Ende der Homeoffice-Pflicht: Win-win mit Abstrichen

Das Arbeiten in den eigenen vier Wänden ist bequemer, umweltfreundlicher und kostengünstiger. Auf der Strecke bleiben Klatsch und Schwarmintelligenz.

Ein ein vollgestellter Schreibtisch.

Viele arbeiten sehr gern zu Hause Foto: Rolf Poss/imago

Mit dem Homeoffice ist es wie mit anderen Coronaregeln auch: Gilt irgendwie, aber irgendwie auch nicht mehr. Aktuell ist das Arbeiten in den heimischen vier Wänden zwar keine Pflicht mehr. Eine eindeutige Vorgabe, ab jetzt wieder im Büro erscheinen zu müssen, gibt es aber auch nicht. Die Unternehmen sollten Homeoffice „weiter in Erwägung“ ziehen.

Und das ist auch gut so. Denn das Pandemiegeschehen – das Robert-Koch-Institut meldet für Dienstag eine 7-Tage-Inzidenz von 1.733,4 Neuinfektionen – lässt eine Rückkehr zum Alltag schlicht noch nicht zu. Dazu gehört eine coronabedingte Wahlfreiheit: Ich arbeite sicherer zu Hause, wenn sich im Büro zu viele Menschen aufhalten.

Diese Praxis hat sich so stark bewährt, dass viele Unternehmen das Hybridmodell – mal Homeoffice, mal Büro – auch nach der Pandemie beibehalten wollen. Das nutzt allen: den Arbeitnehmer:innen, die sich den Arbeitsweg sparen (vor allem bei Regen und Schnee), den Unternehmen, die weniger Geld für Büroflächen ausgeben müssen, der Umwelt, die durch eine geringere Pendelei zumindest ein bisschen entlastet wird.

Was sich viele Büroangestellte zu Beginn der Pandemie nicht vorstellen konnten, ist Realität geworden: Menschen arbeiten sehr gern zu Hause. Zwei Drittel der Berufstätigen, die zu Hause arbeiten können, wollen laut einer ADAC-Umfrage weiterhin oft im Homeoffice sein, ein Viertel würde seinen Homeoffice-Anteil am liebsten noch erhöhen.

Entgegen der allgemeinen Vermutung, dass die innerbetriebliche Kommunikation im Außerhausbetrieb leiden werde, ist das Gegenteil eingetreten: Es wird so viel gemailt, telefoniert, gezoomt wie nie zuvor. Für das Betriebsklima ist das trotzdem nicht in jedem Fall förderlich. Zu Hause ist man mit sich allein. Dort hat man zwar Ruhe vor anstrengenden Kolleg:innen, was die Lebensqualität bisweilen erhöht.

Doch fernab der kollektiven Schwarmintelligenz leidet die Kreativität und der soziale Zusammenhalt sowieso. Der Klatsch in der Kaffeeküche ist genauso wichtig wie das Chefinnengespräch und die rasche Absprache über den Tisch. Das hybride Modell ist die Zukunft der Büroarbeit – sie hat schon begonnen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.

Die Coronapandemie geht um die Welt. Welche Regionen sind besonders betroffen? Wie ist die Lage in den Kliniken? Den Überblick mit Zahlen und Grafiken finden Sie hier.

▶ Alle Grafiken

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.