: Einneues StückAlltag beginnt
Die Seitenwende ist da. Warum wir diesen Weg gehen können, was nun zählt – und wo gefeiert wird. Ein Brief unserer Geschäftsführung an die taz-Community
Liebe Leser*innen,
schon oft haben Sie von uns den Satz gehört: Bald ist es so weit. Jetzt aber wirklich: Nächste Woche endet ein Stück Alltag für Sie und für uns: Am 17. Oktober erscheint die letzte werktägliche Printausgabe unserer taz. Mit dem 20. Oktober, einem Montag, wird die taz werktäglich digital erscheinen, die wochentaz bleibt papiergedruckt und digital.
Wir sagen nicht nur nach außen, dass wir diesen Schritt selbstbewusst gehen – wir sind es auch. Diese „Seitenwende“ ist das Ergebnis jahrelanger akribischer Vorbereitung. Sie ist nur möglich geworden, weil alle Bereiche der taz – Redaktion, Vertrieb, Technik, Service und Management – gemeinsam für sie gearbeitet haben. Jede Abteilung hat ihren Anteil geleistet. Gemeinsam haben wir diskutiert, entwickelt, ausprobiert und den Wandel gestaltet. Gemeinsam haben wir so die Zukunft der taz aktiv ins Werk gesetzt.
Das konnte und kann gelingen, weil die taz in der Medienlandschaft seit jeher eigene Wege geht. Während viele Verlage auf Paywalls setzen oder sich erheblich durch Anzeigen finanzieren, setzen wir auf Leser*innenfinanzierung, Transparenz und Teilhabe: Die taz-zahl-ich-Community, inzwischen über 45.000 Menschen stark, legt Zeugnis davon ab.
Und jetzt gehen wir mit der Einstellung der papiernen Werktagsausgabe voran, weil wir etwas Entscheidendes erhalten wollen: die Stimme der taz in einer unter Druck stehenden Medienlandschaft. Also das tägliche Zeitungsprodukt, unseren unabhängigen, linken Blick und die freie Zugänglichkeit von Inhalten auf taz.de. Wir gehen unseren Weg, weil wir den Verlust der taz nicht ertragen und verantworten könnten – und weil wir große Veränderungen aus einer wirtschaftlich stabilen Position heraus gestalten wollen.
Die politische Lage macht diesen Auftrag dringlicher denn je. Während Spitzenpolitiker Interviews in rechtsradikalen Portalen geben, ohne dass dies noch für Aufschreie sorgt, während Demokratien weltweit ins Wanken geraten, während autoritäre Kräfte ihre Erzählungen immer lauter verbreiten, brauchen wir Gegenstimmen.
Die taz war und ist eine solche Gegenstimme.
Wir berichten investigativ über Rechtsextreme, wir geben Autor*innen aus dem Globalen Süden Raum und Stimme, wir analysieren die Verschiebungen in Gesellschaft und Politik – nicht als neutrale Kulisse, sondern aus Überzeugung, dass Öffentlichkeit beobachtend und fragend, auf alle Fälle kritisch sein muss.
Dass wir diesen Weg gehen können, liegt an Ihnen. 57 Prozent unserer bisherigen täglichen Print-Abonnent*innen haben sich bereits verpflichtet, auch nach der Seitenwende bei uns zu bleiben. Diese Zusagen sind für uns nicht nur ökonomisch entscheidend. Sie sind schon jetzt ein starkes Zeichen dafür, dass die Idee einer solidarischen Zeitung trägt – gerade in einer Zeit, in der solidarisches Handeln keine Selbstverständlichkeit mehr ist.
Die kommenden ein bis zwei Jahre werden zeigen, wie gut sich neue Lesegewohnheiten verankern lassen. Wir wissen, dass dies kein Selbstläufer wird. Wir wissen auch, dass es ohne Ihre Unterstützung nicht geht. Aber wir haben gelernt: Unsere Leser*innen und Genoss*innen halten uns nicht nur die Treue, sie überraschen uns immer wieder positiv.
Wir freuen uns nun auf eine besondere Festwoche: Am 16. Oktober treffen wir uns abends in unserem Haus an der Berliner Friedrichstraße 21 und feiern gemeinsam den Umbruch, und am 17. Oktober, wie im Ankündiger auf dieser Seite erläutert, laden wir auf der Frankfurter Buchmesse zu einer Feier und Veranstaltung ein – an dem Ort, an dem 1978 die erste Nullnummer der taz verteilt wurde.
Anders gesagt: Die taz war nie nur ein Produkt, sondern ein Projekt: für kritische Öffentlichkeit, für journalistische Vielfalt, für Demokratie.
Damit das so weitergeht, braucht es Veränderungen. Wir danken Ihnen, dass Sie diesen Schritt mit uns gehen – manche auch vorsichtig. Die taz bleibt, was sie ist: ein Projekt, dasgebraucht wird.
Kommen Sie immer mittwochs von 10 bis 12 Uhr zur Seitenwende-Sprechstunde in die taz. Wir bitten um Anmeldung unter: seitenwende@taz.de
Lieber telefonieren? Die Seitenwende-Hotline ist immer mittwochs und donnerstags zwischen 14 und 17 Uhr für Sie erreichbar unter (030) 25 902 969
Oder schreiben Sie uns eine E-Mail: seitenwende@taz.de
Unsere FAQ: taz.de/seitenwende
Wir freuen uns, dass aktuell viele Anfragen eintreffen. Sehen Sie es uns nach, sollten Sie in der Zeit der Seitenwende nicht sofort eine Antwort erhalten. Wir melden uns!
Aline Lüllmann und Andreas Marggraf
taz-Geschäftsführung
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