Einigung in Australien und Neuseeland: Millionen für Contergan-Opfer
Monica McGhie wurde ohne Beine und Arme geboren, sie ist eins der Contergan-Opfer in Australien und Neuseeland. Sie erhalten nun 60 Millionen Euro Entschädigung.
SYDNEY afp | Nach jahrelangem Kampf erhalten Contergan-Opfer in Australien und Neuseeland eine Entschädigung: Vor dem Obersten Gericht des australischen Bundesstaates Victoria einigten sich am Montag die Anwälte der Opfer mit dem britischen Konzern Diageo auf eine Zahlung von 89 Millionen australische Dollar (60 Millionen Euro). Diageo ist Rechtsnachfolger des Unternehmens The Distillers Company, welches das Medikament des deutschen Herstellers Grünenthal in den 50er Jahren in Australien und Neuseeland vertrieb.
Das Schlaf- und Beruhigungsmittel Contergan war von 1957 bis 1961 rezeptfrei verkauft worden. Sein Wirkstoff Thalidomid führte bei bis zu 20.000 Kindern weltweit zu dauerhaften Schädigungen wie schwerwiegenden Fehlbildungen an den Gliedmaßen.
Monica McGhie etwa wurde ohne Arme und Beine geboren. „Mein Leben ist ein Kampf, seit 50 Jahren“, sagte sie. Die Entschädigung werde nichts an ihrem Leidensweg ändern. „Aber ich kann wieder mit mehr Zuversicht in die Zukunft schauen, weil ich weiß, dass ich die finanziellen Mittel für die Pflege habe, die ich brauche.“
Mit der Einigung mit Diageo wollen die Opferanwälte Grünenthal nicht länger auf Entschädigung verklagen, wie sie ankündigten. Der Diageo-Chef Ian Wright nannte den vor Gericht gefundenen Kompromiss „fair und gerecht“ für alle Beteiligten.
Eine Entschädigung wird auch in Spanien erwartet
Erst vor wenigen Tagen hatte ein spanisches Gericht Grünenthal in erster Instanz verurteilt, Contergan-Opfern in Spanien Entschädigung zu zahlen. Sie sollen 20.000 Euro Schadenersatz je Prozentpunkt des offiziell anerkannten Behinderungsgrads erhalten. Eine Gesamtsumme ist noch nicht bekannt.
Nach Angaben des spanischen Opferverbands Avite wurden bis zu 3.000 Menschen in Spanien durch Thalidomid geschädigt. Viele sind bereits gestorben. Avite hatte in dem Prozess insgesamt 204 Millionen Euro für die noch lebenden Opfer gefordert. Grünenthal prüft derzeit, ob es Berufung einlegt.
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