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Einblick in Drohnen-AktenDe Maizière geht in die Offensive

Der Verteidigungsminister gewährt dem Bundesrechnungshof Einblick in alle Akten zum Drohnenprojekt. Wer trägt die Verantwortung?

Verteidigungsminister Thomas de Mazière hat Ärger mit den Drohnen. Bild: dpa

CELLE dpa | Nach dem Debakel um das Drohnenprojekt „Euro Hawk“ will Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) dem Bundesrechnungshof nun vollen Einblick in alle Akten geben. Trotz Bedenken wegen amerikanischer Geheimhaltungswünsche habe er angewiesen, Unterlagen zu dem Drohnenprojekt und Verträge mit amerikanischen Stellen dem Rechnungshof vollständig zur Verfügung zu stellen, sagte der Minister am Mittwoch in Celle. „Dies wird gegebenenfalls teilweise mit einer Einstufung verbunden sein, mit der der Rechnungshof aber geübt und gewohnt ist zu arbeiten“, erklärte er mit Blick auf die Geheimhaltung.

Konsequenzen aus dem Drohnen-Debakel wolle er erst nach der Vorlage eines Berichts an den Verteidigungsausschuss des Bundestages am 5. Juni ziehen, sagte de Maizière. „Gegenstand des Berichts ist es auch, den Gesamtvorgang zu bewerten.“ Untersucht werden sollten außerdem die Folgen des deutschen Ausstiegs auf das NATO-Bodenüberwachungsprojekt „Global Hawk“.

Die für den Verteidigungsausschuss in Auftrag gegebene chronologische Aufarbeitung des Projekts mit einer Laufzeit von über zehn Jahren erfordere Sorgfalt und Gründlichkeit, sagte der Minister. „Wir brauchen ein aussagefähiges Gesamtbild, und nicht eine Diskussion über Einzelinformationen.“

Beschaffungs- und Testvorgang prüfen

Gegenstand des Berichtes sei der gesamte Beschaffungs- und Testvorgang bis hin zum Ausstieg. „Ich denke es ist angemessen, dass ich auch zuerst die Abgeordneten des Deutschen Bundestages informiere und danach die Öffentlichkeit.“

De Maizière hatte das „Euro-Hawk“-Projekt, das schon mehr als eine halbe Milliarde Euro gekostet hat, wegen Problemen bei der Zulassung für den europäischen Luftraum gestoppt. Die Opposition verlangt detailliert Aufklärung, warum dies nicht früher geschah, obwohl das Ministerium schon 2011 von diesen Problemen wusste.

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3 Kommentare

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  • G
    gustav

    in vielerlei Hinsicht eine Grenze überschritten!

    1.) Hat sie die Fälle von unerlaubter

    Fremdsteuerung nicht ausgeschlossen? Nein!

    2.) Dann hat sie sicherlich auch nicht die Gefahr

    von Störsendern bedacht, welcher

    eine Drohne zum ballistischen Geschoss

    mutieren lassen könnte.

    3.) Ebensowenig hat sie die viel zu hohe Masse

    des Gerätes bedacht.

    Wenn so ein Ding in Anlagen der Chemie- oder

    Atomindustrie hineinrast gibt das eine

    Riesenkatastrophe.

    4.) Die nächste Misere ist die Spirale des Wettrüstens

    innerhalb Europas aus Prestigegründen und

    Ressentiments.

    6.) Die Mißbrauchsgefahr der Drohnen des Militärs

    durch die EU und Geheimdienste zur Spionage

    des eigenen Volkes.

    7.) Die Umbaugefahr zur bewaffneten Staatsterrorwaffe

    wurde ebensowenig einkalkuliert.

    (Chirugisch, hochpräzises Töten, innerhalb

    Deutschlands nach dem Vorbild Israels)

    8.) Der Verlust von hochqualifizierten

    Kampfpilotenjobs und Arbeitsplätzen

    bei der Kampfjetindustrie in Europa

    (z.B. Euro-Fighter) war

    natürlich auch egal!

    9.) Die Erhöhung der Abhängigkeit

    auf dem Gebiet der Luftverteidigung

    zum Ausland hin, wurde auch einfach

    hingenommen.

