E-Autos der deutschen Konzerne: Noch hält der gute Ruf
Deutschlands Autobauer sind vom größten Automarkt der Welt abhängig. Doch bei den E-Autos kann nur VW punkten, die anderen haben verschlafen.
W as für eine bittere Bilanz: Über Jahrzehnte hinweg verzeichneten BMW, Daimler, Audi und Volkswagen in China einen Rekordumsatz nach dem anderen. Entsprechend hoch ist ihre Abhängigkeit von dem inzwischen größten Automarkt der Welt. Fast jeder vierte Neuwagen der deutschen Autobauer ging allein im vergangenen Jahr an einen chinesischen Kunden.
Doch beim besonders verheißungsvollen E-Automarkt, den die chinesische Führung gezielt ausbaut, hinken die deutschen Anbieter der chinesischen Konkurrenz hinterher. Unter den zehn bestverkauften E-Autos in China finden sich außer Tesla allesamt heimische Hersteller. Audi und Daimler kommen noch nicht einmal in der Liste der Top 20 vor. Und während zur Eröffnung der Automesse in Shanghai die Experten die chinesischen Hersteller angesichts der technischen Fortschritte über den Klee loben, wirken zumindest einige Modelle der Deutschen geradezu behäbig. Ist das der Anfang vom Ende einer jahrzehntelangen Erfolgsgeschichte der deutschen Autobauer im Reich der Mitte?
Dieser Abgesang kommt zu früh. Zumindest Volkswagen ist weiter gut im Rennen. Hatten die Wolfsburger in den Zehnerjahren eher halbherzig ihre E-Autos auf den Markt geschmissen, ist VW seit der Präsentation seiner I.D.-Serie technisch wieder vorne dabei. Auch bei der für E-Mobilität so wichtigen Batterietechnologie ist VW auf gutem Weg, mit den Technologieführern in Fernost mitzuziehen. Daimler und BMW sind da noch nicht ganz so weit.
Auch wenn im Vergleich zur asiatischen Konkurrenz technisch oft gar nicht mehr gerechtfertigt: Zugute kommt VW, dass die deutschen Marken bei den chinesischen Konsument:innen nach wie vor über einen exzellenten Ruf verfügen. Doch in der sich insbesondere in China immer rasanter entwickelnden Technikwelt kann dieser Ruf schnell verspielt sein. Viel Zeit zum Durchatmen bleibt den deutschen Autobauern im Reich der Mitte also nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Auf dem Rücken der Beschäftigten