Eine Hymne, die keiner braucht: Ein musikalischer Albtraum

Schlagersänger Micha Wagner hat Bremen eine schlimme Hymne gewidmet, die sexistisch und militaristisch daherkommt. Die Politik promoted sie trotzdem gern.

In lokalpatriotischem Bremer Liedgut dürfen Stadtmusikanten nicht fehlen. Bild: DPA

BREMEN taz | Man könnte dieses „Bremen“-Lied des bis dato zu Recht unbekannten Schlagersängers Micha Wagner ja ignorieren. Gäbe es da nicht dieses unsägliche, sexistische Video dazu. Und vor allem: die Lobeshymnen aus der Politik.

Der Bürgermeister selbst stellte das Machwerk am Montag im Rathaus vor – und lobt es als „Liebeserklärung“. Bürgerschaftspräsident Christian Weber (SPD) findet es gar „ausgesprochen gut“, „identitätsstiftend“ und „patriotisch“. Der Text des Volksmusikanten reimt „Bremen, du bist die Stadt, aus der ich bin, für mein Herz bist du ein Reingewinn“ und arbeitet ansonsten die üblichen Klischees ab: Stadtmusikanten, Werder, Kohl-und-Pinkel. So weit, so banal. Ein schlimmer Ohrwurm.

Das Video dazu zeigt immer wieder zwei leicht bekleidete junge Frauen, die roboterhaft auf der Stelle marschieren und ansonsten schweigen müssen, während die Marschmusik im Hintergrund dem Militarismus huldigt. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, fließt der Erlös aus dem Verkauf der im Rathaus gerne promoteten CD der evangelikalen, homophoben und frauenfeindlichen Matthäus-Gemeinde zu.

Bei der Frauenbeauftragten finden sie das Ganze „ziemlich daneben“. Zu Recht. Bremens Repräsentanten sollten sich dafür nicht hergeben. Dies Grauen hat die Stadt nicht verdient.

Nachtrag: Am Dienstag war das Video nicht mehr öffentlich zu sehen. Nach der Kritik werde es nun "überarbeitet", sagte ein Sprecher von der Agentur "Meth Media", die Micha Wagner vertritt. Die beiden Damen übrigens könnten die Kritik "überhaupt nicht verstehen".

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