Edeka und Nachhaltigkeit: Der Pakt mit dem Panda
In Edekas neuem TV-Spot hilft der WWF-Panda beim Einkauf. Das Logo soll Nachhaltigkeit anzeigen, erklärt den Verbraucher aber für unmündig.
Wir lieben Pandabären! Sie helfen Kindern beim Einkauf, beraten an der Gemüsetheke und nehmen einen den Einkaufswagen ab, so zumindest im neuen Edeka-TV-Spot. Wie nett!
Edeka will „einen verantwortungsvollen Konsum weiter fördern“, teilt das Unternehmen mit. Dazu soll die Kooperation mit dem World Wide Fund For Nature (WWF) eine nachhaltigere Produktion von Fisch, Palmöl, Soja und Süßwasser der Hausmarke garantieren. Damit man die Artikel leichter erkennt, tragen nun rund 230 Edeka-Produkte das WWF-Pandalogo. Beispiesweise der "Bio-Brotkorb" in der jede der zehn Brotscheiben einzeln in Plastik verpackt ist.
Öffentlichwirksam verbreitet wird die Kooperation seit Montag via TV-Spot und Online. In einem zweiten Video der Webseite reist der WWF-Panda unter anderem nach Frankreich, Griechenland und Peru, um sich die Herstellungsbedingungen anzugucken. Das poppige Video erinnert an die McDonalds Qualitäts-Kampagne der vergangenen Jahre.
Bereits seit 2009 arbeiten Edeka und die Naturschutzorganisation WWF zusammen. Seitdem verkauft Edeka Fisch mit MSC-Siegel und WWF-Tiersticker. „Nur wenn die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten wächst, kann sich auch eine ressourcenschonendere Produktion entlang der ganzen Lieferkette langfristig durchsetzen“, sagt Eberhard Brandes, Vorstand des WWF Deutschland. Regelmäßig steht seine Organisation in der Kritik, unter anderem im vergangenen Jahr als WWF-Ehrenpräsident Juan Carlos auf Elefantenjagd ging. Der Verband muss sich zudem immer wieder gegen den Vorwurf der Nähe zur Industrie wehren.
Mit den WWF-Pandas wird Edeka die Welt nicht retten. Wenn Edeka nun wirklich an seinen eigenen Produkten und ihrer Nachhaltigkeit arbeitet, ist das schön und immer noch besser, als gar nichts zu tun.
Trotzdem ist die Kampagne der Hamburger Werbeagentur Jung von Matt scheinheilig. Den fetten Panda aufs Produkt zu drucken, erklärt den Kunden für unmündig. Solch eine Informationspolitik trägt nicht zum Nachhaltigkeitswissen der Verbraucher bei. Wer wirklich aufklären will, muss über alle Produkte des Sortiments informieren.
Auch über das illegal gerodete Palmöl der Schokoladen, das geklaute Wasser in den Sprudel-Flaschen oder die Arbeitsbedingungen in den Herstellerstaaten. Doch das funktioniert nicht mit einem Pandabildchen auf der Sojamilchpackung. Darauf ein Krombacher.
Leser*innenkommentare
Pandafreund
Gast
Sie lieben Pandabären? Um so mehr ist es schade, dass die realen Pandabären nicht viel davon haben, bzw. aus deutschen Händen nichts ab bekommen. Die nicht unerheblichen Lizenzgebühren, die EDEKA an die Umweltorganisation zahlt fließen wohl möglich in viele andere Projekte aber für die Pandas bleibt da nichts mehr übrig.
Vertreter Deutschland Pambassador 2013 Deutschland
Mika
Guter Artikel! Ohne Rechtschreibfehler wäre er noch besser. Aber schön, dass hier die Autorin mitdiskutiert.
Robert Kruck
Ahhh… herrlich. Raubtierkapitalismus in Reinstform.
Jegliches rationales Nachdenken, doch noch einen sinnvollen Nutzen hinter einer solchen Kampagne zu finden, macht jedem klar denkenden Menschen Kopfschmerzen.
Ich wähl Brüderle!
