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EU-Grundsatzrede von der LeyensAlte Liebe zum Militär rostet nicht

EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen spricht in ihrer Rede zur „Lage der Union“ von Aufrüstung. Zu Geflüchteten und Klimaschutz sagt sie wenig.

Ursula von der Leyen: Nach dem Debakel in Afghanistan müsse die EU „mehr tun“ Foto: Yves Herman/ap

Brüssel taz | Mehr Rüstung, ein Sondergipfel zur Verteidigung und engere Zusammenarbeit mit der Nato: Bei ihrer zweiten Rede zur „Lage der Union“ hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Mittwoch in Straßburg ihre alte Liebe wiederentdeckt: das Militär. Sie setzte sich aber auch für die Rechte von Frauen, LGBTQ und Journalisten ein und versprach, der Industrie den Nachschub an Micro­chips zu sichern.

Nach dem Debakel in Afghanistan müsse die EU „mehr tun“, erklärte die frühere deutsche Verteidigungsministerin in ihrer rund einstündigen Rede. Gemeinsam mit Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron will die CDU-Politikerin die europäische „Verteidigungsunion“ vorantreiben. Neben einer schnellen Eingreiftruppe und einem eigenen militärischen Lagezentrum brauche die EU vor allem „politischen Willen“, erklärte sie.

Ähnlich hatte sich zuvor ihre Amtsnachfolgerin, Annegret Kramp-Karrenbauer, geäußert. Die EU brauche mehr Willen zur Verteidigung, Deutschland müsse aufrüsten, hieß es nach dem Afghanistandebakel in Berlin. Allerdings blieb auch in der Rede von der Leyens unklar, wozu die Anstrengungen gut sein sollen. Die USA und die Nato haben Afghanistan kampflos den Taliban überlassen, Aufrüstung ändert daran auch nichts mehr.

Offen blieb auch, ob die EU mehr afghanische Flüchtlinge aufnehmen soll. Von der Leyen klammerte diese Streitfrage aus und erklärte, Brüssel werde weitere 100 Millionen Euro an humanitärer Hilfe bereitstellen.„Wir stehen zum afghanischen Volk“, sagte sie. Vor allem Frauen müssten geschützt werden.

Auf der Suche nach der Seele der EU

Weniger engagiert zeigte sich die Kommissionspräsidentin beim Klimaschutz. Rund zwanzig Minuten dauerte es, bis sie die Klimakrise und ihre Folgen – verheerende Hochwasser und Waldbrände – ansprach. Doch dann kam wenig. Neue Ankündigungen zum Klimaschutz gab es nicht. Immerhin will die EU ihre Finanzhilfen für die Biodiversität verdoppeln.

Nun seien andere Staaten an der Reihe, so die Kommissionschefin. Sie forderte die USA und andere wohlhabende Staaten auf, mehr Geld für den Klimaschutz an arme Länder zu geben. Die großen Volkswirtschaften hätten sich verpflichtet, 100 Milliarden US-Dollar jährlich zur Verfügung zu stellen. Die EU erfülle mit 25 Milliarden US-Dollar ihr Soll. „Aber wir erwarten, dass die USA und unsere Partner ebenfalls zulegen.“

Offensiv gab sich von der Leyen auch beim Thema Corona. „Wir waren die Einzigen, die die Hälfte unserer Impfstoffproduktion mit der übrigen Welt geteilt haben.“ Oberste Priorität sei es nun, die Impfung weltweit zu beschleunigen. Man habe die Weitergabe von 250 Millionen Impfdosen an ärmere Länder zugesagt, 2022 kämen noch mal 200 Millionen hinzu.

Auf den Streit über die Freigabe von Impfstoffpatenten ging von der Leyen ebenso wenig ein wie auf das Impfdebakel zu Beginn des Jahres. Damals stand die Kommissionschefin sehr in der Kritik, weil Israel, die USA und Großbritannien wesentlich schneller mit Vakzinen versorgt wurden als die EU. Die Europäer könnten „stolz“ auf sich sein, sagte von der Leyen. „Wenn ich die Lage der Union heute betrachte, dann finde ich in allem, was wir tun, eine Seele.“

Weniger beseelt waren die EU-Abgeordneten. Sie sparten nicht mit Kritik. „Antworten auf entscheidende Fragen fehlen“, sagte Jens Geier von der SPD. Es reiche nicht, Europas Seele zu streicheln, beim Rechtsstaat müsse von der Leyen mehr tun. „Wenige Wochen vor der UN-Klimakonferenz in Glasgow hätte aus Europa ein stärkeres Klimasignal kommen müssen“, sagte Sven Giegold von den Grünen.

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11 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Eine vertiefte europäische Zusammenarbeit im Militär muss keine Aufrüstung bedeuten. Im Gegenteil, wenn Geräte gemeinsam genutzt werden, dann können nationale Armeen stark reduziert werden. Wenn man alle europäische Militärausgaben zusammenlegt, dann sieht man, wie groß das Potenzial ist. Es könnte ja eine europäische Armee nur zur Landesverteidigung geben. Das wäre viel billiger als nationale Armeen. Fähigkeiten darüber hinaus wären optional. Da könnten sich dann nur einzelne Nationen zusammen tun.

  • 8G
    83379 (Profil gelöscht)

    Das war eine Rede mehr nicht, sie kann nichts machen weil die Osteuropäer lieber auf die NATO setzen, beim Zustand der Bundeswehr nachvollziehbar.



    Zur Flüchtlingspolitik kann sie auch nicht reißen und zum Klimawandel auch nicht.



    Von allen drei Themen ist jedoch Verteidigung das wo es möglicherweise noch Bewegung geben kann.



    Mittelfristig wäre eine EU Armee mit eigenen Atomwaffen die beste Lösung, wäre günstiger und würde wenn man eine europäische Wehrpflicht einführt auch mehr Zusammengehörigkeitsgefühl erzeugen (Die Armee als Schule der Nation). Dann könnte man auch auf amerikanische Basen in Europa verzichten, nur dafür müssten die Deutschen und Franzosen mehr Souveränität abgeben und die Osteuropäer und ihre Ängste ernst-nehmen und als Partner behandeln.

    • @83379 (Profil gelöscht):

      Hätte jemand in den 70ern des letzten Jahrhunderts diese Meinung vertreten, dann wäre er als Altnazi bezeichnet worden. Zu Recht. So haben sich die Zeiten verändert.

      • 8G
        83379 (Profil gelöscht)
        @Rolf B.:

        Sie müssen da schon präziser werden? Das die EU gelähmt ist? Die EU Armee ist ein Plan seit den 50er Jahren und das ultimative anti-nazi projekt. Wenn es keine eigenen Armeen mehr gibt können die Ländern definitiv keinen Krieg mehr gegeneinander führen.



        Eine Wehrpflicht mit gemischten Einheiten wo die Leute Kultur und Sprache der anderen lernen würde viel zur Völkerverständigung beitragen und ein Europa das nicht auf andere für die eigene Sicherheit angewiesen ist ist ja auch nicht schlecht. Was daran alt-Nazi ist bleibt ihr Geheimnis.

        • @83379 (Profil gelöscht):

          Die Engländer waren die größten Gegner der deutschen Ambitionen, die EU zu militarisieren. Schon 1 Tag nach dem Brexit kam AKK schon mit dem Wunsch, aus der EU ein Militärbündnis zu machen. Alte deutsche Stahlhelmherrlichkeit. Das Gegenteil von Friedenspolitik. Davon schwärmten die Alt-Nazis nach dem Krieg.

          • 8G
            83379 (Profil gelöscht)
            @Rolf B.:

            Die Alt-Nazis träumten von der Rückkehr der Wehrmacht oder Reichswehr, die Idee einer europäischen Armee geht auf das Jahr 1950 zurück und war damals gedacht das Deutschland seinen Teil zur Verteidigung Europas leistet ohne in den alten national-staatlichen Nationalismus zurückzufallen können. Das ist das Gegenteil von dem was die Alt-Nazis wollten. eine Europäische Armee voll mit Demokraten ist die beste Sicherheit gegen russischen Imperialismus unter Putin, macht uns unabhängig von den Amerikanern und deren Nationalismus unter Trump etc. und nimmt Europa für die von der Türkei bedrohten Länder (Zypern+Griechenland) in die Pflicht.

            Endziel der EU ist der europäischen Föderalstaat der braucht eine Armee, das spart auch Geld das dann für andere Dinge da ist, eine Armee ist günstiger (und effektiver) als 20+ unterschiedliche.

            Das vereinigte Königreich (England ist ein Teil davon) war gegen die EU Armee weil sie davon eine Schwächung der Bedeutung der NATO erwarteten und sie darin aufgrund ihrer Beziehungen zu den USA sehr viel Einfluss haben. Das hat nichts mit irgendwelcher Abneigung gegen Stahlhelme oder anderes zu tun.

            • @83379 (Profil gelöscht):

              Die Engländer sprachen zu Recht von der europäischen Reichswehr. Das ist der deutsche Traum von Europa.

              • 8G
                83379 (Profil gelöscht)
                @Rolf B.:

                Das ist eine schöne Behauptung. Aber dem fehlen irgendwie Beweise und Argumente. Derzeit würden vorallem die Franzosen davon profitieren, weil sie dann die Kosten für die Nuklearwaffen sozialisieren könnten. Außerdem würden sie gerne mehr Truppen von den Verbündeten für die eigenen Einsätze in Afrika haben. Die Deutschen Politiker haben ja schon in den letzten Jahren eine Zurückhaltung bei Militäreinsätzen gezeigt, in Libyen war man nicht dabei, gegen den IS nur mit Aufklärern, in Syrien will man nicht tätig werden. Der deutsche Militarismus ist ein chimäre und die Engländer die so sprechen, naja der Boulevard lebt von der Unterhaltung nicht der tiefgründigen Analyse.

  • Flintenuschi:



    "und versprach, der Industrie den Nachschub an Micro­chips zu sichern."



    Am besten mit militärischen Mitteln:



    "Gemeinsam mit Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron will die CDU-Politikerindie europäische „Verteidigungsunion“vorantreiben."

  • Statt die EU mal zu demokratisieren redet Flintenuschi von Militarisierung der EU.



    Die Frau ist wahnsinnig. Will sie die Klimakrise militärisch bereinigen?

    • 8G
      83379 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      In der besten aller Welten würden wir den Klimawandel aufhalten, das wird aber nicht passieren selbst die 1,5° werden massive Auswirkungen haben und im Moment steuern wir auf 4°+ zu. Wohlstand ist wichtiger als Klima im Westen, in China, in Russland und in jedem Land. Wenn man also die beste Lösung aus praktischen (Europa kann es alleine nicht reißen) und politischen (radikaler Klimaschutz ist nicht durchsetzbar) Gründen nicht umsetzbar ist, so muss man auf die zweitbeste Lösung setzen und das ist sich vorbereiten auf eine Welt von Extremwettern und massiven Konflikten wenn Wasser, Ackerland und andere Ressourcen knapp werden. Daher ist die Idee Dämme, Mauern und Panzer zu bauen nur konsequent.