piwik no script img

EU-Finanzhilfen für die Ukraine„Gefahr für Stabilität und Frieden“

Zu einem geplanten Treffen der Außenminister in Paris ist Russland nicht erschienen. Derweil bietet die Europäische Union der Ukraine finanzielle Unterstützung an.

Daumen hoch: José Manuel Barroso will die Ukraine mit Geld unterstützen Bild: dpa

KIEW/PARIS/BRÜSSEL dpa/afp/ap/rtr | Die USA und Großbritannien haben vergeblich versucht, die Außenminister Russlands und der Ukraine an einen Tisch zu bringen. US-Außenminister John Kerry sagt in Paris, Russland sei nicht zu einem Treffen der Unterzeichnerstaaten des Budapester Memorandums erschienen.

In dem Memorandum von 1994 verpflichten sich Russland, die USA und Großbritannien zu Sicherheitsgarantien für die Ukraine. Der britische Außenminister William Hague will versuchen, die beiden Minister Russlands und der Ukraine im Laufe des Tages nach einer Libanon-Konferenz doch noch zusammenzubringen.

Die Europäische Union bietet der Ukraine Finanzhilfen in Höhe von insgesamt elf Milliarden Euro in den kommenden Jahren an. Dies teilte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso am Mittwoch in Brüssel mit. Die Gelder sollen nach den Worten Barrosos einer „reformorientierten Regierung“ in Kiew helfen, die Ukraine in eine stabile Zukunft zu führen. Weiter sagte er: „Es ist das erste Mal seit vielen Jahren, dass wir in Europa wieder eine wirkliche Gefahr für die Stabilität und sogar für den Frieden spüren.

Die wichtigsten Bestandteile des Hilfsangebots sind drei Milliarden Euro aus dem EU-Budget – davon 1,4 Milliarden Zuschüsse und 1,6 Milliarden Euro Kredite. Hinzukommen sollen von der Europäischen Investitionsbank im Zeitraum zwischen 2014 und 2016 rund drei Milliarden Euro Kredite. Außerdem rechnet die Kommission mit Hilfen der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) in Höhe von fünf Milliarden Euro.

Vertretung der Gesamtbevölkerung

Barroso sagte, die EU gehe dabei davon aus, dass die Regierung der Ukraine Reformen wolle und dass es sich um eine Regierung handeln werde, die alle Teile der Bevölkerung vertrete. Er rechne fest damit, dass dieses Hilfspaket am Donnerstag von den Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten bei einem Sondergipfel in Brüssel gebilligt werde.

Die Ukraine steht wirtschaftlich unter enormem Druck. Kiew schätzt, dass es über die nächsten zwei Jahre auf internationale Rettungskredite in Höhe von 35 Milliarden Dollar angewiesen ist. Die USA kündigten am Dienstag ein Hilfspaket über eine Milliarde Dollar für die Energieversorgung des Landes an.

Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hat unbewaffnete militärische Beobachter in die Südukraine entsendet. An der Mission seien 18 OSZE-Mitgliedsländer beteiligt, teilte die Staatenorganisation am Mittwoch in Wien mit.

Russische Aktivitäten beobachten

Insgesamt besteht die internationale Expertengruppe aus 35 Personen. Die Beobachter seien auf dem Weg in die Hafenstadt Odessa. Bis zum kommenden Mittwoch sollen sie sich in der Ukraine aufhalten, um dort militärische Aktivitäten Russlands zu beobachten. Ob die Gruppe tatsächlich Zugang zur ukrainischen Halbinsel Krim bekommt, blieb unklar.

Russische Einheiten besetzen derweil nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Interfax zwei ukrainische Raketenabwehreinheiten auf der Krim. Das ukrainische Militär bestätigt diese Meldung zunächst nicht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • "Die USA kündigten am Dienstag ein Hilfspaket über eine Milliarde Dollar für die Energieversorgung des Landes an."

     

    In Zeiten von Peak Oil gibt es also Hilfspakete für Länder, anderen Energiesektor man interessiert ist.

     

    Könnten Sie dazu etwas recherchieren? Welche Bereiche sind das?

    Sollen die Anlagen wie Tschernobyl vor Strahlung gesichert und andere Kohleanlagen auf ökologische Standards gebracht werden?

    Dafür sollte wirklich in der Ukraine genügend Geld investiert werden.

  • Ich finds Okay wenn jetzt die Ukraine meistbietend versteigert wird.

    Truppen beziehen Stellung: na also: da steigen die Gebote!

    (Entschuldigen Sie den Zynismus)

    Mit dem EU-Assoziierungsabkommen soll ja schließlich Geld verdient werden.

  • Nun bekommen die Putschisten laut neuesten Berichten 11 Milliarden Euro als Belohnung für 80 Tote.Was für eine verkehrte Welt.Ehrlich ich wünsche Herrn Putin die Kraft und Ausdauer dem Einhalt zu bieten.Die Ukrainer sollten mal nach Griechenland,Spanien u.s.w. schauen,sie werden hungern um diese Kredite zurück zu Zahlen.Die Putschisten selbst werden nicht davon betroffen sein.Die Zeche bezahlen die Menschen der Ukraine,die den Putschisten vertraut haben.

  • M
    MobyDick

    Die Gefahr für Stabilität und Frieden in Europa ist sehr wohl gegeben. Aber das hat sich der Westen selbst eingebrockt. Erst denken, dann handeln. Russland ist ein strategischer Partner der EU und speziell Deutschlands. Die EU darf es nicht zulassen, dass die USA einen Keil zwischen der EU und Russland treibt.

  • was soll das? einfach so eine nichtgewählte regierung die sich an die macht geputscht hat,- ohne demokratisches mandat und anerkennung der ukrainischen bevölkerung - als verhandlunspartner akzeptieren?

    das wirkt wie `öl ins feuer giessen´!

    und kann dazu führen, dass russland in den ukraine als art friedensbewahrender engel sichtbar wird!