ELN-Guerilla in Kolumbien: Nächste Runde im Friedensprozess
Der Friedensvertrag zwischen der kolumbianischen Regierung und der Farc-Guerilla ist noch jung. Nun beginnen die Gespräche mit der Rebellengruppe ELN.
Die Friedensgespräche finden in Ecuador statt. Das Nachbarland Kolumbiens ist einer der sechs Garanten des Friedensprozesses. Den Gesprächen zwischen der Regierung und den Rebellen des Nationalen Befreiungsheers (ELN) gingen dreijährige geheime Verhandlungen voraus.
Der ecuadorianische Regierungsvertreter Juan Meriguet erklärte die Gespräche am Dienstag während einer kurzen Zeremonie für eröffnet. „Der Tisch für die Verhandlungen zwischen der nationalen Regierung der Republik Kolumbien und dem Nationalen Befreiungsheer steht in Ecuador“, sagte Meriguet in Sangolquí in Anwesenheit der Chefunterhändler der kolumbianischen Regierung und der ELN, Juan Camilo Restrepo und Pablo Beltrán. Beide Seiten strebten einen „vollständigen Frieden“ an, sagte Meriguet. Es „liegt die Chance vor uns“, dem „Krieg“ ein Ende zu machen, sagte Restrepo.
Beobachter rechnen jedoch damit, dass die Verhandlungen mit der ELN schwieriger werden dürften als mit der Farc-Guerilla. Spannungen wurden bereits während der Zeremonie spürbar, als Restrepo die ELN warnte: Es werde „sehr schwierig voranzukommen“, wenn sie weiter Menschen entführe. Beltrán forderte die Regierung auf, „Verantwortung“ für ihr Handeln während des Konflikts zu übernehmen. Die ELN sei dazu bereit.
Der Konfliktforscher Frédéric Massé von der Universität Externado de Colombia in Bogotá sagte, die ELN habe „fundamentalistischere Forderungen“ als die Farc. „Sie wollen einen viel tiefgreifenderen sozialen Wandel“, sagte Massé. Kyle Johnson von der Nichtregierungsorganisation International Crisis Group sagte, anders als die Farc habe sich die ELN bislang nicht von der Praxis von Entführungen als Druckmittel losgesagt.
Ehemaliger Abgeordneter freigelassen
Die Eröffnungsveranstaltung fand im Anwesen Hacienda Cashapamba der Päpstlichen Katholischen Universität von Ecuador, etwa 30 Kilometer von Quito entfernt, statt. Die eigentlichen Gespräche beginnen am Mittwoch.
Der Weg für die Friedensgespräche war frei geworden, nachdem die ELN-Guerilla vergangene Woche einen in ihrer Gewalt befindlichen ehemaligen Abgeordneten freigelassen hatte. Die Regierung ließ ihrerseits zwei Guerilleros aus Gesundheitsgründen frei und begnadigte zwei weitere, die jetzt an den Gesprächen teilnehmen.
Im vergangenen November hatte die kolumbianische Regierung bereits ein Friedensabkommen mit der größeren Guerillaorganisation, den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (Farc) geschlossen. Für seine Aussöhnungspolitik mit der Farc wurde dem kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos der Friedensnobelpreis verliehen.
Die ELN-Guerilla hatte ebenso wie die Farc 1964 im Kampf gegen Großgrundbesitzer und die Regierung zu den Waffen gegriffen. Im Konflikt zwischen der Armee, ultrarechten Paramilitärs sowie linken Rebellen wurden mehr als 260.000 Menschen getötet. Mehr als 60.000 Menschen gelten als vermisst, weitere 6,9 Millionen ergriffen angesichts der Gewalt die Flucht.
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