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Eklat auf EU-Konferenz„Merde alors!“

Italiens Innenminister Salvini hat einen Wutausbruch von Luxemburgs Außenminister Asselborn filmen lassen. Die Rechtspopulisten triumphieren.

Keine guten Freunde: Matteo Salvini und Jean Asselborn Foto: dpa

Wien taz | „Merde alors!“, Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn platzte der Kragen. Selten bekommt die Öffentlichkeit mit, wie es hinter den verschlossenen Türen von EU-Gipfeln und Ministertreffen zugeht. Italiens Lega-Chef und Innenminister Matteo Salvini ist so ein kleiner Einblick zu verdanken.

Schauplatz: die Konferenz zum Thema „ Migration und Sicherheit“ im Wiener Austria Center am vergangenen Freitag. Auf Facebook postete Salvini ein Video, auf dem er gegen die Rettung von Bootsflüchtlingen vom Leder zieht. Auf Asselborns Einwand, das alternde Europa brauche Zuwanderung, konterte er: „Ich arbeite lieber dafür, dass junge Italiener und Europäer mehr Kinder in die Welt setzen, weil ich keine neuen Sklaven will“.

Und er doppelte nach: „Wenn ihr in Luxemburg neue Migration braucht, schön und gut. In Italien helfe ich lieber Italienern, dass sie wieder Kinder machen.“ Auf dem Video sieht man, wie ein aufgebrachter Asselborn die Kopfhörer abnimmt und Salvini unterbricht: „In Luxemburg haben wir Zehntausende Italiener, mein Herr!“ Sie wären auf der Suche nach Arbeit gekommen, „damit Sie in Italien Geld für ihre Kinder haben“. Er schloss mit „Merde alors“ – „Scheiße noch mal“.

Dem Spiegel vertraute der luxemburgische Veteran später an, dass Salvinis Leute systematisch die Wortmeldungen ihres Chefs mitfilmten. Er rechtfertigte seine Rage: „Alle anderen haben betreten zu Boden geschaut, aber ich konnte das einfach nicht so stehen lassen“. Dass auch dieses Wortgefecht mitgeschnitten wurde, habe er aber nicht mitbekommen.

Das Video dokumentiert nicht nur den Spalt, der in der Migrations- und Asylfrage durch die EU geht, sondern auch die Methoden, mit denen die Populisten Politik machen. Auf Salvinis Facebook-Seite wird der Eklat als Triumph des Italieners gefeiert. Das Steuerparadies Luxemburg dürfe Italien keine Lektionen erteilen. Und es sei eine Frechheit, „unsere ausgewanderten Großväter mit den Illegalen, die heute landen, zu vergleichen“.

Lega und FPÖ Seite an Seite

Asselborn verteidigte im Wiener Kurier seine Haltung: „Migration kann nicht nur aus der Perspektive der Sicherheit gesehen und beurteilt werden.“ Sie sei auch „eine Chance“ angesichts der alternden Bevölkerung und um Fachkräfte zu bekommen.

Ich will diese friedliche Revolution gemeinsam mit Heinz-Christian Strache durchführen

Matteo Salvini

Gastgeber Österreich, das die Ratspräsidentschaft inne hat, hält sich zu dem Zwischenfall auffällig bedeckt. Bei informellen Treffen seien Mitschnitte nicht grundsätzlich verboten, heißt es. Die rechtspopulistische Regierung steht inhaltlich auf der Seite Salvinis. Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) übernahm dessen Anregung, dass Asylanträge schon auf den Rettungsschiffen im Mittelmeer gestellt werden sollten. Nachsatz bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem italienischen Amtskollegen: „Das hat nebenher den Vorteil, dass die Schiffe für weitere Schleppereien aus dem Verkehr gezogen werden“.

In einem Interview mit dem ORF sagte der Lega-Chef: „Mit der Lega und der FPÖ sind zwei populistische Parteien an der Macht“. Er erwartet, dass die EU nach und nach deren Positionen übernimmt. Und er erhofft Zuspruch bei den kommenden Wahlen zum EU-Parlament: „Ich will diese friedliche Revolution gemeinsam mit Heinz-Christian Strache durchführen“.

