■ Kommentar: Durcheinandergeraten
Selten hat eine städtebauliche Entscheidung so viele Debatten berührt. Für die einen ist die Entscheidung für ein Hochhaus auf der Fischerinsel ein Dammbruch gegen die bisherige Anti- Hochhaus-Koalition Berlins. Für andere ist sie eine Vorwegnahme möglicher Entwicklungen an der Fischerinsel, an deren Ende auch der Rückbau der Gertraudenstraße stehen könnte. Für die Bewohner ist sie das Ende einer Debatte um die unsichere Zukunft der Fischerinsel, von der sie nicht wußten, ob sie in dieser überhaupt noch vorkommen. Und für die PDS in Mitte ist sie eine Gelegenheit, die in den eigenen Reihe wegen ihrer unbekümmerten, aber auch undiplomatischen Politik nicht besonders gelittene Baustadträtin loszuwerden.
All diesen verschiedenen Diskussionen vorgelagert ist aber die – ebenso verzweigte – Debatte um das Planwerk Innenstadt. Nachdem die Bündnisgrünen den Plänen für eine Verdichtung der Innenstadt nach heftiger Diskussion eine knappe Abfuhr erteilt hatten, wirbt Strieder nun bei der PDS. Und die fühlt sich deshalb geschmeichelt. Da spielt es auch keine Rolle, daß die PDS das Planwerk vormals aus denselben Gründen abgelehnt hatte wie Baumert: weil es nur städtebauliche Bilder produziere, ohne soziale Wirklichkeiten zur Kenntnis zu nehmen. Doch beim Gedankenspiel um künftige Koalitionen, das zeigt nicht nur das Beispiel der Grünen in Bonn, können die Diskussionsebenen leicht durcheinandergeraten. Uwe Rada
Bericht Seite 22
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