Gephard
Zumindest hilft der Panda den eh schon unmündigen Kunden etwas auf die Sprünge. Die mündigen werden sich auch weiterhin nicht von solche Etikettierungen irritieren lassen. Viele Bürger wollen sich nicht aufwändig mit den Inhaltsstoffen befassen, sie sind jetzt schon überfordert. Für einen mündigen Bürger müssten die Inhaltsstoffe noch ausführlicher und alle mit Herkunft genannt werden. Das überfordert die uninformierten noch weiter. Deshalb sollte man es aber nicht sein lassen. Positiver Nebeneffekt wäre vielleicht, das automatisch weniger stark verarbeitete Produkte gekauft würden.
Andreas Urstadt
Gast
Maturitaet haette eine Kampagne der Lebensmittellaeden gegen das Wegwerfen von Nahrung (tgl werden 50% der Nahrungsmittel weggeworfen). Der Umsatz wuerde leider dann gegen 50% sinken ABER haette den Effekt, dass jaehrlich der Ressourcen und Energieverbrauch von 50% des gesamten jaehrlichen Strassenverkehrs wegfiele (und damit wiederum jemandes Umsatz). So pervers setzt sich das BIP zusammen. Deutschland verbraucht pro Jahr drei Erden (die USA fuenf, China und Indien zusammen nur 0,8.. d h DIE sind noch insgesamt im nachhaltigen Bereich).
Biogasanlagen, als nachhaltig gefeiert, rentieren sich nicht mehr, wenn auf das tgl Wegwerfen von 50% der Lebensmittel verzichtet wuerde.
Die Edeka / WWF Aktion ist de facto scheinheilig, nur nichts gegen den eigenen Umsatz und der steht im Mittelpunkt.
Ika
Gast
http://kleineroeko.blogspot.de/2013/06/edeka-konnte-walfang-stoppen.html
Man benutze google um mehr über diese "Verbindungen" zu erfahren.
INGO BORG
Gast
Sollte die Sojamilchpackung, die übrigens schon ziemlich lange nicht mehr so heißt, tatsächlich eine Anspielung auf die, für massive Rodungen verantwortliche Sojaproduktion sein, so möchte ich zum gefühlten 8o tausendsten Mal darauf hinweisen, dass der alla alla alla allah größte Teil der Ernte Tierfutter wird. Angesichts dieser massiven Wissenslücke möchte ich doch wirklich eine Lanze für den Panda brechen, denn Mündigkeit ist scheinbar bloße Ansichtssache. Ich weiß, Veganbashing ist bei der TAZ so was wie Solitärtetrisangrybirdssudoku, aber come on?!?!?! Und ganz in echt, der ZEO was auch immer Artikel über die positiven Auswirkungen des Fleischverkehrs macht die Welt sogar noch ein bisschen schlechter, als diese riesige Grünwaschmaschine WWF. Danke mal wieder für nichts.
Svenja Bednarczyk
Entwicklungsredakteurin, Autorin des Artikels
@INGO BORG Nein, keine Anspielung. Es hätte auch der Erdbeerjoghurt sein können. Da ich einen solchen jedoch nicht konsumiere, lag da die Sojamilch einfach näher. Und ich bitte doch sehr zwischen den Meinungen verschiedener Autoren zu differenzieren. Beste Grüße sb
Ich
Gast
@INGO BORG Das mit dem Tierfutter ist wahr. Aber dennoch ist die Methode des sogenannten Greenwashings, also der absichtlichen Falschdarstellung von Produkten als unbedenklich, zu kritisieren. Und der WWF ist eine mehr als fadenscheinige Organisation geworden.
Jay
Gast
Das soll keine Anspielung sein. Gemeint ist das so: Anstatt ein paar positive Beispiele (wie Sojamilch) durch ein Siegel hervorzuheben sollte man lieber auch die Missstände bei den anderen Produkten aufzeigen.
Im Übrigen würde ich darauf wetten, dass es bei der taz beträchtlich mehr Vegetarier/Veganer als in den meisten anderen Redaktionen gibt. Von einem allgemeinen "Veganbashing" kann da keine Rede sein.
Tim Leuther
Den Birkenstockökos das Geld dass Sie offensichtlich zuviel haben abzuziehen ist doch beinahe schon eine ehrenwerte Sache.
Bevor die mit ihrem zuvielen Geld noch SelbsterfahrungsFLUGreisen nach Bolivien oder Nepal machen.
Dem selben ökologischen Auftrag haben Globoli.