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Ein Werner, kein Wort

■ HSV-Coach Pagelsdorf will auch bei Abstieg bleiben. Angeblich soll Aufsichtsrats-Vize Jürgen Werner Vereinschef Seeler beerben

Lange zögerte Frank Pagelsdorf, gestern sorgte der HSV-Trainer für Klarheit. Es sei davon auszugehen, daß er (40) auch beim Abstieg bleiben wolle, erklärte der Coach etwas verklausuliert auf der Pressekonferenz vor dem Heimspiel morgen gegen den VfB Stuttgart. Aber prinzipiell beschäftige er sich nicht mit dem Worst Case, zumindest „nicht in erster Linie“. Er sei ja ein Optimist: „Wir schaffen es schon.“Und darum erörtert Pagelsdorf mit sich auch nicht die Möglichkeit, vielleicht das Saisonende nicht als Cheftrainer des Fußball-Bundesligisten zu erleben und gar keine Wahl zu haben, ob und wenn ja, wie.

Wenigstens ist Pagelsdorf einer, der noch will. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Harry Bähre möchte ja gehen, und Uwe Seelers Bekenntnisse zu seinem Führungs-Job beim HSV klangen auch schon einmal kräftiger.

In der neuesten Ausgabe der Wochenzeitung Die Woche antwortete der Vereinsboß auf die Frage nach seiner persönlichen Verantwortung bei der Ost-Immobilien-Affäre, die Schatzmeister Jürgen Engel und Vize Volker Lange im Mai 1997 zur Flucht nutzten: „Im Nachhinein kann man vielleicht sagen, daß es doch besser gewesen wäre, wenn ich die Konsequenzen gezogen und gesagt hätte, ich bin dafür verantwortlich, ich geh mit.“

Hat Seeler aber nicht, und darum muß er sich weiter Rücktrittsforderungen anhören. „Unterste Schublade“seien die Anfeindungen, findet der angeschlagene HSV-Oberste. Am schlimmsten sei Ex-Präsident und Aufsichtsrats-Mitglied Jürgen Hunke. „Der stiftet schon seit einem Jahr Unruhe“, hat Seeler ausgerechnet und meint: „Der Aufsichtsrat ist gefragt.“

Wie es ausschaut, hat man sich im Kontrollgremium schon einmal so seine Gedanken gemacht. Neueste kolportierte Seeler-Nachfolger-Variante: Um Jürgen Hunke zu verhindern, wird ein anderer Jürgen, Nachname Werner, in die Schlacht geworfen.

Was der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende davon hält, den Dicken zu beerben, wollen viele wissen, ist aber nicht herauszubekommen, was einen wundert, wo es doch dieser Tage in Hamburg vor „Insidern“und „HSV-Kennern“nur so wimmelt.

Wir müssen uns also noch ein bißchen gedulden bis zu Jürgen W.s definitiv-klärendem O-Ton: Seelers ehemaliger Mannschaftskamerad ist momentan auf Kreuzfahrt und kriegt keinen Landgang, solange sein Handy seekrank ist. Es will aber auch gar nichts klappen beim HSV. cleg

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