England - Costa Rica (Gruppe D): The Grotto vs. La Gruta

Ein Grottenkick zwischen einem Team, bei dem es um nichts mehr geht, und einem, dem es um Platz 1 geht. England ist ein bisschen besser.

James Milner am Boden. England auch Bild: ap

Die Startbedingungen: Costa Rica gilt vor dem Turnier in der „Todesgruppe D“ als bloßer Punktelieferant im Dreikampf zwischen England, Italien und Uruguay.

Und nun das: „Die beste Mannschaft, seit ich für England spiele“ (Wayne Rooney) ist raus, spielt nur noch für die Ehre und wird wohl fast alle Ersatzspieler einsetzen. Costa Rica kann mit einem Unentschieden Gruppensieger werden und somit auf einen vermeintlich schwachen Gruppenzweiten (Elfenbeinküste, Japan, Griechenland) als Gegner im Achtelfinale hoffen.

Das Spiel: Harmlos. Man kann ja als Fußballfan kein Freund von den Live-Kommentaren im Öffentlich-Rechtlichen sein, aber damit hat Thomas Wark, der auf ZDFinfo kommentiert, nach zehn Minuten die Partie gut auf den Punkt gebracht. Wie erwartet liest sich die Ersatzbank der Engländer wie die Startaufstellung, ginge es noch um etwas: Gerrard, Rooney, Hart, Sterling. Costa Rica hingegen schont nur den einen oder anderen Spieler, verliert das Team, ist der Gruppensieg weg. Aufstellungsgeplänkel ist in der ersten Viertelstunde der Partie das Aufregendste. In der 22. Minute dann mal ein Freistoß von Borges, die stärkste Szene des Spiels bis dato. Foster hält.

Es dümpelt im Mittelfeld vor sich hin. Huch, dann doch mal die Engländer, die sich irgendwie in den Strafraum stolpern, aber nichts daraus machen. Knapp eine halbe Stunde ist rum, es ist ein Kracher. Unbedingt. Ah, Ecke England, Sturridge mit einer guten Gelegenheit. In Berlin ist übrigens bald Kreuzberger Kneipenmeisterschaft. Da würde sich dieses Spiel gut machen. Da reißt es auch der royale Besuch von Prinz Harry im Stadion nicht raus. Ist der eigentlich noch Single? Ach, schon Pause über diesem Gedanken.

Zweite Hälfte, die Pause verlief ja ähnlich zäh wie die erste Hälfte. Will England wirklich ohne Sieg nach Hause fahren? Die „Three Lions“ bemühen sich kurz nach Wiederanpfiff. Aber „hat sich stets bemüht“ kennen wir ja aus Zeugnis-Bewertungen. Zumindest haben die Engländer mehr „Torszenen“ als Costa Rica. Heißt, man ist mal dem Strafraum nahe. Es zeigt aber wenigstens anschaulich das Unvermögen der Engländer. Mehr ist einfach nicht drin. Vielleicht kann es noch eine Dienstanweisung von der Bank rausreißen.

Und siehe da: In der 58. Minute spielt England tatsächlich mal schnell. Freistoß in der 60. Minute, wieder England. Frank Lampard versemmelt's in seinem letzten Spiel. Und nochmal Sturridge in der 64. Minute – drei Löwen, drei Chancen. Ansonsten Not gegen Elend, Grüne gegen Linke. England drängt jetzt, Costa Rica kontert selten und ungefährlich. Uruguay geht im Parallelspiel gegen Italien in Führung, Costa Rica als Gruppenerster und Uruguay als Gruppenzweiter sind weiter. In dieser Gruppe bleibt für die Europäer nur die Europameisterschaft 2016.

Der entscheidende Moment: Keiner.

Der Spieler des Spiels: Steven Gerrard wird spät eingewechselt, auch für ihn ist es sein letztes Spiel. England fährt nach Hause, Gerrard aber wird bleiben.

Die Pfeife des Spiels: Wer ist keine, muss man nach diesem Spiel fragen.

Die Schlussfolgerung: Costa Rica hat halt sein Handtuch zuerst auf dem Liegestuhl platziert.

Und sonst? Das Wembley-Tor war übrigens drin.

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