Ecowas will nach Niger-Putsch verhandeln: Kein militärischer Eingriff geplant
Das Treffen, auf dem die militärische Intervention erörtert werden sollte, wurde abgesagt. Nigeria schickt religiöse Führer als Vermittler zur Junta.
Die Generalstabschefs der Ecowas-Staaten hatten eigentlich für Samstag ein Treffen in Ghanas Hauptstadt Accra angesetzt, um die „besten Optionen“ für einen Einsatz einer Ecowas-Eingreiftruppe in Niger zu erörtern. Die Aufstellung einer solchen Truppe, um „die verfassungsmäßige Ordnung in Niger wiederherzustellen“, war am vergangenen Donnerstag bei einem Ecowas-Sondergipfel in Nigerias Hauptstadt Abuja beschlossen worden. Das Treffen in Accra wurde dann aber am Freitag aus „technischen Gründen“ abgesagt und Militärkreisen zufolge auf unbestimmte Zeit verschoben.
Vertreter der Militärmachthaber im Niger baten derweil die Militärregierung in Guinea um Unterstützung. Sie hätten in Guineas Hauptstadt Conakry um „verstärkte Unterstützung bei der Bewältigung zukünftiger Herausforderungen“ geworben, meldete Guineas Fernsehen am Samstagabend. Die Militärjunta um General Abdourahamane Tchiani hat sich bereits der militärischen Unterstützung von Mali und Burkina Faso für den Fall einer Ecowas-Militärintervention versichert.
Aus dem Umfeld des gestürzten gewählten Präsidenten von Niger, Mohamed Bazoum, hieß es derweil am Samstag, der 63-Jährige habe Besuch von seinem Arzt erhalten. Der Mediziner habe Lebensmittel für den gestürzten Präsidenten, seine Frau und seinen Sohn mitgebracht, die gemeinsam festgehalten werden. „Angesichts der Situation geht es ihm gut“, hieß es.
Ecowas will Vermittlungsteam schicken
UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk erklärte, die Bedingungen, unter denen Bazoum festgehalten werde, „könnten einer unmenschlichen und erniedrigenden Behandlung gleichkommen“. Der Sender CNN hatte zuvor berichtet, Bazoum werde von den Militärs in kompletter Isolation festgehalten und bekomme nur rohen Reis und rohe Nudeln zu essen.
Unterdessen traf eine Delegation muslimischer Geistlicher aus dem Nachbarland Nigeria zu Vermittlungsgesprächen im Niger ein, um „Spannungen abzubauen, die durch die Möglichkeit einer militärischen Intervention der Ecowas entstanden sind“, wie die Nachrichtenagentur AFP aus ihrem Umfeld erfuhr. Demnach erfolgte die Reise mit Zustimmung des nigerianischen Präsidenten Bola Tinubu.
Auch das Ecowas-Parlament, eine Versammlung von Abgeordneten aller Mitgliedstaaten des Blocks, will ein Vermittlungsteam zu den Putschisten schicken. Das beschlossen die Abgeordneten bei einer außerordentlichen virtuellen Sitzung am Samstag, wie der staatliche nigerianische Auslandsrundfunk Voice of Nigeria am Sonntag berichtete.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!