Ende von Windows XP: Microsoft lässt Nutzer hängen
Der Konzern liefert keine Aktualisierungen mehr für das Betriebssystem Windows XP – obwohl weltweit 400 Millionen Geräte damit laufen. Was nun?
Nach 13 Jahren Laufzeit erklärt Microsoft sein Betriebssystem Windows XP für tot und liefert keine Aktualisierungen mehr. Auch die Unterstützung für Office 2003 und den mit XP verknüpften Internet Explorer 8 entfällt. Dabei gibt es weltweit noch rund 400 Millionen Rechner mit Windows XP, in Deutschland ist es etwa jeder achte.
Wieso stellt Microsoft die Unterstützung ein?
Microsoft unterstützt seine Betriebssysteme immer für zehn Jahre. Windows XP ist 2001 auf den Markt gekommen. Weil viele Nutzer auf die Barrikaden gegangen sind, hat Microsoft die Frist aber bis zum 8. April 2014 verlängert. Den Wettlauf zwischen Hackern und Programmierern wolle Microsoft nicht mehr für alle Betriebssysteme mitmachen, Programmierer sollten sich lieber auf neuere Systeme konzentrieren, so der Microsoft-Produktmanager für Windows, Boris Schneider.
„Unternehmen haben natürlich ein Interesse daran, den Wartungszeitraum möglichst kurz zu halten“, sagt Matthias Kirschner, Vizepräsident der //fsfe.org/index.de.html:Free Software Foundation Europe. Auch wenn viele NutzerInnen gar nichts Neues wollten, stelle der Entwickler „hier sein eigenes Interesse höher als das Interesse der NutzerInnen“.
Was bedeutet die Einstellung der Unterstützung für Nutzer?
Es gibt keine Sicherheitsaktualisierungen mehr. Lücken im Betriebssystem werden nicht mehr geschlossen.
Was könnte Microsoft tun?
Microsoft könnte die Hoheit über XP abgeben. „Sie könnten den Quellcode offenlegen und zur Bearbeitung freigeben“, sagt Experte Kirschner. „Wenn XP freie Software wäre, könnten andere Unternehmen den Support anbieten.“
Womit müssen Nutzer rechnen, wenn sie Windows XP behalten?
„Man kann sicher sein, dass neue Angriffe kommen, für die es keine Updates mehr gibt“, sagt Thomas Bradler von der Verbraucherzentrale NRW. Auch wenn der Rechner selbst nicht am Internet hänge, seien Nutzer nicht geschützt. Schadsoftware-Entwickler und Hacker können über die entstehenden Sicherheitslücken gezielt Malware auf den Rechner spielen. Die funktioniert so: Mülldaten mit versteckten Programmcodes lösen einen Fehler aus. Sie geben der Software einen falschen Parameter, den die Software falsch verarbeitet. Dann läuft ein Trojaner auf dem System, der Passwörter und Bankdaten ausspäht. Die Schadsoftware kann auch über externe Quellen wie USB-Sticks auf den Computer gelangen.
Ein weiteres Problem ist: Neu entwickelte Software und Hardware wird zunehmend weniger mit Windows XP kompatibel sein. Die Hersteller werden sich die Kosten sparen, ihre Programme für das veraltete Betriebssystem zu optimieren. Dann passt etwa der neue Drucker nicht an den alten PC.
Was ist der beste Weg, um Windows XP weiterhin nutzen zu können?
„Ein Virenscanner allein reicht nicht“, sagt Verbraucherschützer Brandler. Der Produktmanager für Windows, Boris Schneider, empfiehlt neben einer Software, die den PC auf Malware überprüft, Plug-ins wie Java oder Adobe Flash immer auf dem neuesten Stand zu halten. Außerdem sollten ein anderer Browser und eine höhere Office-Version installiert werden, weil auch Office 2003 und der Internet Explorer 8 nicht mehr betreut werden. Eine höhere Version des Internet Explorer läuft nicht auf Windows XP. Der Produktmanager warnt aber generell: „Sie wissen nicht, ob jemand im Bereich der professionellen Internetkriminalität nicht doch eine XP-Sicherheitslücke in der Hinterhand hält und dann im Juni zuschlägt.“
Welche Alternativen gibt es und was kosten sie?
Wer keinen neuen Computer kaufen möchte, sollte das Betriebssystem wechseln. Die kostenlose Alternative ist ein Linux-Betriebssystem. Der Quellcode ist für jeden zugänglich, sodass das System von Entwicklern weltweit verbessert werden kann. Linux gilt als sicherer als Microsoft-Systeme, weil es viele verschiedene Versionen gibt. Die geringe Verbreitung der einzelnen Varianten macht es uninteressanter für Entwickler von Schadsoftware. Wer eine XP-ähnliche Optik wünscht, sollte Linux Debian XFCE installieren. Der Nachteil: Speziell für Windows optimierte Programme wie beispielsweise Microsoft Office laufen nicht auf Linux. Dafür gibt es aber kostenlose Programme wie OpenOffice, das mit Calc und Impress eine Alternative zu Excel und PowerPoint bietet.
Wer bei Windows bleiben möchte, kann auf Vista, Windows 7 oder Windows 8 umstellen. Windows 7 benötigt weniger Systemanforderungen, ältere Computer könnten besser damit klarkommen. Windows 7 kostet in Onlineversandhäusern um die 40 Euro. Windows 8 wendet sich auch an Tablet-Nutzer. Auf einer zweiten Ebene ist die Desktop-Optik aus Kacheln, hier können auch Apps installiert werden. Die Vollversion kostet bei Microsoft 119 Euro.
Welche Nachteile entstehen denn durch neue Betriebssysteme?
Manche Hard- und Software läuft nicht auf dem neuen System. In Windows 7 gibt es für XP-optimierte Programme den sogenannten XP Modus. In diesem Modus läuft virtualisiert im Hintergrund XP, worauf das Programm dann laufen kann. Dieser Modus wird aber ebenfalls nicht aktualisiert und wird deshalb von Microsoft nur empfohlen, wenn der PC nicht mit dem Internet verbunden ist. Auf Windows 8 dürften XP-optimierte Programme nicht mehr funktionieren. „Es ist der Punkt, wo man ehrlich sagen muss, dass es Software gibt, von der man sich trennen muss“, sagt Produktmanager Schneider. Für Hardware aus den Jahren vor 2003 gibt es unter Windows 8 keine Treiber mehr.
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