Einigung mit Deutsche Wohnen: Flüchtlingsprojekt darf bleiben
Im Streit um ein von Flüchtlingen betriebenes Internetcafé in Berlin-Hellersdorf haben sich Bezirk und Vermieter geeinigt.
Umso mehr dürfte man sich in dem börsennotierten Unternehmen freuen, eine gute Nachricht verkünden zu können: Im Streit um das selbstverwaltete Flüchtlings-Internetcafé LaLoka am Kastanienboulevard in Hellersdorf zeichnet sich eine Lösung ab. Wie die Deutsche Wohnen und der Bezirk Marzahn-Hellersdorf in einer gemeinsamen Pressemitteilung bekannt gaben, will die Deutsche Wohnen die Räumlichkeiten des LaLoka zwar „mittelfristig“ weiterhin neu vergeben, zunächst könne die Initiative Refugees Emancipation, die das Internetcafé betreibt, die Räume aber bis Ende des Jahres weiternutzen.
Außerdem werde man sich gemeinsam für eine dauerhafte Lösung in der Nachbarschaft einsetzen. Nachdem die Refugees Emancipation zunächst keinen neuen Mietvertrag bekommen hatte, musste die Initiative das LaLoka im Dezember schließen.
Seit 2012 gehört der Deutschen Wohnen ein Großteil der Wohnungen und Gewerbeflächen am Hellersdorfer Kastanienboulevard, einst lebendige Einkaufsmeile, heute eher Problemquartier mit viel Leerstand. Im August 2014 gründete die Initiative „Hellersdorf Hilft“ hier das LaLoka als Treffpunkt, in dem sich Flüchtlinge aus der nahe gelegenen Unterkunft und schon länger hier wohnende Hellersdorfer begegnen können – auch als Reaktion auf den rassistischen Anwohnerprotest, der die Eröffnung der Unterkunft begleitet und Hellersdorf bundesweit bekannt gemacht hatte.
Unterstützung des Bezirks
Das LaLoka galt schnell als Erfolgsprojekt, insbesondere seit die Initiative Refugees Emancipation hier ein Internetcafé von und für Geflüchtete aufbaute. Doch im Dezember musste es trotzdem schließen: Als der Mietvertrag ausgelaufen war, wollte die Deutsche Wohnen der Initiative keinen neuen mehr geben. Stattdessen sollte an diesem Standort Einzelhandel einziehen, den sich die Bewohner des Quartiers wünschen würden, hieß es.
Dem darauf folgenden Protest hatte sich auch Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle (Linke) angeschlossen, die öffentlich anmahnte, die Deutsche Wohnen müsse „ihrer gesellschaftspolitischen Verantwortung gerecht werden“. Sozialstadträtin Juliane Witt lobt nun den Richtungswechsel der Deutschen Wohnen: Es sei gut, „dass hier im nächsten Jahr gemeinsam geschaut wird, wie die Nutzungsangebote für den täglichen Bedarf und die Unterbringung sozialer Themen gut ausbalanciert werden“. Der Verein Refugees Emancipation, der bereits seit 2003 Internetcafés für Flüchtlinge aufbaut, war am Mittwoch für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Fall Mouhamed Dramé
Psychische Krisen lassen sich nicht mit der Waffe lösen
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe