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Dürre in KapstadtExtra komponierte „Dusch-Songs“

Südafrikas Metropole leidet unter Wasserknappheit – die Preise haben sich verdoppelt. Die Stadtregierung droht mit strengen Maßnahmen.

Bei 13,5 Prozent Wasserstand wird der „Tag null“ ausgerufen – die Stadt dreht alle Wasserhähne zu Foto: dpa

Johannesburg taz | In Südafrikas Touristenmetropole Kapstadt sind viele der ausländischen Besucher schon am Flughafen mit den Infos der aktuellen Krise begrüßt worden: „Spart wie die Einheimischen!“ Kein Tropfen Wasser soll vergeudet werden, denn die Stadt am Meer leidet schon seit Monaten unter einer Jahrhundertdürre.

Ausgerechnet in der Sommersaison zum Jahreswechsel am Kap der Guten Hoffnung spitzt sich die Wasserknappheit zu. Das Wasser in den Dämmen droht auf ein dramatisches Niveau zu sinken: Bei 13,5 Prozent Wasserstand wird der „Tag null“ ausgerufen – dann dreht die Stadt alle Wasserhähne zu. Noch ist es nicht so weit: Seit Mitte Dezember pendelt der Wasserstand in den Vorratsanlagen bei etwa 33 Prozent.

Kapstadt leidet stark unter der Wasserarmut. Die Stadt an der Südwestküste Südafrikas ist ein Urlaubsmagnet und zieht jährlich etwa zwei Millionen Besucher aus dem Ausland an, aber diese Einnahmequelle ist gleichzeitig eine zusätzliche Gefahr für den Umgang mit dem kostbarsten Gut: dem Wasser. Rund 10 Prozent der Besucher kommen im Dezember, und gerade in diesen Wintermonaten – das ist der südafrikanische Sommer – ist als Folge des Klimawandels kein Verlass mehr auf ausreichende Regenfälle an der südlichen Spitze Afrikas.

Schon vor mehr als einem Jahr ist die Wasserknappheit am Kap erkannt worden. Seither hat die Stadt mit unterschiedlichen Aktionen und Sparplänen auf die Lage aufmerksam gemacht und überlegt, mit welchen Methoden der Wasserverbrauch gesenkt werden kann.

Polizei und Militär sollen für Ordnung sorgen

Doch jetzt schrillen die Alarmglocken: Die Infotafel auf der Internetseite der Stadt zeigt den 29. April als „Tag null“ an. Der Wert wird aus dem Tagesverbrauch der Vorwoche errechnet. Tritt dieses Szenario ein, müssen Kapstädter an 200 geplanten Stellen in ihrer Stadt anstehen, um Wasserrationen zu erhalten. Polizei und Militär sollen dabei für Ordnung sorgen.

An den Universitäten, in den sozialen Medien, an Schulen – im ganzen Land – diskutieren Experten über Alternativen wie Wasseraufbereitung, Entsalzungsanlagen und über die Sanierung der Wasserin­frastruktur. Ebenso müssen die Zuläufe der Dämme saniert werden. Solange es noch keine langfristige Alternative gibt, Wasser aufzubereiten, müsse gespart werden, lautet das Motto der Stadt. „Wir leben in einer wasserarmen Region, und wir wissen, dass der vorhergesagte Regen in der kommenden Saison kaum ausreichen wird“, sagte Kapstadts Bürgermeisterin Patricia De Lille.

Der größte Wasserspeicher Kapstadts, Theewaterskloof Dam in der Nähe von Villiersdorp, ist fast leer. Die Wasserpreise haben sich verdoppelt. Zudem planen die Behörden, das Grundwasser anzuzapfen und Meerwasser für Haushalte aufzubereiten. Kritiker und die nationale Regierungspartei des Afrikanischen Nationalkongress (ANC) werfen der Stadtregierung vor, zu langsam zu reagieren. Dort regiert die Opposition, die Demokratische Allianz (DA).

Die Wassersparmaßnahmen haben es aber schon in sich. Wer einen Garten hat, darf ihn nur dienstags und samstags vor 9 Uhr oder nach 18 Uhr für eine Stunde bewässern, aber nicht mit Trinkwasser, sondern mit gesammeltem Brauchwasser. Öffentliche Duschen an Stränden oder in Schwimmhallen sind deinstalliert, Autowaschen ist ebenso verboten wie das Auffüllen der zahlreichen Swimming-Pools. Zur Sparkampagne gehören sogar extra komponierte „Shower-Songs“, das sind zwei Minuten lange Duschlieder. Wenn das Lied zu Ende geht, sollte jeder fertig sein mit seiner Dusche.

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4 Kommentare

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  • Save water, drink Chibuku! (sorghum beer)

    //http://www.food24.com/News-and-Guides/food-vs-water-where-is-the-capes-water-really-going-20180105

  • Wie kann eine Stadt am Meer unter Wassermangel leiden?! Das sollte es nicht mehr geben. Meerwasserentsalzung ist heute hocheffektiv möglich, kombiniert mit Solarzellen sogar praktisch CO2-neutral. Meerwasserentsalzung bietet eine verlässliche Wasserquelle, wenn der Klimawandel den Regen immer weniger berechenbar macht. Bald wird es sich keine Stadt mehr leisten können, auf das Wasser aus den Flüssen zu warten.

    • @miri:

      Weil Meerwasserentsalzungsanlagen viel Strom benötigen? Weil sich die Frage nach Ablagerungen des dann entstehenden Salzes stellt? Weil so ein Ding irre viel Platz benötigt? Weil es ein Batzen Investitionen benötigt? Weil auch erstmal alle Lecks im Verteilnetz geschlossen werden müssen? Weil bisher ein recht sorgloser Umgang mit Wasser üblich war?

    • @miri:

      Ich sehe aber für Städte wie Ulm oder Köln keine sinnvolle Alternative.