    10.) Und für den Luftverkehrsraum verfügt

    ist sie ungeeignet, weil sie nicht

    auf Flugzeuge reagieren kann.

    11.) Der Funkkontakt ist wohl auch fehlerhaft.

    12.) Die Frage der nicht geklärten Verantwortung/Haftung

    im Falle von Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

    Sowohl Struck, als auch DeMaiziere

    und selbstverständlich ebenso dieser

    Gutemberg haben die Bundeswehr, was

    die Kampfdrohnen angebelangt mies

    gemanagt.

    Das schwierige Projekte, auch einmal Rückschläge

    erleiden dürfen, ist klar.

    Selbst staatstheoretisch und militärstrategisch,

    ungeachtet jeglicher Technologie, ist die

    Drohnenanschaffung eine Idiotie.

    Für die 500 Mio. hätte man durchaus

    noch ein paar Standorte länger betreiben können

    oder die Wehrpflicht/Zivildienst erhalten lassen können. Die Alten/Kranken hätten es gedankt und

    es gäbe ein paar Leiharbeiter weniger!

     

    Wo bleibt der Ehrgeiz der Politik sich in der Welt

    nicht als Trottel zu verkaufen und das Beste

    für das eigene Land an Nachhaltiger Lebensqualität

    zu bringen. 500 Mio. Euro sind kein Bagatellgeldbetrag, trotz der Staatsschulden-

    und Bankenkrisen. Wieviel militärische

    Großanlagen hätten bei sinnvollen Einsatz

    dieses Geld noch gerettet werden können?

    Wieviele von den 90 000 Dienstposten der echten

    Militärangehörigen( keine Wehrdienstleistenden)

    hätten noch gerettet werden können?

    Wie stark wäre der Pflegenotstand entschärft worden

    bei Beibehaltung von Wehrpflicht und Zivildienst?

    Oder hätte man stattdessen ein paar Hauptstandorte

    strategisch besser sichern können?

    Die Politik zeigt dekadente Züge.

  • HK
    Hady Khalil

    Unter den Linden, gestern: Zur Drohnenaffaire

    Betreutes regieren

    Ich glaub ich hör nicht richtig. Die Bundeswehr, das Verteidigungsministerium schickt „verschlüsselte“ Berichte an die Kontrollgremien??? Warum? - Ist das vielleicht seit Zusammenbruch des Ostblocks der neue Feind? Offenlegungspflicht, ist das nur eine Formalie, oder hat das nicht den Sinn die Rechtsstaatlichkeit zu wahren? Ist der Rechtsstaat 8 wir Reden doch dabei immer über den demokratischen Rechtsstaat, oder???)der Feind der Bgundeswehr. Früher würde man sagen, da müssen mal ein paar Köpfe rollen. Wir leben ja glücklicherweise in humaneren Zeiten, also ab auf Hartz IV. Wieso

  • D
    Danaervertrag

    Bundeswehr und Politiker unterschreiben Verträge dessen Inhalte und Kosten sie nicht kennen?

    Das die gesamte Gewaltenteilung, vor allem Politiker so einfach ausgetrickst werden kann, steht in keinem Punkt einer Diktatur, erst recht nicht der russischen Oligarchen nach.

    Inzwischen scheinen Bananenrepubliken fortschrittlicher zu sein, als Gartenzwerge in Deutschland glauben wollen.

     

    "Beschaffungs- und Testvorgang prüfen"

    Kaum irgend ein Deckel gehoben, quillt der Mist und die beamtenkollektive Unfähigkeit heraus.

    Beispiel:

    Technische Unterlagen eines Zielscheinwerfers für den Marder und Leo II:

    1.3.5. Sonstige Daten

    1.3.5.1. Temperaturbereich

    - bei Betrieb -40° C bis +30° C

    - bei Lagerung -55° C bis +70° C

    Jeder Mensch hat eine höhere Körpertemperatur.

    Solche Angaben sind gut für Nachforderungen und versteckt, nachhaltige Kosten.

     

    Der sogenannte Kampf gegen den Terrorismus war nichts anderes als Dual-User Geräte und Verträge vor den demokratischen Augen verschwinden zu lassen.

    Hat Deutschland mit der US Regierung einen Vertrag oder mit privaten Firmen?