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Drogenpolitischer VorstoßCDU-Politiker für Cannabis-Freigabe

Mit der Legalisierung will der wirtschaftspolitische Sprecher der Unionsfraktion die Staatskassen füllen. Seine Partei sprich von einer „Einzelmeinung“.

Ist irgendwann vielleicht kein Fall mehr für die Spurensicherung, sondern für die Wirtschaftsprüfer: Eine deutsche Hanfplantage. Bild: dpa

BERLIN dpa | Die Grünen bekommen bei ihrer Forderung nach Freigabe von Cannabis zumindest vereinzelt Unterstützung aus der CDU. Der wirtschaftspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Joachim Pfeiffer, sprach sich für einen legalen und staatlich regulierten Markt für die Droge als Genussmittel aus. „Nur ein regulierter Markt für Cannabis kann organisierte Kriminalität wirksam bekämpfen“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme Pfeiffers mit seinem grünen Kollege Dieter Janecek.

Pfeiffer steht mit seiner Meinung in der Union allerdings weitgehend allein da. Die CDU/CSU-Fraktion sei weiter gegen eine Cannabis-Legalisierung, hieß es am Mittwoch. Eine klare Absage kam auch von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU).

Cannabis-Produkte sind in Deutschland verboten – im Gegensatz zu anderen Ländern. Sie gelten als illegale Suchtmittel. Besitz, Anbau und Handel stehen unter Strafe. Die Grünen fordern seit Jahren eine Legalisierung. Anfang März hatte die Bundestags-Fraktion einen Vorschlag für einen entsprechenden Gesetzentwurf vorgelegt.

Pfeiffer und Janecek bezweifeln, dass eine Kriminalisierung von Besitz und Erwerb von Cannabis-Produkten Sinn hat: „Zwischen ein und zwei Milliarden Euro geben wir in der Folge pro Jahr für die Strafverfolgung von Konsumenten aus, obwohl doch der eigentliche kriminelle Sektor im Zentrum unserer Anstrengungen stehen sollte.“

Mehr Steuereinnahmen, weniger Kosten

Beide argumentieren, ein staatlich regulierter Markt für Cannabis könnte dem Schwarzmarkt den Boden entziehen. Zweitens zeigten Beispiele erfolgreicher Liberalisierungen in anderen Staaten, dass mit Steuereinnahmen von bis zu zwei Milliarden Euro pro gerechnet werden könne. Hinzu kämen Einsparungen bei der Strafverfolgung.

„Das ist eine Einzelmeinung von Herrn Pfeiffer“, hieß es in der Unionsfraktion. Gesundheitsexperte Jens Spahn (CDU) sagte laut zeit.de, ein rein wirtschaftlicher Zugang greife zu kurz. Mit dem Argument, so könnten der Schwarzmarkt bekämpft und Steuern eingenommen werden, könnte man auch die Legalisierung von Heroin begründen. Natürlich könne man darüber reden, ob man den Besitz geringer Cannabis-Mengen straffrei stellt, sagte Spahn: „Das ist aber was anderes als eine umfassende Legalisierung.“

Gröhe kann nach eigenen Angaben keine Tendenz in der Union feststellen, „einer Freigabe von Cannabis das Wort zu reden“. Er könne eine Verharmlosung der gesundheitlichen Folgen dieses Rauschmittels nicht akzeptieren. Allerdings könne Cannabis bei der Schmerztherapie eingesetzt werden.

„Das falsche Zeug geraucht“

Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, sagte dem Radiosender SWRinfo, dass er nichts von einer Legalisierung hält: „Ich glaube manche Politiker haben das falsche Zeug geraucht, wenn sie mit einem solchen Unsinn in die Öffentlichkeit gehen.“ Cannabis-Konsum in Deutschland müsse in jeder Form strafbar bleiben.

Die Grünen begrüßten dagegen das gemeinsame Papier. Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt schrieb auf Twitter: „Da kommt Fahrt auf.“ Partei-Chef Cem Özdemir äußerte sich ebenfalls auf Twitter: „Viel Erfolg Joachim Pfeiffer in der CDU/CSU-Fraktion.“ Auch Linken-Experte Frank Tempel begrüßte, dass es Bewegung gebe.

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10 Kommentare

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  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Danke, CDU! Danke, Herr Wendt!

     

    Als ich die gestrige Meldung in obiger Angelegenheit vernahm, war ich doch sehr verwirrt. Ein CDU-Mitglied als Befürworter zur Legalisierung von Cannabis! Nun, man hat ja schon mal die sprichwörtlichen Pferde vor der Apotheke kot**n gesehen - aber das! Mein mühsam zu Recht gezimmertes Weltbild kam gehörig ins Wanken, das kann und darf doch nicht sein. Schließlich sind gesunde Feindbilder sinn- und strukturstiftend. Ein Segen, dass ich nicht lange warten musste, bis die Herren Spahn und Gröhe alles wieder ins rechte Licht rückten und zusammen mit Frau Mortler die Weißbierdominanz im deutschen Rausch zurecht rückten.

