piwik no script img

■ Das PortraitEin Erzfeind Lukaschenkos

Wassil Bykau

Wassil Bykau wäre nicht der Erste, der für seine demokratische Überzeugung und sein humanistisches Credo in einem weißrussischen Gefängnis landet. Seit Jahrzehnten erhebt der heute 75-jährige Minsker Schriftsteller seine Stimme für Demokratie und Menschenrechte.

Der zunehmende Terror unter dem Regime des autokratischen Staatschef Alexander Lukaschenko, der seit einem zweifelhaften Referendum vom November 1996 allen Andersdenkenden den Krieg erklärt hat, veranlasste Bykau Ende 1998 seine Heimat zu verlassen. Mit Hilfe des örtlichen PEN-Clubs siedelte er nach Finnland über. Ab kommenden Juli wird der deutsche PEN-Club die Betreuung Bykaus übernehmen. Um in der Zwischenzeit seinen Aufenthalt in Deutschland abzusichern, hat jetzt das Internationale Auschwitz-Komitee mit Unterstützung der Heinrich-Böll-Stiftung zu Spenden aufgerufen.

Bykau, den die schwedische Tageszeitung Expressen einmal mit Fjodor Dostojewski verglich und der 1998 für den Literaturnobelpreis nominiert war, wurde am 19. Juni 1924 in Byteschki, im Witebsker Gebiet, geboren. Nach einem Studium an der Kunstakademie schloss er sich 1941 der Armee an. Die Auseinandersetzung mit dem Krieg und dessen verheerenden Auswirkungen auf die Soldaten zieht sich als zentrales Thema durch das Gesamtwerk Bykaus, das in zahlreiche Sprachen übersetzt ist. Die Novelle „Der Tod fühlt keinen Schmerz“ von 1965, in der Bykau die menschenverachtente Praxis unter dem Stalin-Regime anprangerte, brachte ihm und seiner Familie jahrelange Schikanen ein.

Anfang der 90er-Jahre engagierte sich Bykau in der Volksfrontbewegung, die sich um eine Auseinandersetzung mit den Verbrechen der Stalinzeit bemühte. Das Erscheinen seines jüngsten Werkes „Die Mauer“ finanzierten einige seiner Kollegen, weil die staatliche Druckerei die Produktion abgelehnt hatte.

„Das weißrussische Regime verfolgt eine revanchistische Politik, ihr Ziel ist die Rückkehr zum Kommunismus“, sagte Bykau kürzlich in einem Interview. Auch als er im Dezember in Russland mit einem hoch dotierten Literaturpreis ausgezeichnet wurde, nahm er kein Blatt vor den Mund: „Für das“, sagte er, „was Russland in Tschetschenien anrichtet, sollte es sich schämen.“Barbara Oertel

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen