Ende von USAID: Zäsur in den internationalen Beziehungen
Die Auflösung von USAID verändert die politische Weltlage: weg vom Gemeinwohl hin zu reiner Interessenpolitik. Ein Menschenleben hat keinen Wert mehr.

It’s time for it to die.“ So kommentiert Elon Musk die verfassungswidrige Auflösung der amerikanischen Behörde für Entwicklungszusammenarbeit USAID. Weltweit erhielten Dutzende Millionen Menschen durch USAID-Programme lebenswichtige Medikamente und Versorgung. In den wenigen Tagen seit der Entscheidung haben sich Hunderte Babys mit HIV infiziert, weil Medikamente zur Verhinderung der Ansteckung nicht mehr gegeben wurden.
Über Jahrzehnte war die oft politisch instrumentalisierte Hilfe von USAID die stärkste Softpower der USA. Ihre Abschaffung markiert eine Zäsur in den internationalen Beziehungen. Von einer internationalen Ordnung mit dem Ziel eines Gemeinwohls hin zu reiner Interessenpolitik, in der ein Menschenleben keinen großen Wert und Entwicklungszusammenarbeit einen ökonomischen Nutzen haben: weitere US-Hilfe für die Ukraine? Schon, aber gegen die Lieferung seltener Erden.
Auch Svenja Schulze, scheidende SPD-Entwicklungshilfeministerin, bezeichnete die Entwicklungszusammenarbeit als „Türöffner“ für Rohstoffe, die Deutschland brauche. Die FDP fordert schon länger die Abschaffung der Entwicklungszusammenarbeit. Es gibt hier trotz aller Empörung keinen großen Dissens zwischen „dem bösen, erratischen Trump“ und dem „guten, vernünftigen“ Europa. Die gravierenden Haushaltskürzungen für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe in Deutschland, die Abschottungspolitik an den europäischen Grenzen und die zunehmende Verschiebung des politischen Spektrums nach rechts schlagen in dieselbe Kerbe.
Die Auflösung von USAID markiert mehr als nur den Angriff auf eine Behörde, sie ist Teil eines politischen Programms. Daher muss es darum gehen, nicht nur das Recht auf Hilfe zu verteidigen, sondern auch die Veränderung der Strukturen, die diese Abhängigkeiten erst geschaffen haben. Dafür braucht es verstärkt jene Bewegungen, die in diesem politischen Programm als Erste in der Schusslinie stehen: die feministischen und die Klimabewegungen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!