Dubai-Anschlag des Mossad: Israel muss sich rechtfertigen

Der Mord an dem Hamas-Führer Mabhuh in Dubai, der mit großer Wahrscheinlichkeit vom Mossad ausgeführt wurde, bringt die israelische Regierung in Erklärungsnot.

Der israelische Botschafter in London, Ron Prosor, beim Verlassen des Außenamtes, wo er den offensichtlichen Missbrauch britischer Pässe erklären sollte. Bild: dpa

JERUSALEM taz | Zwischen Israel und Großbritannien zeichnet sich eine diplomatische Eiszeit ab. Die israelischen Botschafter in London und Dublin mussten sich am Donnerstag in den Außenämtern einfinden, um den offensichtlichen Missbrauch der Pässe dieser Länder zu erklären. Der Mossad steht unter dem Verdacht, die Ausweisdaten mehrerer Frauen und Männer mit doppelter israelisch-britischer Staatsbürgerschaft kopiert und bei der Einreise des Exekutionskommando in Dubai benutzt zu haben. Obwohl Israel den Anschlag offiziell nicht eingesteht, besteht kaum noch ein Zweifel daran, dass der Tod des Hamas-Aktivisten Mahmud Mabhuh, dessen Leiche am 20. Januar in einem Hotelzimmer in Dubai gefunden wurde, auf das Konto des israelischen Geheimdienstes geht. "Wir sind zu 99, wenn nicht gar zu 100 Prozent sicher", sagte Dubais Polizeichef gestern gegenüber einer Zeitung.

Mindestens elf des Mordanschlags verdächtige Personen, darunter eine Frau, waren am Tag des Anschlags mithilfe der manipulierten Dokumente, darunter auch ein deutscher Ausweis, nach Dubai eingereist. Israelische Zeitungen veröffentlichten diese Woche die Fotos vom Killerkommando. Mehrere Bürger, die sich mit Namen wiedererkannten, reagierten mit Empörung auf den Diebstahl ihrer Identität. Dabei schien der Anschlag auf Mabhuh zunächst perfekt gelaufen zu sein. Seit 20 Jahren stand er wegen Entführung und Ermordung zweier Soldaten auf den Fahndungslisten der israelischen Sicherheitsdienste.

Das Exekutionskommando hinterließ ein "Do not disturb"-Zeichen an seiner Hoteltür und hatte das Land verlassen, noch bevor seine Leiche entdeckt wurde. Die Polizei in Dubai, die zunächst eine Vergiftung vermutete, bestätigte jetzt, dass der aus dem Flüchtlingslager Jabalia stammende 50-jährige Palästinenser erwürgt wurde. Angeblich war er zuvor mit Stromschlägen gefoltert worden. Nach Ansicht der Ermittler in Dubai besteht die Möglichkeit, dass der Mordanschlag von Österreich aus koordiniert worden war, da die Täter offenbar österreichische Mobiltelefone benutzten.

Aufgeflogen war das Verbrechen mit Hilfe der in dem Hotel angebrachten Kameras, die einige der Verdächtigen im Bild festhielten, wie sie einmal im Tennis-Outfit die Halle betreten, ein anderes Mal zu ihrem Opfer in den Lift steigen. Die Regierung in Jerusalem verhält sich vage zu den Vorwürfen. "Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass es sich um den Mossad handelt", kommentierte Außenminister Avigdor Lieberman.

Die israelischen Medien beziehen sich bei der kontrovers geführten Debatte um die Folgen des Mordes auf die Berichte internationaler Medien. Amir Oren von der liberalen Haaretz forderte in seiner Analyse die Entlassung von Mossad-Chef Meir Dagan. Vor allem die Tatsache, dass die Agenten die Pässe europäischer Einwanderer kopierten, könnte für den Mossad-Chef problematisch werden. Die meisten Kommentare kritisieren die schlampige Ausführung und den Missbrauch der Pässe noch lebender Personen.

Unter der Überschrift "Nichts Neues unter der Sonne" zieht Ex-Meretz-Chef Jossi Sarid den Bogen zum dem vereitelten Mordanschlag auf Hamas-Chef Chaled Meschal 1997 in Amman. Auch damals war Benjamin Netanjahu Premierminister in Jerusalem und gab sein Okay zu der Operation, bei der die Attentäter ihr Opfer vergiften sollten. Um die ertappten und festgenommenen Agenten freizukaufen, musste Netanjahu nicht nur umgehend ein Gegengift liefern, sondern außerdem den Hamas-Gründer Scheich Ahmed Jassin aus der Haft entlassen.

Schon damals hatte der israelische Geheimdienst manipulierte kanadische Pässe lebender Personen benutzt. Mossad-Experte Jossi Melman bestätigt, dass die Geheimdienste wegen der biometrischen Daten heute auf echte Papiere zurückgreifen, statt Pässe zu fälschen.

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