EU gegen Insektengift: Aus für Thiacloprid
Erfolg für Umweltschützer: Die Europäische Union will die Zulassung des umstrittenen Insektengifts nicht über April 2020 hinaus verlängern.
Die Zulassung für das Pestizid Thiacloprid, das vom Bayer-Konzern hergestellt wird, läuft im April 2020 aus. Gegen eine Verlängerung hatten sich Umweltschützer und Campaigner etwa bei Campact ausgesprochen, die mehr als 400.000 Unterschriften gesammelt haben. Thiacloprid gilt als „Bienenkiller“ und steht auch im Verdacht, Föten und die Fruchtbarkeit zu schädigen.
In Frankreich ist das Insektengift schon seit einigen Monaten verboten. Zuletzt hatte sich auch Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) für ein Verbot ausgesprochen. „Der Wirkstoff Thiacloprid gilt nach neuesten wissenschaftlichen und technischen Erkenntnissen als gesundheitlich bedenklich und schädlich für den Naturhaushalt, unter anderem auch für Bestäuber“, sagte sie.
EU setzt sich durch
Die deutsche Haltung gibt bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln in der EU oft den Ausschlag. So war die weitere Anwendung von Glyphosat nur möglich, weil sich der damalige Agrarminister Christian Schmidt (CSU) Ende 2017 überraschend für eine Verlängerung aussprach. Sein Alleingang sorgte für erhebliche Irritationen etwa in Frankreich. Klöckner hat diesmal jedoch auf den Experten-Konsens gesetzt.
Die EU-Kommission hat Thiacloprid als „wahrscheinlich reproduktionstoxisch“ eingestuft. Solche Substanzen dürfen gemäß EU-Pestizidverordnung nicht mehr erlaubt werden – es sei denn, sie kommen nicht mit Menschen in Kontakt oder sie sind unbedingt nötig für die Landwirtschaft. Darauf berief sich bisher die Bayer AG. Doch die Industrielobbyisten konnten sich nicht durchsetzen.
Der Grünen-Abgeordnete Sven Giegold sprach von einem „wichtigen Erfolg im Kampf gegen das Bienensterben“. Das Bundesministerium für Landwirtschaft hat ein Verbot von Thiacloprid bis Ende 2019 in Aussicht gestellt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Bestürzung und erste Details über den Tatverdächtigen
Kretschmer als MP von Linkes Gnaden
Neuwahlen hätten der Demokratie weniger geschadet
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen