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Drohnen über FlughäfenDa ist was faul über Dänemark

Nach nächtlichen Drohnenflügen über mehreren Flughäfen spricht die Regierung von einem hybriden Angriff. Andere Fragen bleiben hingegen unbeantwortet.

Die Lage ist ernst: Pressekonferenz in Kopenhagen, nachdem erneut unbekannte Drohnen im dänischen Luftraum gesichtet wurden Foto: Nicolai Helms/reuters

Härnösand taz | Die Lage ist ernst, das sagt allein dieses Aufgebot auf der Pressekonferenz am Donnerstagmorgen live im dänischen Rundfunk: Der Verteidigungsminister, Justizminister, Militärchef und der oberste Polizeichef Dänemarks stehen da zusammen. Der Grund: Nur zwei Tage nach dem aufsehenerregenden Drohnenvorfall am Flughafen Kastrup in Kopenhagen wurden in der Nacht zu Donnerstag an mehren anderen dänischen Flughäfen sowie einer Militärkaserne Drohnen gesichtet.

Viele Fragen dazu bleiben vorerst unbeantwortet, aber eines ist laut Regierung klar: Es war ein hybrider Angriff. Ministerpräsidentin Mette Frederiksen teilte am frühen Nachmittag mit, sie habe mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte gesprochen.

Die zeitgleichen Drohnenflüge an mehreren Orten seien kein Zufall, sondern hätten System, sagte Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen. Das deute auf einen „professionellen Akteur“ hin. Aber: „Wer dahinter steckt, das können wir noch nicht sagen“, so der Minister. In welche Richtung geblickt wird, ist dennoch klar. Auch diese jüngsten Vorfälle wurden, wie der von Kopenhagen, in Zusammenhang gebracht mit anderen Geschehnissen über EU-Ländern in den vergangenen Wochen – also Drohnen über Polen und Rumänien, russische Kampfjets kurz vor der estnischen Hauptstadt Tallin.

Es handele sich um Ereignisse, die eine Gefahr für unsere Sicherheit und Freiheit darstellen können, sagte Lund Poulsen nun. Aber, betonte er, es gebe weiterhin keine direkte militärische Bedrohung. Am Dienstag hatte Ministerpräsidentin Frederiksen gesagt, man könne jedenfalls nicht ausschließen, dass Russland hinter dem Kastrup-Vorfall stecke, jetzt sagte Justizminister Peter Hummelgaard, man schließe keinen Akteur aus.

Abschuss zu riskant

Wie viele Drohnen in der Nacht genau unterwegs waren, ist laut Dänemarks oberstem Polizeichef Thorkild Fogde weiterhin unklar, ebenso, woher sie kamen und wohin sie verschwanden. Gemeldet wurden sie über den Flughäfen von Aalborg, Esbjerg, Sønderborg und Skrydstrup sowie der Kaserne in Holstebro.

Die dänische Gesellschaft bewegt die Frage, warum keine Drohne abgeschlossen wurde. Wie viele müssten es noch werden, bevor endlich etwas passiert?, fragte ein Journalist auf der Pressekonferenz. Militärchef Michael Hyldegaard sagte: Das Militär habe viele Möglichkeiten, Drohnen herunterzuholen, aber nach einer Gesamtbewertung habe man sich dagegen entschieden, aus Rücksicht auf die Sicherheit der Bevölkerung. So hatte es auch am Dienstag geklungen.

Ungeachtet solcher Sicherheitsbedenken soll es künftig mehr Möglichkeiten geben, Drohnen abzuschießen. Der Justizminister kündigte einen baldigen entsprechenden Gesetzesvorschlag an, der einen größeren Fokus auf Eigentümer von Infrastruktur legt.

Zudem soll die Drohnenbereitschaft der Polizei ausgeweitet werden. Sowohl Verteidigungs-, als auch Justizminister betonten am Donnerstag mehrfach, hybride Angriffe seien leider die neue Wirklichkeit. Und: Es gebe keine Wundermittel dagegen. Drohnenabwehr sei ein konstanter Wettlauf mit der Zeit, weil die technische Entwicklung so rasend schnell sei. Diesem Wettlauf wolle sich Dänemark nun mit neuen Anschaffungen stellen.

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