Die Sicherheitskontrollen bei der EM sind umfangreich. Die Veranstalter empfehlen Fans und Journalisten, ein paar Stunden früher zum Stadion zu gehen.
Ein früheres Kommen wegen Sicherheitskontrolle wird empfohlen
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Mit gewissen Unsicherheiten kann man gut leben. Die Verlässlichkeit, dass meine Züge in den nächsten Tagen fahren, ist laut der französischen Bahngesellschaft von 80 auf 90 Prozent gestiegen. Bei den Flügen ist man gerade erst bei 80 Prozent angelangt, so Air France. Bei der Müllfrage hält man sich dagegen bedeckt. Noch sind keine Zahlen bekannt, wie wahrscheinlich es ist, dass auch die letzten Plastiktütenberge auf den Straßen abgetragen werden.
Die körperliche Unversehrtheit der Besucher dieses Fußballturniers soll aber möglichst hundertprozentig gesichert werden. Ein klein wenig früher kommen, das empfehlen die Veranstalter Fans und Journalisten. Nur so drei, vier Stunden, hat es vor dem Eröffnungsspiel in Paris geheißen.
Zwei Kontrollschleusen seien zu bewältigen, und zudem müsse man mit weiteren zufälligen Leibesvisitationen rechnen. Trotz aller Sicherheitsbedenken konnte einem Angst und Bange werden vor dem Aufwand, den man künftig betreiben muss, um Teil dieser unbeschwerten Party zu sein.
Die erste angekündigte Kontrolle vor dem Stade de France hatte ich aber offenbar durch eine geschickte Anreise umgangen. Die zweite entsprach dem Flughafenstandard. Aber ein Körperscanner, wie ihn jüngst der gewissenhafte DFB beim Länderspiel in Berlin aufstellte, gab es hier nicht. Ein Skandal? Dass die Veranstalter dieser Euro in erster Linie verbal aufgerüstet haben, scheinen auch die Vorfälle von Samstagabend in Marseille zu belegen. Dort ist man allerdings an einem Anfängerfehler gescheitert, weil man die gegnerischen Fans im Stadion nicht auseinanderhalten konnte.
Die Stadien der EM
Stade de France, Saint-Denis. Fassungsvermögen: 81.338 Zuschauer. Hier steigt am 10. Juni das Eröffnungsspiel und exakt einen Monat später das Endspiel. Dazwischen werden drei Gruppenspiele, ein Achtelfinale und ein Viertelfinale gespielt. Das Stade de France hat keinen Verein, der hier regelmäßig spielt – dafür trägt Frankreichs Rugby-Nationalmannschaft in der Pariser Vorstadt Saint-Denis ihre Heimspiele aus.
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Stade Pierre-Mauroy, Lille. Fassungsvermögen: 50.000 Zuschauer. Vier Gruppenspiele, ein Achtelfinale und ein Viertelfinale. Heimatverein: OSC Lille. Das vogelnestartige Stadion ist nach Lilles früherem Bürgermeister benannt und wurde 2012 eröffnet. Das Dach lässt sich in 30 Minuten schließen.
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Grande Stade de Lyon. Fassungsvermögen: 58.000 Zuschauer. Vier Gruppenspiele, ein Achtelfinale und ein Halbfinale. Heimatverein: Olympique Lyon. Siebenmal hintereinander holte Lyon von 2002 bis 2008 die französische Meisterschaft. Davor stand der Klub nie auf Platz eins, danach auch nicht mehr. Vielleicht klappt es ja im teuersten EM-Neubau: 405 Millionen Euro wurden investiert.
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Stade Bollaert-Delelis, Lens. Fassungsvermögen: 35.000 Zuschauer. Drei Gruppenspiele und ein Achtelfinale. Heimatverein: RC Lens. Ins Stadion passen mehr Menschen als Lens Einwohner hat, trotzdem ist die Kleinstadt eine feste Größe im französischen Fußball – und ein tragischer Ort: Bei der WM 1998 wurde der französische Polizist Daniel Nivel hier von deutschen Hooligans schwer misshandelt.
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Stade Vélodrome, Marseille. Fassungsvermögen: 67.000 Zuschauer. Drei Gruppenspiele, ein Viertelfinale und ein Halbfinale. Heimatverein: Olympique Marseille. Im zweitgrößten und architektonisch wohl spannendsten Stadion der EM spielte in den neunziger Jahren unter anderem Rudi Völler. 1993 gewann er mit Olympique die Champions League, was bislang keinem anderen französischen Verein gelang.
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Grand Stade de Bordeaux. Fassungsvermögen: 43.000 Zuschauer. Vier Gruppenspiele und ein Viertelfinale. Heimatverein: Girondins Bordeaux. Der 184 Millionen Euro teure Neubau ist von innen und außen schneeweiß gestaltet – mal schauen, wie das nach dem Turnier ausschaut.
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Stade Geoffroy-Guichard, Saint-Étienne. Fassungsvermögen: 41.500 Zuschauer. Drei Gruppenspiele und ein Achtelfinale. Heimatverein: AS Saint-Étienne. Der Klub ist mit zehn Titeln französischer Rekordmeister. Hervorgegangen ist er aus Mitarbeitern der Supermarktkette Casino – nach dessen Gründer das Stadion benannt ist.
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Stade de Nice, Nizza. Fassungsvermögen: 35.000 Zuschauer. Drei Gruppenspiele und ein Achtelfinale. Heimatverein: OGC Nizza. Im Ligabetrieb heißt das Stadion „Allianz Riviera“ und ja, die 245 Millionen teure Arena sieht tatsächlich ein bisschen wie das Münchner Modell aus. Zur neuen Saison wird Lucien Favre hier als Trainer zu Hause sein, er übernimmt den OGC.
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Paris, Parc des Princes. Fassungsvermögen: 45.000 Zuschauer. Vier Gruppenspiele und ein Achtelfinale. Heimatverein: Paris Saint-Germain. 1984 führte hier ein gewisser Michel Platini Frankreich zum ersten großen Fußball-Titel. Im EM-Finale besiegten die Gastgeber nach Toren von Platini und Bruno Bellone Spanien mit 2:0.
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Stadium Municipal, Toulouse. Fassungsvermögen: 33.000 Zuschauer. Drei Gruppenspiele und ein Achtelfinale. Heimatverein: FC Toulouse. Das Stadion liegt auf einer Insel in der Garonne. Frankreichs Weltmeistertorwart von 1998, Fabien Barthez, startete hier seine Profikarriere.
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Wahrscheinlich wird dennoch bald über noch mehr Kontrollen diskutiert und ein noch früheres Kommen empfohlen. Man werde die Zuschauer gut unterhalten, hieß es vorm Eröffnungsspiel. Wer die Show mit David Guetta gesehen hat, weiß spätestens jetzt: Wir leben in einer Welt voller Bedrohungen.
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