Einwanderung aus dem Süden in die USA: Zu viele Kinder kommen allein

Viele minderjährige Migranten aus Mittelamerika kommen ohne Eltern in die USA. Das Weiße Haus spricht von einer humanitären Krise und will Entwicklungshilfe leisten.

Eingefangene Kinder in einer Grenzwache in Brownsville, Texas. Bild: ap

GUATEMALA-STADT dpa | Die Vereinigten Staaten wollen den Zustrom Zehntausender minderjähriger Migranten aus Mexiko und Mittelamerika mit umfangreichen Hilfszahlungen stoppen. Bei einem Besuch in Guatemala-Stadt sagte US-Vizepräsident Joe Biden am Freitag zusätzliche Entwicklungshilfe in Höhe von insgesamt rund 255 Millionen US-Dollar (187 Millionen Euro) zu. Mit dem Geld sollen die Ursachen der jüngsten Auswanderungswelle bekämpft werden.

„Der Schlüssel ist, das Problem an der Wurzel zu packen“, sagte Biden bei einem Treffen mit dem guatemaltekischen Staatschef Otto Pérez Molina, dem salvadorianischen Präsidenten Salvador Sánchez Cerén sowie Regierungsvertretern aus Honduras und Mexiko. „Wir müssen vor allem Armut, Unsicherheit und mangelnde Rechtstaatlichkeit bekämpfen.“ Viele Minderjährige fliehen vor der Gewalt in ihren Herkunftsländern oder wollen zu Verwandten, die bereits in den Vereinigten Staaten leben.

Mit knapp zehn Millionen Dollar unterstützen die USA die Rückführung der Kinder und Jugendlichen in ihre Heimatländer. Die übrigen 245 Millionen Dollar sollen in Bildungs- und Menschenrechtsprogramme sowie den Ausbau des Justiz- und Sicherheitswesens in Guatemala, El Salvador und Honduras fließen.

Seit Oktober sind nach Angaben von US-Behörden mehr als 47.000 Minderjährige ohne ihre Eltern in die USA gekommen, die meisten aus Mexiko und Mittelamerika. Im Gegensatz zu Erwachsenen werden die Kinder und Jugendlichen aus humanitären Gründen nicht sofort abgeschoben, sondern zunächst in Sammelunterkünften untergebracht.

Auch Kinder werden zurückgeschickt

Offenbar würden kriminelle Organisationen in Mittelamerika verbreiten, unbegleitete Minderjährige erhielten in den USA problemlos eine Aufenthaltserlaubnis, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Josh Earnest. Das sei allerdings nicht der Fall. Nach einer Einzelfallprüfung würden sie ebenfalls wieder in ihre Heimatländer gebracht.

Mexikos Innenminister Miguel Ángel Osorio Chong regte bei dem Treffen in Guatemala eine Informationskampagne an. „Wir müssen den Eltern sagen, dass ihre Kinder in den Vereinigten Staaten nicht aufgenommen werden, und dass sie ein großes Risiko eingehen“, sagte er in einem Interview des Radiosenders Fórmula.

Die Zustände in den sozialen Einrichtungen, Wachen der Grenzpolizei und Kasernen in den USA sind nach Angaben mittelamerikanischer Diplomaten häufig schlecht. Auch Biden räumte ein: „Das ist eine ernsthafte Menschenrechtsfrage. Die gegenwärtige Situation ist unerträglich.“ US-Präsident Barack Obama sprach zuletzt von einer humanitären Krise.

Biden erinnerte die Regierungen der Region an ihre Verantwortung. Es sei ihre Aufgabe, Armut sowie Kriminalität zu bekämpfen und den Kindern Alternativen zur Auswanderung zu bieten. „Die Vereinigten Staaten wollen helfen, die Regierungsführung in der Region zu verbessern und die Korruption zu bekämpfen. Es ist dringend nötig, internationale Investoren anzulocken und Arbeitsplätze zu schaffen“, sagte Biden.

Guatemalas Präsident Pérez Molina hingegen forderte eine rasche Umsetzung der Einwanderungsreform in den USA. „Wir glauben, das ist die Lösung“, sagte er. Die Gesetzesinitiative hängt derzeit im Abgeordnetenhaus fest. Eine rasche Verabschiedung der Reform ist äußerst unwahrscheinlich.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.