Dass diese Position sich jetzt schon schrittweise durchsetzt, beweist die Schlusserklärung der Konferenz. Internationale Konventionen und Völkerrecht seien nur „in the best possible manner“ anzuwenden, frei übersetzt: bestmöglich, also nicht zwingend. Wenn es um Flüchtlinge geht, sind Seerecht und Völkerrecht also nur mehr unverbindliche Empfehlungen.

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27 Kommentare

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  • "Dass diese Position sich jetzt schon schrittweise durchsetzt, beweist die Schlusserklärung der Konferenz. Internationale Konventionen und Völkerrecht seien nur „in the best possible manner“ anzuwenden, frei übersetzt: bestmöglich, also nicht zwingend. Wenn es um Flüchtlinge geht, sind Seerecht und Völkerrecht also nur mehr unverbindliche Empfehlungen."

    Wenn das die Schlußerklärung ist, muss Asselborn da ja auch zugestimmt haben.



    Scheiße noch mal!

  • Was sollen die "Italiener" machen?! Nett geht nicht mehr.



    In vielen Belangen allein gelassen, als es sie noch gab von der Bundesbank in den Schritt getreten, dann fast in die Pleite gequatscht (fremdspekuliert), Eurokrise, eingangs (Eurokrise) eine "ordentliche" Selbstmordrate unter Klein(st)unternehmern eingesammelt...



    Jetzt haben sie sich eben, die falschen Mechanismen anklagend (Ausländer wären an allem schuldig), aber einen der richtigen Machtträger, aber irgendwie doch den falschen, ausgesucht und ihn angegriffen.



    Wenn Deitschland nicht einlenkt, wird's noch "spannend".

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Das sind doch alles nur Scheingefechte. Die wirtschaftsliberalen Moralapostel, allen voran Macron, wollen Europa in rechtsradikale Nationalisten und weltoffene Progressisten teilen. Aber wenn man sich die Migrations-und Flüchtlingspolitik der sogenannten progressistischen Länder anschaut, muss man feststellen, dass sie die Grenzen schön zuhalten. Macron, der sich als erstes Sprachrohr gegen Salvini profiliert, hüllt sich in Schweigen, wenn es darum geht ein Flüchtlingsboot aufzunehmen und sein Innenminister hat eines der restriktivsten Migrationsgesetze durchs Parlament gepeitscht und dafür lautstark Salvinis Beifall erhalten.



    Was Asselborns arrogante und provozierende Bemerkung bezüglich der italienischen Gastarbeiter anbetrifft, demütigt diese nicht Salvini, sondern das italienische Volk, vor allem die Menschen aus dem armen Süden, die ja auch in ihrem eigenen Land diskriminiert werden. Rassismus kann nicht mit Rassismus bekämpft werden, das ist eine Spirale ohne Ende. Denn Salvinis empörte Reaktion, seine ausgewanderten Landsleute mit " Negern" gleichzustellen, lässt den Streit in absurde Vergleiche und auf ein höchst ungesundes Niveau abgleiten, von wegen, welche Arbeitssklaven denn noch als Menschen bezeichnet werden können.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Ein sonntäglicher Sturm im Wasserglas?

    @MARIA-GABRIELAs Kommentar weist für mich in die richtige Richtung. Dadurch, dass Asselborn Salvini Kontra gegeben hat, wird er nicht urplötzlich zum Heiligen.

    Gerne weise ich auch hier darauf hin, dass eine stehengebliebene Uhr zweimal am Tag die richtige Uhrzeit anzeigt.

    • 9G
      91690 (Profil gelöscht)
      @76530 (Profil gelöscht):

      und merkwürdigerweise können Menschen alles beide zugleich sein... und da bleibt das Gute trotzdem gut und das Schlechte halt schlecht.....und nicht alles nur schlecht :-)

      • 9G
        97546 (Profil gelöscht)
        @91690 (Profil gelöscht):

        Vermutlich hat Asselborn nicht über die Flüchtlinge auf dem Mittelmehr gesprochen, sondern die gut im Ausland ausgebildeten Fachkräfte, die hier als billige Arbeitskräfte zur Verfügung stehen sollen, aber in ihren Herkunftsländern fehlen.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @91690 (Profil gelöscht):

        Absolut richtig.

        Das Böse ist immer und überall. Das Gute auch ...

  • 9G
    91690 (Profil gelöscht)

    Nein der Satz stammte von Asselblom stand aber auch im Artikel :-)))))

    • @91690 (Profil gelöscht):

      Bei Salvini passt der Satz aber. Vielleicht sollte man ihn als Kanzler einstellen. Die Qualitäten hätte er.

