von Werten, die neues Wirtschaftwachstum ermöglichen!

  • N
    Nikolai

    Schöner Artikel,

    ist zwar ein bisschen kurz geschrieben aber es stellt sich deutlich die Frage ob unser Wirtschaftssystem funktioniert. Als Teil dieses Wirtschafsharakiri, muss man sich fragen "was läuft den falsch?"

    Interessant ist die Enquetekommission, wäre schön mehr über so ein gremium zu erfahren, aber vielleicht auch deprimierend!

  • HD
    Horst Demmel

    Der Wachstumszwang ist eben nicht nur ideologisch. Er existiert als völlig normaler Bestandteil des Wirtschaftssystems Kapitalismus, auch ohne dass die zukünftigen Unternehmer und Führungskräfte es in BWL etc. eingetrichtert bekommen. Der Wachstumszwang besteht in der Konkurrenz der einzelnen Unternehmen, nur wer besser und schneller produziert kann sich halten. Dass es diese Konkurrenz gibt liegt an dem Profitzwang. Ein Unternehmer investiert Geld in sein Unternehmen indem er Arbeitskraft und Maschinen kauft. Sinn hat dies aber nur wenn mehr Geld rauskommt als er vorher reingesteckt hat - eben dem Profit. Andere Unternehmen gefährden diesen Profit und damit das Auskommen des Unternehmers, also ist dieser, weil er auch was zu essen will gezwungen diesen Konkurrenzkampf aufzunehmen. Wenn ein Unternehmen börsennotiert ist verschlimmert sich der Zwang noch mehr, denn dann ist es nicht nur der Unternehmer, welcher durch den Profit seinen Lebensunterhalt bestreitet, sondern auch einige Aktionäre, die auf ihr investiertes Geld plus ein Sahnehäubchen hoffen. Bin gespannt wie lange sich Harald Rossol mit seiner Philosopie halten kann. Das Perfide ist wenn er durch die Konkurrenz ausgestochen wird trifft das auch die Angestellten, die wie er dann arbeitslos werden. Auf diese Weise ist es kurzfristig gedacht für ihn besser zu wachsen, wobei dies natürlich auch immer zu Ungunsten der Angestellten ausfällt! Dass sich kleine Betriebe halten können trotz dieser Dynamik liegt wohl daran, dass sie eine Stammkundschaft haben, wenn sie diese verlieren haben sie ein Problem. Die Rationalisierung wie Rossol sie praktiziert stößt auch irgendwann an ihre Grenzen, nämlich dann, wenn alles Rationalisierungspotential genutzt wird und wenn die Konkurrenz es ihm gleich tut - dann muß expandiert werden. Außerdem ist es nicht gerade toll in einem durchrationalisiertem Unternehem zu arbeiten - den Druck und die Monotonie kennt man von der Fließbandarbeit, kann aber auch auf andere Formen des Arbeitens übertragen werden.

    Es gibt keinen guten, menschlichen Kapitalismus! Unternehmer die das nicht einsehen und versuchen sich dem Wachstums- und Profitzwang zu entziehen sind langfristig zum Scheitern verurteilt oder fristen ein Nischendasein. Die einzige Möglichkeit dieser Dynamik der Konkurrenz, des Zwangs zu Wachstum und Profit, die Mensch und Natur nur schaden, zu entkommen liegt außerhalb des Kapitalismus und muss erst noch gefunden werden. Klar ist jedoch mit Reförmchen am Bestehendem (egal wie gut gemeint) und durch Zügelung des bösen Raubtierkapitalismus im Gegensatz zu guten Kapitalismus wird sich nichts ändern!

     

    Seht es einfach ein:

    There can't be love in capitalism!

  • J
    jüjü

    Wie viele sympathische Ideen muss auch diese auf unbeabsichtigte Folgeprobleme hin bedacht werden. Da empfiehlt sich mal wieder ein Blick in Adam Smiths "Wohlstand der Nationen", da wurde das nämlich schon reflektiert. Kurz zusammengefasst: Je höher der Wohlstand, desto leichter ist es möglich, auf Wachstum zu verzichten (geht teilweise sogar durch bei gesättigtem Markt sich reduzierende Gewinnmargen automatisch - man vgl. nur den Zuwachs Deutschlands und Chinas in jeweils guten Jahren). Bleibt natürlich die Frage, warum die Verantwortlichen so sehr an Wachstum festhalten. Zur Antwortt muss man Smith gegen den Strich lesen: Wachstumsraten ermöglichen Zuwachs für alle - auch bei kleinen Löhnen. Ohne Wachstum tendiert eine Gesellschaft zur Verfestigung sozialer Ungleichheit - "verteilt" wird nämlich jeweils nur der Zugewinn (und auch der ungleich). Ohne Aussicht auf Verbesserung siehts für die Ärmeren noch schlechter aus. Hartz IV und Folgen sind ja nicht umsonst obrigkeitliche Lösungen für eine insgesamt jetzt schon wachstumsarme Gesellschaft. Deshalb: das Problem ist nicht wirklich die Wachstumsfrage (das verringert sich eh, mittlerweile haben wir schon Euphorie bei 2% Wachstum!), sondern die Verteilungsfrage. Ohne Wachstum gehts dann ENTWEDER ans Eingemachte (Vermögen, Zugänge zu Positionen durch unausgesprochene soziale Herkunftsquoten etc.) ODER in Richtung neue Ständegesellschaft mit Aufstiegsverbot und, schlimmer noch, Verbot individueller Verbesserung der eigenen Lage.

     

    KLEINE ANREGUNG: Es gab in Europa jahrhundertelang Einrichtungen gegen wirtschaftliches Wachstum: Die Zünfte, also eine Privilegierung weniger. Ich bin nicht unbedingt gegen eine wachstumslose Gesellschaft, aber ich bin gegen ene noch stärkere Hierarchisierung der Gesellschaft. DIES MÜSSTE MIT REFLEKTIERT WERDEN. UNBEDINGT.

  • A
    Amos

    Es ist längst ein Ammenmärchen, dass Gewinne Wachstum für die Bevölkerung bringen. Damit die Oligarchen Gewinne machen, muss das Volk verzichten. Wer da "wächst" ist doch wohl klar! Mehr Wachstum für die Bevölkerung, hätte weniger Zockerei bei den "Ausbeutern" gegeben. Das Volk zahlt doppelt:Erst durch Lohndumping und dann muss es die Zockerlast tragen.

  • C
    Chris

    Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen.

     

    Inhaber (und gleichzeitig Geschäftsführer) kleinerer Firmen begrenzen durchaus nicht selten ihr Wachstum selbst. Da irgendwann die Lebensqualität des Inhabers nicht mehr mit der Firma wächst, er sich aber im Gegenzug mehr Komplexität auf bürdet (Unübersichtlichkeit, Fremdkapital, Risiko, andere Geschäftsform, Betriebsrat ...).

     

    Das ist bei einer AG etwas ganz Anderes ...

    Was will wohl der Anteilseigner ?

  • A
    Andy

    Dieses Wachstumszwang ist ja auch ideologisch geprägt. BWL als Religion.