Kommentar: Eine Frage der Akzeptanz
■ Dreiliterauto nützt kaum, wenn es keiner kaufen will
Autos wird es zwar nicht unbedingt – wie der ADAC bisweilen meint – ewig geben. Doch mit einer großen Zahl von Autos müssen wir geraume Zeit noch rechnen. Wollen wir deren Nutzung nicht drastisch einschränken, müssen wir deren Verbrauchswerte kürzen – oder wir haben keine Chance, klimapolitische Ziele zu erreichen. Ein Dreiliterauto könnte hier natürlich viel helfen, wenn ein solches Gefährt auf allgemeine Akzeptanz stieße. Bisher ist dies jedoch nicht der Fall. Tatsächlich werden die Autos im Durchschnitt immer größer, schwerer und leistungsstärker. Ein paar Nischenexemplare verbrauchsarmer PKWs schaden da zwar nicht viel, sie nutzen aber auch kaum.
Bis zum Jahr 2000 alle Autos mit mehr als sechs Litern Verbrauch abzuschaffen wäre ein viel ehrgeizigeres Ziel; selbst der Vorschlag, dann zumindest keine neuen Fahrzeuge mehr mit hohen Verbrauch anzubieten, wäre wohl nicht im Sinne der Autoindustrie.
Im übrigen wäre es naturgemäß wenig hilfreich, sparsame Autos zusätzlich einzusetzen. Manche Industriekonzepte machen genau diesen Eindruck: Es soll eine neue Nachfrage von zusätzlichen „Stadtautos“ gepuscht werden.
Nicht beeindrucken lassen sollte man sich auch durch schlichte Roßtäuschertricks: Die niedrigen Verbrauchswerte von Diesel-PKWs schauen besonders gut aus, wenn man, wie der Verband der deutschen Automobilindustrie, Äpfel mit Birnen vergleicht und Liter mit Liter gleichsetzt: Diesel produziert – neben den typischen Partikelemissionen – pro Liter auch ein Achtel mehr CO2 als Benzin.
Auch durch niedrige – praxisferne – Testwerte sollte man sich nicht verwirren lassen, schon gar nicht durch das Paradebeispiel jenes Hybridautos, das mit voller Batterie gestartet und mit einer leeren abgestellt wird und dabei – welch Wunder der Technik – mit ausnehmend geringem Treibstoffverbrauch betrieben werden kann.
Demgegenüber wäre eine echte Halbierung des spezifischen Verbrauchs eher eine lohnende Übung. Selbst dies allerdings könnte aus Gründen der Umwelt- und Sozialverträglichkeit, des Energieverbrauchs und der Stadtkultur etc. eine Abkehr von der überbordenden Autonutzung nicht überflüssig machen. Karl Otto Schallaböck
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