Ebola-Bekämpfung im Kongo ausgesetzt: Geschoss landete im Klo
Ein Artilleriegeschoss trifft die Ebola-Einsatzzentrale in der Stadt Beni im umkämpften Ostkongo. Jetzt liegen alle Aktivitäten still.
Die Regierung der Demokratischen Republik Kongo hat am Wochenende die Aktivitäten zur Bekämpfung der Ebola-Epidemie im Osten des Landes ausgesetzt – und die gemeinsame Ebola-Einsatzzentrale der kongolesischen Behörden und der Weltgesundheitsorganisation WHO geschlossen.
Man reagiere damit auf zunehmende Kämpfe in der Stadt Beni, Epizentrum der Epidemie, erklärte Kongos Gesundheitsministerium am Samstag. Die Kämpfe spielten sich „wenige Meter“ von der Ebola-Zentrale entfernt ab.
Am Freitagabend hatte ein Geschoss das Dach der Zentrale zerschlagen und die obere Etage des zweistöckigen Gebäudes zerstört. Die WHO brachte am Samstag 16 Mitarbeiter, deren Zimmer jetzt unbewohnbar sind, in die Provinzhauptstadt Goma; insgesamt wurden 45 UN-Mitarbeiter ausgeflogen.
Rings um die Stadt Beni in der ostkongolesischen Provinz Nord-Kivu grassiert seit August das Ebola-Virus. Zwar hat der Einsatz neu entwickelter Impfstoffe die Ausbreitung der Seuche verlangsamt, doch vor wenigen Wochen warnten Helfer, die Epidemie gerate „außer Kontrolle“.
Bis 17. November haben die Behörden 358 Erkrankungsfälle registriert, 213 Kranke sind gestorben.
Wohl kein gezielter Beschuss
Die Region um Beni ist seit Langem Schauplatz von Kämpfen zwischen Kongos Armee, der einst ugandischen Rebellengruppe ADF (Allied Democratic Forces) und lokalen Selbstverteidigungsmilizen. Hunderttausende von Menschen sind auf der Flucht, immer wieder werden Zivilisten massakriert.
Vergangene Woche starteten Armee und UN-Blauhelme eine Großoffensive gegen die ADF. Diese schlug zurück, tötete am Donnerstag acht UN-Soldaten und griff tags darauf mit Raketen das Viertel Boikene im Nordosten von Beni an.
Dort befindet sich die Ebola-Zentrale, die die UN-Mission auf einer ihrer Basen gebaut hat. Am Samstag wurde in der Gegend weitergekämpft.
Die UNO geht davon aus, dass die Ebola-Zentrale Opfer eines nicht gezielten Beschusses wurde. Dr. Michel Yao, WHO-Koordinator in Beni, sagte, er wisse nicht, ob das Geschoss von Rebellen, Regierungstruppen oder Blauhelmen abgefeuert wurde.
In fünf Wochen sind Wahlen
Die verbliebenen WHO-Mitarbeiter trafen sich am Sonntag zu einem Krisentreffen und verkündeten auf Twitter, sie würden weiterarbeiten. Seit Samstag aber sind alle internationalen Ebola-Bekämpfer in ihren Hotels geblieben. Kongos Regierung verurteilte den Beschuss und wies darauf hin, dass die Epidemie unvermindert gefährlich bleibe.
Wann die Ebola-Bekämpfung wieder aufgenommen werden kann, bleibt offen. Solange die schweren Kämpfe weitergehen, wird das nicht möglich sein.
Eine Befriedung der Lage hat oberste Priorität – in fünf Wochen sind Wahlen im Kongo angesetzt, und eine unkontrollierte Ebola-Ausbreitung in einem der am dichtesten besiedelten Landesteile ausgerechnet in der Wahlkampfphase wäre in jeder Hinsicht katastrophal.
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