DuMont-Regionalzeitungen: „Mögliche Veräußerung“
Drei Boulevardblätter der DuMont-Mediengruppe sollen wohl gebündelt werden. Andere Titel könnten verkauft werden. Der Aufschrei ist laut.
„Eine Überprüfung der Strategie findet üblicherweise regelmäßig in einem Unternehmen statt, so auch bei DuMont. Aktuell gibt es weder konkrete Ergebnisse noch Entscheidungen dazu“, teilte der Verlag zudem mit. Die Mitarbeiter werden in dem Brief über keine konkreten Pläne informiert. Nach Informationen der Berliner Morgenpost will DuMont nicht alle Geschäftsbereiche, sondern einzelne Zeitungstitel veräußern.
Die Boulevardblätter Express, Hamburger Morgenpost und Berliner Kurier sollen nach diesen Informationen in einer Dachgesellschaft gebündelt werden. Deren Auflagen sanken in den letzten Jahren besonders schnell. So könne Personal abgebaut und dem Tarif entgangen werden. Express.de könnte in diesem Schritt zu einem bundesweiten Boulevardportal ausgebaut werden. Die Redaktion des Berliner Kuriers wurde bereits 2016 mit der der Berliner Zeitung zusammengelegt, seit 2017 werden Express und Kölner Stadt-Anzeiger aus einem gemeinsamen Newsroom produziert.
„Es war in der Branche bekannt, dass DuMont schon im letzten Jahr mit einzelnen großen Kollegen über Kooperationen und womöglich Teilverkäufe verhandelt hat“, sagt der Zeitungsforscher Horst Röper zur taz. Es habe sich allerdings nicht angedeutet, „dass dieses Haus nun förmlich entkernt wird“. Auch Röper kann sich nicht vorstellen, dass sämtliche Titel gemeinsam verkauft werden. Fehler sieht er vor allem auf der Eignerseite. „Die Erben von Alfred Neven DuMont fühlen sich mit den Aufgaben, die sie übernommen haben, offensichtlich überfordert.“
Arbeitnehmerverbände reagierten schockiert auf die Nachricht einer möglichen Zerschlagung der traditionsreichen Mediengruppe. Die Gewerkschaft Verdi nannte es „unerträglich, mit welcher Gleichgültigkeit die Gesellschafter des Unternehmens mit den Existenzen Tausender Beschäftigter umgehen“. Weder Betriebsräte noch Gewerkschaften seien über solche oder ähnliche Pläne informiert worden.
„Unredliches Verhalten“
Für den Deutschen Journalisten-Verband (DJV) bedeutet der mögliche Verkauf der Regionalzeitungen einen „verlegerischen Offenbarungseid“ und einen „weiteren Beleg für eklatantes Managementversagen in der Branche.“ Jetzt müsse „die Politik ihre Verantwortung für die Meinungsvielfalt und den Qualitätsjournalismus ernst nehmen“, teilte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall mit. Der DJV sprach von einem „Systemversagen einer Branche“. „Der Medienstandort in Köln und die redaktionellen Arbeitsplätze müssen erhalten bleiben“, forderte DJV-NRW-Vorsitzender Frank Stach.
Auch aus der Politik gibt es Kritik. Die medienpolitische Sprecherin der Linken-Bundestagsfraktion, Doris Achelwilm, kritisierte, dass es bereits in den letzten Jahren „enorme Umstrukturierungen zulasten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei DuMont gegeben“ habe. „Die profitgetriebenen Pläne des Konzernmanagements dürfen nicht weiter zulasten der Beschäftigten in den Regionalzeitungen gehen. DuMont muss als Unternehmen Verantwortung übernehmen und für sichere Arbeitsverhältnisse sorgen“, forderte sie in einer Mitteilung.
Margit Stumpp, medienpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, kritisierte, dass Betriebsräte und Gewerkschaften nicht über die Pläne informiert wurden. Dies sei „ein unredliches Verhalten der Verantwortlichen gegenüber ihren Mitarbeiter*innen“, teilte sie mit. „Ein solches Vorgehen war von einem solch traditionsreichen Medienunternehmen nicht zu erwarten.“
DuMont ist eines der größten Medienhäuser in Deutschland. Neben den genannten Zeitungen gehören auch die Kölnische Rundschau, die in Halle erscheinende Mitteldeutsche Zeitung (MZ) sowie verschiedene Zeitschriften zum Verlag. Die MZ ist die einzige Regionalzeitung im südlichen Sachsen-Anhalt. In Köln wird der Zeitungsmarkt nahezu vollständig von den DuMont-Zeitungen Kölner Stadt-Anzeiger, Kölnische Rundschau und Express beherrscht. Zudem ist DuMont an mehreren Radiosendern, zu 100 Prozent am Bundesanzeiger Verlag und zu 25 Prozent an der israelischen Ha'aretz-Gruppe beteiligt.
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