  • 9G
    98589 (Profil gelöscht)

    Jetzt wird Asselborn gelobt?



    Alles was der Mann ansonsten zu verantworten hat ist vergessen?



    Allmählich glaube ich, wir haben die Politiker die wir verdienen.

    • @98589 (Profil gelöscht):

      Was hat der Mann denn zu verantworten?

      Er ist Außenminister, er ist weder Ministerpräsident noch Finanzminister, das er Ungarn 2016 beschuldigt hat, Flüchtlinge schlimmer als Tiere zu behandeln oder das Erdogan die Opposition mit Methoden des 3. Reiches überzieht, fand ich in der Sache immer angemessen.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Sven Günther:

        Um Ihre Frage zu beantworten:

        Als Mitglied einer Regierung hat Herr Asselborn a l l e s zu verantworten, was diese Regierung entscheidet. Ob er persönlich vielleicht eine andere Meinung hat, spielt dabei eine nachgeordnete Rolle.

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Dann darf sich von unserer Regierung ja schon lange keiner mehr äußern.

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @Sven Günther:

            Äußern darf sich jeder. Er muss nur das Echo aushalten.

  • 8G
    83492 (Profil gelöscht)

    Vollkommen idiotische Aktion von Salvini/Anhängerschaft.

    Bevor jetzt der Herr Asselborn über den grünen Klee wegen seines Anstands gelobt wird: er ist Vertreter eines Kleinstaates, der durch seine Hilfe zur internationalen Steuervermeidung für eine der Fluchtursachen mitverantwortlich ist:

    "The UN estimates that corporate tax dodging costs developing countries $100 billion a year"

    www.oxfam.org/en/p...-are-not-criminals

    • 9G
      91690 (Profil gelöscht)
      @83492 (Profil gelöscht):

      Schnarch...... die Leier ist doch ausgelutscht bis zum geht nicht mehr... in seiner Antwort hat er von ITALIENERN geredet, die in Luxenburg arbeiten ...

    • @83492 (Profil gelöscht):

      Trotzdem hat der Mann mehr Anstand als jede andere Person im Raum.

      • @Sven Günther:

        Jep, wer ein land vertritt, welches andere EU Länder schädigt, z.B. durch Steuern für Investmentfonds von 0,01 % ist ein hoch anständiger Mann.



        Das ist doch lächerlich!

        • 9G
          91690 (Profil gelöscht)
          @BluesBrothers:

          und merkwürdigerweise können Menschen alles beide zugleich sein... und da bleibt das Gute trotzdem gut und das Schlechte halt schlecht.....und nicht alles nur schlecht :-)

        • @BluesBrothers:

          Na wo war denn hier das so hochgelobte Schweden oder das von den Sozialisten regierte Portugal oder Griechenland.

          Und die Regeln zur Besteuerung wurden von allen Ländern beschlossen, daß die zum Missbrauch eingeladen war allen klar.

      • 8G
        83492 (Profil gelöscht)
        @Sven Günther:

        Bei diesem im Raum versammelten Personen keine große Leistung ;-)

        • @83492 (Profil gelöscht):

          Man hätte darum wie etwa unser Horst auch nichts sagen können, sozialistisches Portugal oder Schweden, da hätte ich schon mehr Widerspruch erwartet.

        • 9G
          91690 (Profil gelöscht)
          @83492 (Profil gelöscht):

          Vielleicht sollten wir das hier auch machen ... Scheisse die stinkt auch so nennen ..

  • Asselborn ist eine coole Socke. Man muss diesen Populisten kontra geben. Wenn Salvini Scheiße erzählt, darf man das auch "Scheiße" nennen.

    • @PPaul:

      Äh, das bedeutet merde alors nun überhaupt nicht. Realschulfranzösisch muß drin sein.

  • 9G
    91690 (Profil gelöscht)

    Alle anderen haben betreten zu Boden geschaut, aber ich konnte das einfach nicht so stehen lassen



    kann man Ihn bitte für diesen Satz hier in Deutschland 2 Tage zum Bundeskanzler machen ..... nur solange bis er Merkel gezeigt hat wie man mit Seehofer , Maaßen und der AFD umgeht :-) Merde alors !!!

    • @91690 (Profil gelöscht):

      Aber Salvini hat das nicht gesagt :-)