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EZB und Fed entscheiden über ZinsenUS-Notenbank widersetzt sich Trump

Während die EZB die Zinsen senkt, belässt die US-Notenbank alles beim Alten. Das missfällt dem US-Präsidenten, der niedrigere Zinsen haben will.

Macht sein Ding: Der Chef der Federal Reserve, Jerome Powell, nach der Pressekonferenz zur Zinspolitik in den USA am 29.01.2025 Foto: Kevin Lamarque/reuters

Berlin taz | Die US-Notenbank Fed wehrt sich gegen die Einflussnahme des neuen US-Präsidenten Donald Trump. „Wir müssen es nicht eilig haben, unseren Kurs anzupassen“, sagte Fed-Chef Jerome Powell am Mittwochabend europäischer Zeit in Washington. Zwar wollte er Äußerungen von Trump zur Geldpolitik nicht kommentieren. Doch mit der Beibehaltung der Leitzinsen bei einer Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent ignoriert der zuständige Ausschuss bei seiner ersten Sitzung nach dem Wiedereinzug des Republikaners ins Weiße Haus dessen Wünsche. Trump verlangt niedrigere Zinsen zur Ankurbelung der US-Wirtschaft. Doch dies birgt die Gefahr, dass die Inflation wieder steigt.

Der US-Präsident reagierte prompt: Powell und die Fed hätten es nicht geschafft, das von ihnen verursachte Problem der Inflation zu stoppen, schrieb Trump auf seinem eigenen sozialen Netzwerk. Dabei liegt er schon länger mit dem US-Notenbanker im Clinch. Denn Trump hatte Powell zwar einst selbst als Notenbankchef installiert. Doch dieser hatte 2018 entgegen Trumps Willen die Zinsen erhöht. Seitdem hat er den Notenbankchef immer wieder öffentlich attackiert. Zuletzt hatte Trump beim Wirtschaftsforum in Davos behauptet, besser als die Notenbanker zu wissen, wie hoch die Zinsen sein müssen.

Öko­no­m:in­nen halten das Handeln der Fed für richtig. „Um die Glaubwürdigkeit ihrer Geldpolitik zu bewahren, darf sich die Fed nicht von der Regierung unter Druck setzen lassen und muss dies glaubhaft kommunizieren, ohne dabei den Konflikt mit Präsident Trump zu verschärfen“, sagte Lena Dräger vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel. Gleichzeitig könnten neue Zölle, wie sie Trump angekündigt hat, die Inflation wieder anziehen lassen. Das spricht laut der Ökonomin ebenfalls für ein Abwarten der Fed.

Von der Entscheidung der Fed dürften nicht nur US-Konsumenten profitieren, sondern auch europäische Firmen, die in die Vereinigten Staaten exportieren. Denn die Europäische Zentralbank (EZB) senkte am Donnerstag seit ihrer geldpolitischen Wende im Juni vergangenen Jahres das fünfte Mal die Zinsen. Sie verringerte den Euro-Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken bei der EZB Geld leihen können, wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte auf nun 2,75 Prozent.

Exporte in die USA könnten billiger werden

„Die EZB-Entscheidung, die Zinsen weiter zu senken, vergrößert den Zinsabstand zum Leitzins der Fed“, sagte Ökonomin Dräger. Theoretisch könne dies dazu führen, dass der Euro gegenüber dem US-Dollar abwertet. „Dies würde deutsche Exporte in die USA billiger machen und könnte sich damit positiv auf die deutsche Exportwirtschaft auswirken“, so Dräger.

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1 Kommentar

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  • "Der US-Präsident reagierte prompt: Powell und die Fed hätten es nicht geschafft, das von ihnen verursachte Problem der Inflation zu stoppen, schrieb Trump auf seinem eigenen sozialen Netzwerk."

    Die sind also Schuld? Was ist eigentlich mit dem Punkt das Trump während der Pandemie mehr Dollars drucken ließ, als in den 100 Jahren davor zusammen genommen. Trägt diese Entscheidung nicht vielleicht auch ein keines bisschen zur noch immer hohen Inflation bei?



    Ich bin zwar kein Finanzprofi, aber irgendwo hab ich mal gehört das etwas von dem es plötzlich viel mehr gibt, häufig dann auch weniger wert hat...