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EU beruft Krisensitzung einFipronil-Eier in zwölf Ländern

EU-Gesundheitskommissar Andriukaitis will den Fipronil-Skandal noch im September aufklären. Mittlerweile sind zwölf Länder betroffen.

Hat zurzeit ein Imageproblem: das Ei Foto: dpa

Brüssel afp/rtr | Im Skandal um mit Fipronil belastete Eier beruft die EU eine Krisensitzung ein. EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis erklärte am Freitag, er habe ein Treffen der zuständigen Minister sowie Behördenvertreter der betroffenen Länder vorgeschlagen. Es solle stattfinden, sobald alle Fakten auf dem Tisch liegen. Vom Eier-Skandal sind mittlerweile zwölf europäische Länder betroffen.

Andriukaitis erklärte, er habe bereits mit den zuständigen Ministern in Deutschland, Belgien und den Niederlanden gesprochen. Diese drei Länder sind vor allem betroffen: In Belgien wurde offenbar ein für die Nutztierhaltung zugelassenes, rein pflanzliches Desinfektionsmittel mit dem für die Nutztierhaltung verbotenen Fipronil gemischt. Das Mittel wurde von einer niederländischen Firma in zahlreichen Ställen in den Niederlanden eingesetzt. Millionen belastete Eier wurden nach Deutschland verkauft – und von dort weiter in andere Länder.

„Wir müssen in allen Einzelheiten aufklären, was passiert ist“, erklärte Andriukaitis. „Wir brauchen eine umfassende Analyse dieses Falls.“ Die Experten müssten herausfinden, wo die Probleme entstanden seien – „damit wir uns hinsetzen und über Lösungen und Folgen sprechen können“. Das Treffen solle bis Ende September stehen. „Es bringt uns nicht weiter, wenn einer dem anderen den Schwarzen Peter zuschiebt. Ich will das stoppen“, sagte der Litauer.

Mitgliedstaaten machen sich bereits gegenseitig schwere Vorwürfe: Belgien wirft den Niederlanden vor, erste Hinweise über den Einsatz von Fipronil in Hühnerställen Ende 2016 nicht weitergegeben zu haben, Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) kritisierte das Krisenmanagement Belgiens und der Niederlande. Inzwischen ermitteln neben den Behörden in Belgien und den Niederlanden auch deutsche Staatsanwälte. Schmidt wirft den belgischen Behörden vor, von der Belastung der Eier schon früh gewusst zu haben.

EU-Kommissar Andriukaits betonte, die Lebensmittelsicherheit in der Union sei eine der höchsten der Welt, das System sei „gut“. Nun müssten die Mitgliedsländer zusammenarbeiten, um die nötigen Lehren aus dem Skandal zu ziehen. „Statt Energie mit gegenseitigen Schuldzuweisungen zu verlieren, sollten wir in die Zukunft schauen.“

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5 Kommentare

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  • „Wir müssen in allen Einzelheiten aufklären, was passiert ist“

     

    Ja, Aufklärung tut Not. Insbesondere steht noch die Antwort aus, warum man in trauter Gemeinsamkeit - ebenso wie bei vielen anderen Skandalen - das große Alarmgeschrei erst dann startet, nachdem man sich sicher sein kann, daß der Schadstoff zum überwiegenden Teil bereits in den Mägen der Verbraucher entsorgt wurde.

     

    Etwas ist sicher:

     

    1. Derartige Skandale wird es auch zukünfig immer wieder geben.

     

    2. Auch zukünftig werden wichtige Kontrollen erst dann stattfinden, nachdem der Zug bereits abgefahren ist.

  • Die Verhinderung der freien Rede durch gesiebte Information und mangelnden Mut fördert falsches Danken, falsches Schreiben, bewirkt falsche Politik. Einige Fakten: Den Hennen wird das Fibromil gegen ihre Blutsauger gut getan haben. Aber um messbaren Tierschutz geht es nicht. Messbar gesündeste Hennen gibt es nur in den modernen "gestalteten Käfigen". Bei Bio- oder Konvi Massenansammlungen tun sich sie Blutmilben leichter und eine Übersicht ist schwer. Die Bioscene hält sich zurück, weil auch Biobetriebe betroffen sind, die doch eigentlich nur biozugelassene, geprüfte Mittel verwenden sollten? Die Berichterstattung wäre eine andere, wenn nur konvi-Betriebe betroffen wären. Aber ist auch nicht verboten, so was bei Badezätze für die Reinigung zu verwenden, riecht gut, gesund. Der belgische Nicht-Bio-Händler für Reinigunsprodukte hat sein als "Wundermittel" beworbendes Dega-16 verkauft, ist in flandrischen Medien zu lesen. Das hauptverdächtige Reiniungsunternehmen hat nach den Büchern kein Dega-16 gekauft sondern sondern ein Mittel mit der Bezeichnung „fypro-rein“. Dieses Produkt aber existiert nicht auf dem offiziellen Markt. Die Hennenhalter haben gemerkt, dass das sehr gut gegen Blutläuse wirkt und es sprach sich rum, sie ließen ihre Ställe von der Firma reinigen in ihrer Not und der dummen Annahme, Eukalyptus und Hokuspokus tötet Läuse. Grüße: Georg Keckl

  • Unzähliche Hunde- und Katzenhalter reiben jedes Jahr das Fell ihrer Tiere mit Fibronil zum Schutz gegen Zecken und Flöhe ein. Was soll also das ganze Theater?

    • @John Doe:

      Kleiner Tip: Eier werden nicht eingerieben.

  • Schön, daß auch der geduldige Leser der taz mal wieder etwas über diesen europaweiten Feldversuch erfährt. Ist zwar nur eine dünne Agenturmeldung aber ich freue mich ja schon über Kleinigkeiten.

    Ganz toll dagegen die Coverage der Trennung ARD-Scholl. Man muss eben Prioritäten setzen.