Drohungen gegen Journalisten: Schweinekopf per Post
In Braunschweig bekommt der Journalist David Janzen einen Schweinekopf nach Hause geschickt. Die Polizei sieht darin zunächst keine Bedrohung.
Am Mittwoch hat ein Journalist aus Braunschweig ein Paket mit einem Schweinekopf nach Hause geschickt bekommen. Der Adressat, David Janzen, ist Sprecher des Bündnisses gegen Rechts in Braunschweig. Seit Jahren arbeitet er außerdem als Fachjournalist zur rechtsextremen Szene, unter anderem für den „Störungsmelder“ von Zeit Online. Janzen ist in der Vergangenheit mehrfach Opfer von rechten Drohungen geworden.
Das Paket war an Janzen und seine Familie adressiert. Nachdem Janzen das Paket geöffnet und den Schweinekopf bemerkt hatte, informierte er umgehend die Kriminalpolizei, sagt er der taz. Ein Beamter habe Janzen am Telefon erklärt, dass er in dem Vorfall keine Bedrohung sehe. Dass der Vorfall im Zusammenhang mit vorherigen Bedrohungen gegen Janzen aus der rechten Szene stehe, habe den Beamten nicht überzeugt. Erst als der Journalist damit drohte, sich an den Innenminister zu wenden, habe der Kriminalbeamte eingelenkt.
Zwei Beamte hätten Janzen später befragt und die Anzeige aufgenommen. Die Spurensicherung habe das Paket mitgenommen, den Schweinekopf aber bei Janzen gelassen.
Janzen hat im vergangenen Jahr mehrfach Drohungen aus der rechtsextremen Szene erhalten. Im Juni 2019 waren Aufkleber von „Adrenalin Braunschweig“ an die Wohnungstür des Mehrfamilienhauses, in dem Janzen mit seiner Familie lebt, geklebt und die Drohung „Wir töten dich! Janzen“ geschrieben worden. In einem Video auf Instagram hatte der stadtbekannte Rechtsextremist Lasse Richei in Anlehnung an die Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke (CDU) mit „Heute Walter, morgen Janzen“ gedroht. Im Oktober wurde die Tür von Janzens Haus beschmiert und Chemikalien in seinen Briefkasten gekippt.
Im vergangenen November mobilisierte die NPD zu einer Demonstration, die sich gegen zahlreiche Journalisten richtete, darunter auch David Janzen. Janzen kritisiert, dass derartige Fälle von der Polizei oftmals nicht ernst genommen würden. „Meine Erfahrung ist, dass es kaum Empathie und Verständnis für Betroffene gibt“, sagt er der taz.
Neonazis wenden bei Journalist*innen einen Zermürbungstaktik an. „Die massive Bedrohung entsteht ja, weil solche Vorfälle alle paar Wochen und Monate passieren“, sagt Janzen. Diese Zusammenhänge würden von Polizei und Justiz allerdings selten gesehen werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Analyse der US-Wahl
Illiberalismus zeigt sein autoritäres Gesicht
Biden hebt 37 Todesurteile auf
In Haftstrafen umgewandelt
Jahresrückblick Erderhitzung
Das Klima-Jahr in zehn Punkten