EU plant Überarbeitung: Chemie-Branche fürchtet neue Regeln
Die EU-Kommission wollte Anfang 2023 die Chemikalien-Richtline überarbeiten. Doch nun fordert die Industrie einen Aufschub.
Vergangene Woche hatten Parlamentarier und Umweltgruppen sich an die EU-Kommission gewandt und auf einer raschen Überarbeitung der „Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe (Reach)“ bestanden.
„Die versprochene Revision von Reach bietet eine einmalige Gelegenheit, einen besseren Schutz für die EU-Bürger zu erreichen“, schrieben über 20 Umweltverbände in einem offenen Brief, „insbesondere für die am meisten gefährdeten Gruppen wie Kinder und schwangere Frauen“. Die Reform sei auch notwendig, um fortschrittliche Unternehmen zu unterstützen, die derzeit ums Überleben kämpfen.
„Die Kommission muss dafür sorgen, dass Stoffe, die als gefährlich erkannt wurden, in Verbraucherprodukten auch schnell verboten werden können“, sagt Ninja Reineke von der Organisation Chemtrust, die den offenen Brief ebenfalls unterzeichnet hat. Zum Beispiel sei Bisphenol A seit Jahren als fortpflanzungsschädlich identifiziert, verboten sei der Stoff aber nur in Babyflaschen und Kassenzetteln.
„Außerdem müssen die Unternehmen verpflichtet werden, mehr Daten über hormonelle Wirkungen und andere problematische Eigenschaften vorzulegen“, so Reineke. Die EU-Kommission wird am 18. Oktober ihr Arbeitsprogramm für das kommende Jahr vorlegen – und muss bis dahin entscheiden, ob sie Reach überarbeiten wird.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Krieg in der Ukraine
„Weihnachtsgrüße“ aus Moskau