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Ende einer FußballtraditionInfantinos Wiesn-Wahnsinn

Der FC Bayern München wird künftig nicht mehr zur Oktoberfestzeit spielen. Wie die finstere Fifa mal eben eine Tradition abgeräumt hat.

Schluss mit lustig! Zum letzten Mal gab es in München vor dem Spiel ein Trachtenspektakel Foto: imago

D ie Fifa hat wieder einmal zugeschlagen, so gnadenlos, wie man es vom internationalen Fußballverband gewöhnt ist. Wieder einmal hat er eine Reform durchgepeitscht, ohne auf die Interessen der Fans Rücksicht zu nehmen. Der Rahmenterminkalender des Weltfußballs sieht für die kommenden Jahre ein längeres Länderspielfenster im [Link auf Beitrag 7223703]September und Oktober vor. An die Folgen für eine ganze Stadt und ihren dort beheimateten Weltverein hat die Bande um Chefbösewicht Gianni Infantino wohl nicht gedacht bei dieser Entscheidung. Denn, und jetzt müssen auch die Leserinnen und Leser dieser Zeilen ganz stark sein, bis 2030 wird der FC Bayern München kein Heimspiel mehr während des Oktoberfests bestreiten.

Was wird aus der Tradition, neben den Heim-, Auswärts- und Ausweichtrikots für Bundesliga, Champions League und DFB-Pokal, auch noch ein eigenes Spielgewand für die Zeit des Oktoberfests in den Fanshop aufzunehmen? Wird es fortan die lieb gewordenen Hässlichkeiten mit Eichenlaub und Schnörkelschrift nicht mehr geben?

Wird die Mannschaft nie mehr in einem grün-beigen Trikot auflaufen, wie sie es am Freitagabend beim Wiesnspaziergang gegen Werder Bremen getan hat? Und wie soll der Klub in Zukunft die Gehälter seiner Spieler bezahlen, wenn er keine limitierte „Match-Kit-Box“ im Wiesn-Design mit extra gestaltetem Oktoberfest-Wappen des Klubs mehr für 250 Euro an die zahlungskräftige Kundschaft bringen kann?

Wird die Münchner Boulevardpresse nur noch über die Oktoberfestbesuche von Gestalten wie Heidi Klum, den Kaulitzen, Arnold Schwarzenegger oder Dorothee Bär berichten können, weil es keinen schönen Geschichten mehr von Spielerausflügen auf das Volksfest geben wird? Dass Bayernneuzugang Nicolas Jackson bei seinem ersten Wiesnbesuch keine Lederhose getragen hat, darüber hat die ganze Stadt fast eine Woche lang höchst kontrovers diskutiert.

Niemand in München hat sich gewundert, dass die Theresienwiese am Wochenende wegen Überfüllung geschlossen werden musste. Es war schließlich die letzte Möglichkeit, einen Bayernspieler auf dem Volksfest zu entdecken. Auch den hochoffiziellen Teambesuch des FC Bayern im Prominentenzelt wird es nicht mehr geben, wenn die Stars bei ihren Nationalteams sind. Für den 5. Oktober ist der dann wohl letzte Betriebsausflug der Bayern ins Käferzelt geplant. Es wird der Abschied von einer lieb gewordenen Tradition werden. Danke, Fifa!

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Andreas Rüttenauer
Sport, dies und das
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