Eiskunstlauf-EM in Litauen: Tanzen wie in den 80ern
Bei den Europameisterschaften in Kaunas steht der Eistanz im Mittelpunkt. Das liegt auch an der Musikauswahl bei diesem Event.
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Ursprünglich hatte die Internationale Skating-Union (ISU) die Europameisterschaften im Eiskunstlauf, die in dieser Woche im litauischen Kaunas ausgetragen werden, nach Budapest vergeben. Doch der ungarische Verband hatte die europäischen Titelkämpfe kurzfristig zurückgegeben, offiziell aus finanziellen Gründen.
Inwieweit für diese Entscheidung eher einem Zwist unter Ungarns Eislauffunktionären zuzuschreiben ist, bleibt Gegenstand von Spekulationen. Sie hatten sich darüber zerstritten, in welchem Maße sie starke russische LäuferInnen, die wegen des Angriffskrieges auf die Ukraine international gesperrt sind, für Ungarn starten lassen – oder aber, ob sie lieber den einheimischen Talenten eine Chance geben, die aber schlechtere Leistungen zeigen.
Die baltische Perle Kaunas, wo in diesen Tagen bitterkalte Temperaturen herrschen, war erst vergangenen Sommer als Ersatzort für die EM eingesprungen. Eine traditionelle Eiskunstlaufhochburg ist Litauen, anders als die baltischen Nachbarländer Estland und Lettland, zwar nicht. Doch das Eistanzpaar Allison Reed/Saulius Ambrulevicius, Vierte der letztjährigen europäischen Titelkämpfe, wird eine Medaillenchance eingeräumt. Der Eistanzwettbewerb, den Litauen untypischerweise eigens ans Ende der Europameisterschaft setzte, soll nun zum Publikumsmagnet werden.
Dazu trägt sicher auch bei, dass im ersten Wettbewerbsteil, dem Rhythmustanz, bei dem die Musikrichtung vorgegeben wird, in dieser Saison zu Musiken der 1980er Jahre gelaufen werden soll. Das brachte schon die gesamte Saison über frischen Wind ins Eistanzen und wird vom Publikum mehr gemocht als traditionelle Pflichttänze wie beispielsweise Walzer.
Benjamin Steffan, deutscher Eistänzer und sportlicher Partner von Jennifer Janse van Rensburg auf dem Eis
Das deutsche Meisterpaar Jennifer Janse van Rensburg/Benjamin Steffan, Neunte im Vorjahr, peilen wieder eine Top-Ten-Platzierung an. Das ist zwar nicht ganz unrealistisch, aber schwierig, denn in diesem Jahr sind starke neue Paare hinzugekommen, wie beispielsweise die für Georgien laufenden Russen Diana Davis/Gleb Smolkin. Davis ist die Tochter der umstrittenen russischen Erfolgstrainerin Eteri Tutberidse. Sie lebt und trainiert mit ihrem Partner, der in Russland eine Einberufung zum Wehrdienst bekommen hatte, im amerikanischen Exil, hat aber gleichfalls georgische Wurzeln.
Aber auch junge Duos aus Tschechien, Frankreich und Spanien, von denen man viel erwarten kann, nehmen erstmals an einer EM teil. „Eine Voraussage über die Platzierung ist schwierig“, sagt Benjamin Steffan der taz. „Unser Ziel ist es, zwei Programme sauber zu präsentieren.“ Nur wenn er mit seiner Partnerin wieder unter die Top Ten kommt, darf die deutsche Eislauf-Union auch nächstes Jahr wieder zwei Eistanzpaare zu den europäischen Titelkämpfen schicken.
In diesem Jahr werden die deutschen Meister von den ambitionierten Chemnitzern Charise Matthaei/Max Liebers begleitet, die noch nicht lange gemeinsam laufen und bei der EM eher als Außenseiter gelten. Im kommenden Jahr wird mit ihren Oberstorfer Trainingskameraden Daria Grimm/Michail Savatskij, die von den Junioren aufsteigen, weitere Konkurrenz hinzukommen. Grimm/Savatskij gehören zu den besten Juniorenpaaren weltweit, sie waren Dritte des diesjährigen Grand-Prix-Finales.
Benjamin Steffan sagt der taz, seine Partnerin und er seien in guter Form. In den letzten Tagen hätten sie vor allem am Tempo ihres Kurzprogramms und an der Synchronität der Bewegungen gefeilt. „Da gab es die Reaktion, dass wir da noch Reserven haben“, gibt er zu.
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