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Einsatz von PestizidenBahn verzichtet auf Glyphosat

Noch 2023 will die Deutsche Bahn den Einsatz des Totalherbizids einstellen. Stattdessen soll Unkraut auf Gleisen künftig umweltschonend bekämpft werden.

Wurzelwachstum im Gleisbett beeinträchtigt dessen Funktionsfähigkeit Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Berlin afp | Die Bahn will noch in diesem Jahr auf das umstrittene Unkrautbekämpfungsmittel Glyphosat verzichten. Als Alternative gegen den Bewuchs im Gleis setze das Unternehmen auf ein „nachhaltiges Vegetationsmanagement“, wie die Bahn am Sonntag mitteilte. Dazu zählten die digitale Vegetationskontrolle, der Einsatz mechanisch-manueller Verfahren sowie die Nutzung umweltschonender Pelargonsäure. Die Bahn verfügt über rund 33.400 Kilometer Schienennetz in Deutschland.

Glyphosat steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Die EU-Kommission hatte eine Verlängerung der Zulassung bis Dezember 2023 beschlossen. Die Bahn hatte den Einsatz von Glyphosat bereits in den vergangenen Jahren deutlich zurückgefahren.

„Wir halten Wort und steigen 2023 komplett aus der Nutzung von Glyphosat aus“, erklärte Bahn-Chef Richard Lutz. Damit übernehme die Deutsche Bahn Verantwortung für einen umwelt- und klimafreundlichen Schutz der Gleisanlagen.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) erklärte: „Die Deutsche Bahn geht einen wichtigen Schritt hin zum vollständigen Glyphosat-Ausstieg, wie wir ihn im Koalitionsvertrag vereinbart haben.“ Er unterstütze ausdrücklich „dieses verantwortungsvolle Konzept für mehr Artenschutz“.

Eine zuverlässige Vegetationskontrolle sei Voraussetzung für einen sicheren Bahnbetrieb, betonte die Bahn. „Denn Wurzelwachstum im Gleisbett beeinträchtigt dessen Funktionsfähigkeit.“ Bereits seit 2020 habe das Unternehmen den Einsatz von Glyphosat gegenüber 2018 mehr als halbiert.

Die Zulassung für den Einsatz der umweltschonenden Pelargonsäure erfolgte nach Bahn-Angaben im Februar durch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in enger Abstimmung mit dem federführenden Bundesagrarministerium und dem Bundesverkehrsministerium. Der Einsatz der Säure ist demnach noch vorbehaltlich der Genehmigung des Eisenbahn-Bundesamts.

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4 Kommentare

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  • Das wäre wirklich ein Fortschritt, doch Mißtrauen ist empfehlenswert. Vor allem, wenn man betrachtet, wie radikal die Bahn sämtliches Gehölz entlang der Bahntrassen abrasiert. Riesige Strecken sind völlig kahlgeschoren. Von "nachhaltigem Umgang" zeugt das nicht. Es sei denn, man meint damit den betriebswirtschaftlichen Vorteil. Rigoros abholzen ist deutlich billiger, als fortwährende Pflege des Busch- und Baumbestandes.

    • @Perkele:

      Sie dürfen sich gerne bei der Bahn melden, die 33.000 Kilometer Bahndamm halbjährlich nur ein bisschen zurecht zu stutzen - gegenüber dem jährlichen "Kahlschlag".



      Zudem dient das radikale Abholzen auch der Sicherheit. Sie wären sicherlich auch eine der ersten, welche bei einem Betriebsstillstand nach einem Sturm den Zeigefinger heben würde.



      Bäume und Sträucher haben in der Nähe von Gleisen schlichtweg nichts verloren. Auf dem Mittelstreifen auf der Autobahn wachsen zurecht auch keine Bäume.

      • @Mopsfidel:

        Nein, ich wäre gar nicht mit erhobenem Zeigefinger unterwegs. Das ist eine ziemlich gewagte Unterstellung. Und 33000 km Bahntrasse kann ich auch nicht alleine bewältigen. Aber es gibt Fachbetriebe, die das können - doch das schadet dem Betriebesergebnis der Bahn. Und wie heisst es so schön: Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg...

  • taz: "Die Bahn will noch in diesem Jahr auf das umstrittene Unkrautbekämpfungsmittel Glyphosat verzichten."

    Es wird ja auch langsam mal Zeit, dass der "weise Mensch" (Homo sapiens) endlich mal sein Hirn einschaltet, denn durch Glyphosat sterben auch die nützlichen Bienen und Hummeln.

    "Fachleute warnen vor weitreichenden Konsequenzen: Wenn Bestäuberinsekten fehlen, werden viele Wild- und Nutzpflanzen nicht mehr bestäubt. Geringere Ernten und sogar Ernteausfälle wären die Folge – vor allem bei Obst und Gemüse." [Deutsche Umwelthilfe - DUH]