     

    Alles bleibt, wie es ist. Beruhigt konnte ich in der Erwartung eines veritablen Vaterschaftsbesäufnisses einschlafen.

  • Solange die Weißbierlutscher und Pharmalakaien ihren Herren hörig sind, wird sich an der Gesetzgebung nichts ändern.

    Erst müssen die durch echte Demokraten ersetzt werden.

  • 8G
    889 (Profil gelöscht)

    "Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, sagte dem Radiosender SWRinfo, dass er nichts von einer Legalisierung hält: „Ich glaube manche Politiker haben das falsche Zeug geraucht, wenn sie mit einem solchen Unsinn in die Öffentlichkeit gehen.“ Cannabis-Konsum in Deutschland müsse in jeder Form strafbar bleiben."

     

    Abgesehen davon, dass Cannabis-Konsum in Deutschland nicht strafbar ist und auch nie war: Ist der Mann betrunken, dass er so rumpöbelt?

    • @889 (Profil gelöscht):

      Jau, das hab' ich auch gedacht, als ich das gelesen müsste.

       

      Ausserdem, was hat die Meinung eines Gewerkschaftlers mit der ganzen Sache zu tun, sollten solche Leute schon Angst um ihr Arbeitsaufkommen haben,

      oder möchte evtl. der Herr die Lieblingsbeschäftigung seiner Getreuen nicht aufs Spiel setzen?

       

      Grüsse

      R.Asta

  • Mit der Argumentation "Schwarzmarkt austrocknen" und "Steuereinnahmen generieren" könnte man auch eine Markliberalisierung bezüglich Feuerwaffen, Sklavenhandel und letztlich so ziemlich alles fordern.

     

    Natürlich ist ein kontrollierter legaler Markt für Cannabis eine sinnvolle Forderung, allerdings nicht unter dem Gesichtspunkt, dass damit lustig Gewinne gemacht werden sollen. Im Gegenteil, die staatlichen Einnahmen aus dem Geschäft gehören zu 100% zweckgebunden für Suchtprävention und Aufklärung.

    So viel müsste man aus dem Problem mit der Tabakindustrie gelernt haben. Die Abhängigkeit des Staates (bzw. seiner politischen Elite) von den Einnahmen aus der Tabaksteuer (und in den USA auch aus den Strafzahlungen der Industrie) müssen wir nicht auch noch in Bezug auf das Cannabis-Geschäft haben. Immerhin sind Psychotrope Substanzen demokratietheoretisch immer problematisch, weil sie die Autonomie der Individuen gefährden. Von der gesundheitspolitischen Seite abgesehen.

     

    Hässlicherweise bleiben die Leute, die aus medizinischen Gründen eigentlich (dringend) legalen Zugang zu Cannabis bräuchten, bei dieser Diskussion mal wieder auf der Strecke bzw. werden zwischen bedröhnten Geschäftemachern und realitätsfremden Verbotsfetischisten zerrieben.

    • @Eric Manneschmidt:

      "Immerhin sind Psychotrope Substanzen demokratietheoretisch immer problematisch, weil sie die Autonomie der Individuen gefährden."

       

      Ohne Witz, den Satz hätte ich gerne genauer erläutert. Ich halte ihn für widersprüchlich.

       

      Ansonsten stimme ich Ihnen zu, kann Ihnen hier aber nicht folgen.

      • @Woolsheep:

        Psychotrope Substanzen beeinflussen die (Selbst-)Wahrnehmung von Menschen.

        Das kann u.U. (vielleicht) eine Bereicherung sein (wenigstens subjektiv), kann aber auch zu einer Loslösung von der 'Realität' bzw. der Gesellschaft drumherum führen. Dann schränkt es die Fähigkeit ein, rationale und empathische Entscheidungen zu treffen. Demokratie basiert auf der Annahme, dass ein ziemlich großer Teil der Bevölkerung zu solchen Entscheidungen in der Lage ist.

        Außerdem kann so ein Konsum zu Abhängigkeit führen, da stellt sich zusätzlich dann noch die Frage, wer die entsprechenden Substanzen kontrolliert und verkauft (im Sinne von: was muss ich tun, mit wem muss ich mich gut stellen, um da dran zu kommen).

        Bezeichnenderweise passiert Gewaltausübung gegen andere Menschen oft im Zusammenhang mit Drogenkonsum. Armeen und andere bewaffnete Gruppierungen nutzen den Zusammenhang und geben normalerweise solche Substanzen gezielt aus, damit ihre Angehörigen 'störende' moralische Barrieren überwinden und sich für allerlei Mordtaten umso leichter einsetzen lassen.

    • 8G
      889 (Profil gelöscht)
      @Eric Manneschmidt:

      "Immerhin sind Psychotrope Substanzen demokratietheoretisch immer problematisch, weil sie die Autonomie der Individuen gefährden."

       

      Inwiefern?

  • Wie und wo könnten dadurch Kleinbauern profitieren?

    • @Tecumseh:

      Indem sie Cannabis anbauen natürlich. Im- und Export kann man ja weiterhin verbieten.